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Ernährungssicherung trotz Kraftstoff-Produktion

Jan D. Walter4. Juli 2012

Die Ernährungssituation ist in vielen Teilen der Welt prekär. Gleichzeitig dienen Ackerflächen nicht nur dem Anbau von Lebensmitteln. Ein Thema auf den Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen.

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Zuckerrohrernte in Brasilien (Foto: AP)
Bild: AP

Sogar die chemische Industrie werde irgendwann auf nachwachsende Ressourcen angewiesen sein, sagte Jordi Tormo, Vizepräsident der BASF-Landwirtschaftssparte, bei den 30. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen in Frankfurt voraus. BASF, Evonik und andere Chemiekonzerne forschten schon jetzt, wie erdölbasierte Kunststoffe künftig durch wirtschaftliche Pflanzenprodukte ersetzt werden können.

Kunststoff aus Pflanzen - das klingt erst mal gut. Doch könnte diese Entwicklung nicht noch mehr Konkurrenz für den Anbau von Lebensmitteln bedeuten? Schon heute wird heftig über die Herstellung von Bio-Kraftstoffen aus Rapsöl und Ethanol diskutiert.

Keine Konkurrenz

Nein, meint Maria Beatriz Costa, Chefin einer brasilianischen Marketingfirma, die für ökologische Landwirtschaft wirbt. Bei richtiger Umsetzung sei das kein größeres Problem: "Ich glaube nicht, dass es diese Konkurrenz bei richtiger strategischer Planung überhaupt geben muss." Sie fügt aber auch hinzu: "Wir haben keine weiteren Ressourcen zu verschenken. Wir fahren den Planeten schon im roten Bereich."

Statt auf staatliche Regelungen setzt Costa auf die Verantwortung der Verbraucher. "In Brasilien wächst das Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise. Je anspruchsvoller die Verbraucher werden, umso mehr werden sie die Unternehmen dazu veranlassen, ihnen nachhaltige Produkte anzubieten. Deshalb müssen wir ihnen vor allem genug Informationen geben, damit sie selbst entscheiden können, welche Produkte sie konsumieren."

Maria Beatriz Costa, Chefin von Planeta Orgânico und Christian Grugel vom deutschen Landwirtschaftsministerium (Foto: Jan D. Walter)
Maria Beatriz Costa, Chefin von Planeta Orgânico und Christian Grugel vom deutschen LandwirtschaftsministeriumBild: DW/Jan D. Walter

Neue Möglichkeiten

Entwarnung gibt auch Christian Grugel, der im Bundeslandwirtschaftsministerium für Innovationen zuständig ist. Ob Energie und Lebensmittel um Ackerfläche konkurrierten, komme immer auf die Form der Nutzung an, sagt Grugel und gibt ein Beispiel: "In Deutschland etwa kann man den energetischen Teil von Gülle und Stallmist in einer Biogasanlage nutzen, bevor man sie als Dünger wieder auf die Felder bringt. Hier kann man also einen Zusatznutzen generieren, ohne in eine ernsthafte Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion zu treten."

Außerdem sei das landwirtschaftliche Potenzial der Welt noch nicht am Ende. In Brasilien etwa liege die Produktivität der Zuckerrohrfelder weit hinter der anderer Länder zurück. Zudem müsse das Land seine Wasserressourcen intelligenter nutzen als bisher.

Biogasanlage in der Nähe von Euskirchen (Foto: Charlotte Gerling/DW)
Biogasanlage in der Nähe von Euskirchen im RheinlandBild: Charlotte Gerling / DW

Effiziente Bewässerung

Durch effiziente Bewässerung werde auch bisher kaum kultiviertes Land nutzbar. "Vorbildliche Projekte mit Tröpfchenbewässerung gibt es in Israel, wo in großem Umfang in der Wüste Plantagen betrieben werden", sagt Grugel. "Das würde sich auch für die trockenen Regionen Brasiliens anbieten."

Die internationalen Kooperationsmöglichkeiten sind seiner Einschätzung zufolge vielfältig und sollten in multilaterale Prozesse münden. "In gemeinsame Projekte zum Beispiel im südlichen Afrika könnte Brasilien seine Erfahrung mit der Klimazone und Deutschland seine Technikkompetenz einbringen. Mit dem Wissen der Drittstaaten über ihre Bevölkerung und Wirtschaft könnten wir einen wirksamen Beitrag zur Welternährung leisten", so Grugel. Um die Ernährung global zu sichern, sei außerdem vor allem eines nötig: den Kleinbauern in den sich entwickelnden Staaten ein Einkommen zu geben.