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Erinnerung an die Opfer von Tschernobyl

26. April 2011

Die Ukraine gedenkt der Opfer von Tschernobyl. 25 Jahre nach dem Super-Gau kommen auch die Präsidenten der bis heute stark betroffenen Republiken Ukraine und Russland zu einem Trauergottesdienst in die Sperrzone.

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Zwei Kinder halten Kerzen vor dem Denkmal für die Strahlenopfer von Tschernobyl in der ukrainischen Hauptstadt Kiew (Foto: AP)
Trauerfeier in Kiew: Mit Kerzen vor dem MahnmalBild: AP

25 Glockenschläge ertönten in der Nacht auf Dienstag (26.04.2011) zum Auftakt der Gedenkfeiern in Kiew. Die Tschernobyl-Glocke in der ukrainischen Hauptstadt läutet traditionell zum Zeitpunkt der Explosion um 01.23 Uhr das Erinnern am Jahrestag der Reaktorkatastrophe ein. Mehrere hundert Ukrainer versammelten sich zu einem Gottesdienst nahe des Denkmals zu Ehren der Strahlenopfer. Darunter Hinterbliebene und ihre Kinder, aber auch überlebende Arbeiter der havarierten Atomanlage und sogenannte Liquidatoren, die nach der Explosion des Meilers bei den Aufräumarbeiten helfen mussten. Auch der ukrainische Ministerpräsident Mykola Asarow nahm an der Messe teil.

"Keine vergleichbare Katastrophe in Friedenszeiten"

Der von einem Sarkophag gestützten Reaktor Nummer vier in Tschernobyl (Foto: DW)
Havarie-Reaktor 4: Die Folgen für Mensch und Natur sind unübersehbarBild: DW

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill, der den Gottesdienst leitete, sagte, die Welt habe in friedlichen Zeiten keine Katastrophe erlebt, "die mit dem verglichen werden könnte, was in Tschernobyl passierte". Die Folgen für die Menschen und die Umwelt seien 500 Mal höher gewesen als durch die Atombombe von Hiroshima im Zweiten Weltkrieg.

Im Lauf des Tages will der Patriarch in einer Kirche in Tschernobyl einen weiteren Gottesdienst feiern. Damit wäre Kirill das erste Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, das die verstrahlte Sperrzone um das ehemalige Kernkraftwerk betritt.

Auch Russlands Präsident Dmitri Medwedew will gemeinsam mit seinem ukrainischen Kollegen Viktor Janukowitsch an dem Gottesdienst teilnehmen und am Unglücksreaktor Blumen niederlegen. Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko wollte nicht zu dieser Trauerfeier in die Sperrzone reisen. Weißrussland, die Ukraine und Russland sind die am schwersten von der Katastrophe betroffenen Länder.

In der ukrainischen Kleinstadt Slawutytsch, in die zahlreiche Kraftwerksarbeiter nach dem Unglück umgesiedelt worden waren, zündeten Bewohner Kerzen im Gedenken an die Opfer der Katastrophe an. Viele Trauernde knieten vor einem Denkmal nieder. Slawutytsch liegt etwa 50 Kilometer von dem Kraftwerkswrack entfernt. Die Stadt mit heute 25.000 Einwohnern wurde nach der Katastrophe für die Bewohner von Pripjat bei Tschernobyl gebaut, wo die Arbeiter des Kraftwerks lebten. Noch immer wohnen in Slawutytsch tausende Arbeiter, die täglich in das stillgelegte Kraftwerk fahren, um die Strahlung unter Kontrolle zu halten.

Ehrungen für die "Liquidatoren"

Umweltschützer lassen in St- Petersburg Papierfackeln aufsteigen (Foto: AP)
Erinnerung an die Strahlenwolke: Umweltschützer lassen in St- Petersburg Papierfackeln aufsteigenBild: AP

Bereits in der Nacht bestrahlte die Umweltorganisation Greenpeace den Reaktor 4 mit einer Lichtprojektion. Auch ein Totenkopf sowie Anti-Atomkraft-Slogans in Japanisch, Deutsch und Russisch waren zu sehen. In Lwiw in der Westukraine und in der russischen Ostseeregion Kaliningrad, dem früheren Königsberg, wurden Denkmäler für die Liquidatoren eingeweiht. Russische Umweltschützer wollten in Moskau vor der Zentrale des Kraftwerkbauers Rosatom für eine Abschaltung alter Reaktoren demonstrieren. Die Umweltorganisation Bellona zündete in St. Petersburg Fackeln aus Papier an, die in die Luft stiegen.

Nach der Reaktorexplosion am 26. April 1986 hatte eine kilometerhohe Feuersbrunst tagelang radioaktive Teilchen in die Luft geschleudert. Die Strahlenwolke breitete sich über weite Teile Europas aus. Bis heute sind Böden mit radioaktiven Stoffen belastet. Strahlengifte wie etwa Cäsium-137 können Krebs und andere Krankheiten erzeugen. Wie viele Menschen an den Folgen der Atomkatastrophe gestorben sind, ist völlig unklar. Die Zahlen schwanken zwischen 10.000 und weit mehr als 100.000. Der wirtschaftliche Schaden wird auf umgerechnet 124 Milliarden Euro geschätzt.

Autor: Rolf Breuch
Redaktion: Eleonore Uhlich