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Ermittler schließen Technik-Fehler nicht aus

29. März 2015

Nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeugs wird bislang von einer Schuld des Co-Piloten ausgegangen. Französische Ermittler verweisen nun aber auch auf die Möglichkeit eines technischen Defekts als Unglücksursache.

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Seyne-les-Alpe - die Absturzstelle der Germanwings-Maschine (Foto: rtr)
Bild: Reuters/French Interior Ministry/Handout

Nach Erkenntnissen der französischen Staatsanwaltschaft hat der 27-jährige Co-Pilot Andreas L. die Maschine am vergangenen Dienstag absichtlich zum Absturz gebracht, als der Flugkapitän das Cockpit verlassen hatte. Unabhängig davon untersuchen französische Experten auch die Möglichkeit eines technischen Defekts an dem Airbus A320. Die "Persönlichkeit" von L. sei eine "ernsthafte Spur" in den Ermittlungen, aber nicht die einzige, sagte der Leiter einer französischen Gendarmerie-Delegation bei der Polizei in Düsseldorf, Jean-Pierre Michel. Die Franzosen waren zum Informationsaustausch nach Düsseldorf geflogen.

"Derzeit kann die Hypothese eines technischen Fehlers nicht ausgeschlossen werden", machte Michel im französischen Sender BFMTV deutlich. Die Ermittlungen kämen voran, es fehlten aber noch "technische Details". Bei den gemeinsamen Ermittlungen sollten Erkenntnisse vom Absturzort und dem Flugverlauf mit Ergebnissen der deutschen Fahnder verknüpft werden, erklärte er. Bergungstrupps suchen an der Absturzstelle in den französischen Alpen weiter nach dem zweiten Flugschreiber.

Trauergottesdienst in Digne-les-Bains (Foto: Getty)
Trauerfeier für die Opfer des Absturzes in Digne-Les-Bains, wenige Kilometer vom Unglücksort entferntBild: Getty Images/T. Lohnes

Angeblich schwere psychische Probleme

Mehrere Medien veröffentlichten derweil weitere Einzelheiten aus dem Privatleben des Co-Piloten, der danach psychisch schwer krank gewesen sein soll und sich um seine berufliche Zukunft sorgte. Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" fanden Ermittler Belege für eine schwere "psychosomatische Erkrankung" des Co-Piloten. Der 27-Jährige sei "von mehreren Neurologen und Psychiatern behandelt worden", zitiert die Zeitung einen ranghohen Fahnder.

Bei der Durchsuchung der Wohnung des Germanwings-Piloten in Düsseldorf hätten die Beamten eine Vielzahl von Medikamenten zur Behandlung der psychischen Erkrankung sichergestellt. Hinweise auf Rauschmittel oder eine Abhängigkeit von Drogen und Alkohol gebe es nicht. Andreas L. litt demnach unter einem "starken subjektiven Überlastungssyndrom" und war depressiv. Polizei und Staatsanwaltschaft in Düsseldorf lehnten eine Stellungnahme dazu ab.

Hat Andreas L. seine Tat 2014 angedeutet?

Laut "Bild am Sonntag" litt der junge Mann auch unter massiven Sehstörungen. Er habe sich deshalb in ärztliche Behandung begeben, schreibt das Blatt. Ob diese Probleme organischer oder psychosomatischer Natur gewesen seien, werde derzeit geprüft.

Die "Bild"-Zeitung berichtete zudem von einem Gespräch mit einer Stewardess, die laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr mit Andreas L. eine Beziehung hatte. Die 26-Jährige bezeichnete ihren Ex-Freund als einen "netten und aufgeschlossenen Menschen", der sich zeitweise sehr kritisch zu seiner beruflichen Situation geäußert und von "zu wenig Geld, Angst um den Vertrag und zu viel Druck" gesprochen habe. Dann sei er immer zu "einem anderen Menschen" geworden. Einmal habe er zu ihr gesagt: "Eines Tages werde ich etwas tun, was das ganze System verändern wird, und alle werden dann meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten."

Airbus-Chef kritisiert TV-Talkshows

Der Vorstandsvorsitzende des Luftfahrtunternehmens Airbus, Tom Enders, übte unterdessen scharfe Kritik an den TV-Talkshows nach dem Crash des Flugs 4U 9525. "Was wir kritisch hinterfragen sollten, ist das Unwesen, das manche 'Experten' vor allem in TV-Talkshows treiben." Teilweise werde dort ohne Fakten spekuliert, fantasiert und gelogen. Oft werde hanebüchener Unsinn verbreitet. "Das ist eine Verhöhnung der Opfer", sagte Enders der "Bild am Sonntag". Der Airbus A320 war auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf an einer Felswand in den französischen Alpen zerschellt. Am 17. April soll im Kölner Dom mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt der 150 Absturzopfer gedacht werden.

se/wl (rtr, afp, dpa)