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Hoffen auf die Blackbox

1. November 2015

Nach dem Absturz des russischen Passagierflugzeugs in Ägypten hoffen die Ermittler auf eine schnelle Aufklärung. Das könnte gelingen, denn Flugschreiber und Stimmenrekorder sind offenbar nur wenig beschädigt.

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Wrackteile des Airbus A321 an der Absturzstelle auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Str

Auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel, wo die Maschine abstürzte, haben die Sicherheitskräfte ihre Suche nach den Todesopfern ausgeweitet. Ein an den Bergungsarbeiten beteiligter Militäroffizier sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP, bislang seien 163 Leichen gefunden worden.

Opfer des Airbus-Absturzes in Ägypten werden in ein Flugzeug gebracht (Foto: AFP)
Bergung auf dem Sinai: Die Suche nach den Absturzopfer wurde ausgedehntBild: picture-alliance/dpa/A. Maltsev

Weil sogar noch in acht Kilometern Entfernung die Leiche eines Kindes gefunden worden sei, werde die Suche nach sterblichen Überresten nun auf einen Umkreis von 15 Kilometern um die Absturzstelle ausgedehnt.

Überführung nach Russland

Aus Russland flogen eigene Ermittler nach Ägypten, darunter auch Verkehrsminister Maxim Sokolow. Das Katastrophenschutzministerium in Moskau teilte mit, die ägyptischen Behörden hätten alle bisher geborgenen Leichen von der Absturzstelle in die Hauptstadt Kairo gebracht. Zur Identifizierung der Opfer hätten die russischen Behörden DNA-Proben von Verwandten genommen. Die ersten sterblichen Überreste sollten spätestens am Montag nach St. Petersburg gebracht werden.

Der Airbus A321 der russischen Fluggesellschaft Kogalimawija war am Samstag auf dem Weg nach St. Petersburg, als er kurz nach dem Start im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich vom Radar verschwand und kurz darauf im bergigen Norden des Sinai abstürzte. Alle 224 Menschen an Bord kamen ums Leben. Die meisten Fluggäste waren russische Urlauber.

Blackboxes nur gering beschädigt

Warum das Flugzeug verunglückte und was genau an Bord geschah, soll nun die Auswertung des Flugschreibers und des Stimmenrekorders ergeben. Beide seien nach erstem Augenschein nur gering beschädigt, sagte Verkehrsminister Maxim Sokolow nach seiner Ankunft in Kairo. Die noch versiegelten Flugschreiber würden entweder in Russland oder in Ägypten untersucht.

Unmittelbar nach dem Unglück hatten ägyptische Sicherheitskreise erklärt, man gehe von einem technischen Defekt aus. Es gebe weder Hinweise auf einen Abschuss noch auf eine Bombe an Bord. Wenig später teilte jedoch der ägyptische Ableger der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, er habe die Maschine über dem Sinai zum Absturz gebracht. Die "Soldaten des Kalifats haben es geschafft, ein russisches Flugzeug in der Provinz Sinai" zu Boden zu bringen, erklärte die IS-Gruppe. Ziel der Kämpfer seien russische "Kreuzfahrer" an Bord gewesen. "Dank Gottes Hilfe wurden sie alle getötet." Dies sei eine Racheaktion für die russische Intervention in Syrien. Russland hatte Ende September mit Luftangriffen auf den IS in Syrien begonnen.

Fluggesellschaften wollen den Sinai meiden

Dem hatte Sokolow widersprochen. "Diese Information kann nicht als korrekt betrachtet werden", sagte der Verkehrsminister, nachdem die ersten Berichte über einen möglichen Abschuss durch den IS kursierten. Nach Angaben von Militärexperten verfügen die IS-Kämpfer auf dem Sinai nicht über Boden-Luft-Raketen, die ein Flugzeug in einer Höhe von 30.000 Fuß (rund 9100 Meter) treffen könnten, auf der die russische Maschine bei ihrem letzten Funkkontakt geflogen war. Die Experten schlossen aber eine Bombe an Bord oder einen Abschuss durch eine Rakete nicht aus, sollte das Flugzeug wegen technischer Probleme über der Sinai-Halbinsel in den Sinkflug gegangen sein.

Auf dem Sinai kämpfen islamistische Gruppen, die sich der IS-Miliz angeschlossen haben, gegen ägyptische Sicherheitskräfte. Seit 2013 wurden dabei hunderte Polizisten und Soldaten getötet. Mehrere Fluggesellschaften wollen den Sinai nun meiden. Air France, Lufthansa und Emirates kündigten an, vorerst nicht mehr über die Halbinsel am Mittelmeer zu fliegen.

cw/ml (dpa, afp)