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Zucker killt wichtige Darmbakterien

20. September 2022

Was wir essen beeinflusst unser Mikrobiom im Darm - und unsere Gesundheit. Ein Mäuseversuch zeigt, dass Zucker bestimmte Darmbakterien tötet, die Fettleibigkeit und Krankheiten vorbeugen. Also nie wieder Schokolade?!

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Nahaufnahme Gummibärchen
Zu viele Süßigkeiten sind das Eine. Ein Großteil des Zuckers, den wir zu uns nehmen, versteckt sich allerdings in Fertiggerichten.Bild: Eibner-Pressefoto/picture alliance

Schokolade, Kekse und Kuchen - lecker ja, gesund nein. Dass zu viel Zucker schlecht für unsere Gesundheit ist, gehört zwar zu den unbeliebten Realitäten, ist aber kein Geheimnis. Als ebenso gesichert gilt die Erkenntnis, dass unser Essen auf dem Weg durch unsere Verdauungsorgane Spuren hinterlässt und das sich im Darm tummelnde Leben beeinflusst.

Nun haben Forschende der Columbia University in New York im Fachblatt "Cell" eine Studie veröffentlicht, die zeigt, welchen Einfluss Zucker auf das Darmmikrobiom von Mäusen hat - und in der Folge sogar auf das Immunsystem. 

Gute Bakterien, schlechte Bakterien

Im Darm leben Bakterien, die für den Anstieg bestimmter Immunzellen verantwortlich sind, sogenannter T-Helferzellen - oder noch genauer: Th17-Zellen. Die Wissenschaftler beobachteten, dass diese Immunzellen die Aufnahme von Fett im Darm der Mäuse regulieren. 

Die Forschenden stellten zudem fest, dass eine besonders zuckerhaltige Nahrung das Wachstum bestimmter Bakterien fördert, die wiederum das immunstärkende Mikrobiom abtöten. In der Folge gelangte mehr Fett durch die Darmschleimhäute in den Körper der Mäuse. Die Tiere wurden nicht nur übergewichtig, sondern auch krank.

"Wie sich Zucker auf den menschlichen Darm auswirkt, ist noch nicht gut bekannt", sagt Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin der Universität Lübeck. Mäusestudien gebe es viele, die Darm-Datenlage in Bezug auf den Menschen ist eher mau. Klar ist dennoch: Zu viel Zucker ist definitiv ungesund.

Zucker: Die Dosis macht das Gift

Wer in einem schwachen Moment das Süßigkeitenregal plündert und mitsamt Schokolade und Limonade den Tag auf der Couch verbringt, wird trotzdem nicht sofort krank.

Christian Sina will den Zucker deshalb nicht komplett verteufeln. "Die Prise Zucker, mit der Sie den Kaffee nachsüßen, ist nicht das Problem", sagt der Ernährungsmediziner. Nur bleibt es zu selten bei der Prise.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rätdazu, den Zuckerkonsum auf etwa 25 Gramm pro Tag zu reduzieren. Das wären immer noch sechs Teelöffel. Eine Erhebung des Centers of Disease Control and Prevention (CDC) zwischen den Jahren 2017 und 2018 ergab allerdings, dass die US-Amerikaner im Durchschnitt 17 Teelöffel Zucker pro Tag konsumierten. 

Prozessierte Lebensmittel enthalten viel Zucker

Problematisch sind hier nicht nur Kuchen, Kekse und Schokoladenriegel - Dinge, die für ihren hohen Zuckergehalt bekannt sind. Sogenannte "versteckte Zucker", wie sie in prozessierten Nahrungsmitteln vorkommen, lassen die Anzahl der Teelöffel Zucker nach oben klettern. Wer viel Fertigessen zu sich nimmt, hat sein Zuckerlimit ganz schnell überschritten.

Daraus ergibt sich schnell ein Teufelskreis: Zuckerhaltiges Essen lässt den Blutzuckerspiegel nicht nur schnell steigen, sondern auch schnell wieder fallen. Die Unterzuckerung, die darauf folgt, heizt den Appetit auf Süßes erneut an. 

Neben Fettleibigkeit sind Herz-Kreislauferkrankungen durch hohe Blutzucker- und Blutfettwerte die Folge. Daraus resultieren Herzinfarkte, Schlaganfälle und Diabetes-Typ-2.

Keine guten Alternativen

Honig, Agavendicksaft oder künstliche Süßstoffe wie Saccharin hätten jeweils ihre Vorteile, so Sina. "Unproblematisch sind diese Alternativen zum raffinierten Zucker aber auch nicht." Honig und Agavendicksaft enthalten ebenfalls viel Glukose, also Zucker.

Sollten sich die Ergebnisse der Mäusestudie irgendwann auch im Versuch mit Menschen bestätigen, wird Zucker von der WHO oder Ernährungsmedizinern vielleicht nochmal neu bewertet werden müssen. 

Doch auch die vorliegenden Daten sprechen eine eindeutige Sprache: Weniger ist mehr. "Wir müssen weg von dem Gefühl, dass Süßes gut für uns ist", sagt Ernährungsmediziner Sina deshalb. Jedenfalls nicht täglich und in großem Ausmaß.