Ermittlungen gegen VW Brasilien
30. Mai 2022Volkswagen sieht sich Medienberichten zufolge in Brasilien mit einem Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen aus der Zeit der Militärdiktatur (1964-1985) konfrontiert.
Wie NDR, SWR und Süddeutsche Zeitung am Sonntag unter Berufung auf die Ermittlungsakten berichteten, werden der brasilianischen VW-Tochter die Ausbeutung von Sklavenarbeit, Menschenhandel und systematische Menschenrechtsverletzungen in hunderten Fällen vorgeworfen. Die Vorwürfe beziehen sich den Angaben zufolge auf den Zeitraum von 1974 bis 1986.
In dieser Zeit habe der Autobauer die Farm Companhia Vale do Rio Cristalino am Rande des Amazonasbeckens aufgebaut, hieß es in dem Bericht. Die rund 140.000 Hektar große Farm im brasilianischen Bundesstaat Pará sollte der Einstieg des Autobauers in das Fleischgeschäft sein - auf Einladung der brasilianischen Militärdiktatur, die Steuererleichterungen anbot.
Die Verbrechen sollen dort an Leiharbeitern verübt worden sein, die für die Rodungsarbeiten eingesetzt worden seien - den Angaben zufolge wohl mit Wissen des VW-Vorstands in Wolfsburg. "Das war eine Form moderner Sklaverei", so der zuständige Staatsanwalt Rafael Garcia in Rio de Janeiro.
Anhörung am 14. Juni 2022
Der Konzern sei nun am 19. Mai über das Verfahren in Kenntnis gesetzt und zu einer Anhörung am 14. Juni vor dem Arbeitsgericht in der Hauptstadt Brasília vorgeladen worden, so die Berichte weiter.
Volkswagen erklärte auf Anfrage: "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns aufgrund eines möglichen juristischen Verfahrens in Brasilien nicht weitergehend äußern." Der Konzern versicherte, "die etwaigen Vorkommnisse", auf die sich die Untersuchung der Ermittlungsbehörden beziehen, "sehr ernst" zu nehmen.
Vorwürfe, der Konzern habe während der Militärdiktatur in Brasilien Menschenrechte verletzt, sind nicht neu. Eine von VW in Auftrag gegebene Studie von Historikern bestätigte 2017, dass der Konzern die Militärdiktatur aktiv unterstützt hat. Im Jahr 2020 zahlte VW eine Entschädigung an Opfer der Diktatur.
bea/hb (rtr,afp)