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Erneut Tote bei Flüchtlingsunglück

26. Mai 2016

Nachdem der Flüchtlingsandrang aus der Türkei abgeflaut ist, rücken die Tragödien auf der Route nach Italien wieder in den Blick. Erneut kentert ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer - wieder gibt es viele Tote.

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Mittelmeer: Flüchtlinge Rettungsaktion (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Marina Militare

Bei einem erneuten Flüchtlingsunglück im Mittelmeer sind bis zu 30 Menschen ums Leben gekommen. Ein luxemburgisches Flugzeug habe 65 Kilometer vor der libyschen Küste ein gekentertes Boot entdeckt, teilte ein Sprecher der EU-Marinemission "Sophia" mit, die im Mittelmeer gegen Schlepper vorgeht. Rund hundert Flüchtlinge seien rund um das Boot im Meer geschwommen, während 20 bis 30 Leichen im Wasser getrieben seien.

Schon über 1300 Tote in diesem Jahr

Ein spanisches Flugzeug habe Rettungsgerät abgeworfen, später seien zwei Boote der italienischen Küstenwache und ein spanisches Marineschiff zur Unglücksstelle gefahren und hätten mehr als 80 Flüchtlinge geborgen.Die italienische Küstenwache erklärte, sie koordiniere seit Donnerstagmorgen etwa 20 Rettungseinsätze, bei denen insgesamt etwa 2600 Menschen in Sicherheit gebracht worden seien.

Hundert Tote bei Unglück vom Vortag befürchtet

Erst am Mittwoch waren fünf Menschen ertrunken, als ihr völlig überladenes Boot beim Herannahen eines italienischen Marineschiffs kenterte (Artikelbild). 562 Menschen konnten jedoch gerettet werden. Die Zahl der Todesopfer liegt möglicherweise deutlich höher als zunächst angenommen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) berichtet unter Berufung auf Überlebende, die nach ihrer Ankunft im sizilianischen Porto Empedocle befragt wurden, von rund hundert Vermissten.

IOM-Sprecher Flavio Di Giacomo sagte, die Überlebenden hätten ausgesagt, die Vermissten seien im Rumpf des gekenterten Bootes gewesen. Die Mehrheit von ihnen seien Marokkaner gewesen, eine Nationalität, die bisher unter den Flüchtlingen aus Libyen kaum vertreten war.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR kamen zwischen dem 1. Januar und dem 25. Mai fast 38.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien. Mindestens 1370 Flüchtlinge kamen in diesem Zeitraum bei der gefährlichen Überfahrt ums Leben. Dies waren 24 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum im Vorjahr, als 1792 Menschen bei Schiffsunglücken starben.

"Sea Watch" warnt vor Massenflucht

Der Rückgang könnte jedoch trügerisch sein: Die private Flüchtlingshilfe-Organisation "Sea Watch" warnt vor einer Massenflucht über das Mittelmeer nach Europa. "Nach offiziellen Schätzungen befinden sich momentan hunderttausende Menschen in nordafrikanischen Ländern, vorwiegend Libyen, und warten auf die Überfahrt nach Europa", sagte der Initiator Harald Höppner der Deutschen Presse-Agentur. Bei den Einsätzen der vergangenen Wochen habe das Schiff der Initiative, die "Sea Watch 2", mehrere hundert Menschen aus Seenot gerettet.

"Bei anhaltend gutem Wetter erwarten wir einen massiven Verkehr an Flüchtlingsbooten von Libyen aus." Die Dunkelziffer an Opfern sei vermutlich weitaus höher als die offiziellen Zahlen, "denn Boote, die nicht gefunden werden, werden auch nicht registriert".

cr/qu (dpa, afp)