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Erster Test für Hillary Clinton

Gero Schließ, Washington13. Oktober 2015

Die Republikaner haben das Spektakel schon hinter sich, jetzt stellen sich die demokratischen Präsidentschaftsbewerber vor die Kameras. In erster Reihe: Die schwächelnde Favoritin Clinton und ihr Herausforderer Sanders.

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USA Iowa Rede Hillary Clinton Wing Ding Dinner
Bild: Reuters/J. Young

"So eine Debatte kann eine Karriere zerstören oder jemanden erst zu einem glaubwürdigen Kandidaten machen", sagt Constanze Stelzenmüller von der Washingtoner Brookings Institut im Interview mit der Deutschen Welle. Die bisherigen beiden Präsidentschaftsdebatten der Republikaner hatten zwar nicht diesen dramatischen Effekt, doch haben sie den Aufstieg des schillernden Milliardärs Donald Trump nicht stoppen können. Und der aggressiv-polarisierende Tonfall unter den mittlerweile noch 15 republikanischen Bewerbern hat sich weiter zugespitzt. Bei den Demokraten gingen die fünf Präsidentschaftsbewerber bisher pfleglicher miteinander um und vermieden direkte Konfrontation. Das könnte sich jetzt ändern.

Clinton bleibt die Favoritin

Joe Biden (Foto: picture-alliance/AP Photo/N. Ut)
Vize-Präsident Joe Biden hat sich noch nicht erklärtBild: picture-alliance/AP Photo/N. Ut

Hillary Clinton ist vor der ersten TV-Debatte der Demokraten immer noch die Favoritin und hat in der jüngsten CBS-Umfrage wieder Boden gutgemacht. Startete sie noch Anfang des Jahres aus einer uneinholbar scheinenden Position um die 70 Prozent Zustimmung unter demokratischen Wählern, sieht CBS sie jetzt bei 46 Prozent, 19 Prozent vor Bernie Sanders, dem langjährigen Senator aus dem US-Bundesstaat Vermont. Vizepräsident Joe Biden, der bis heute eine Bewerbung offen gelassen hat und nicht an der Debatte teilnimmt, kommt auf 16 Prozent.

Bliebe Biden dem Rennen fern, würde das Clinton helfen, dann käme sie laut CBS auf 56 Prozent und Sanders auf 32 Prozent. Alle drei anderen demokratischen Bewerber sieht Constanze Stelzenmüller "unter ferner Liefen".

Clinton profitiert von Schwäche der anderen

Für den Sender CNN, der die Debatte live aus Las Vegas übertragen wird, hält Hillary Clinton derzeit "die besseren Karten in der Hand", so einer der Moderatoren des Senders, der die Zuschauer schon einmal mit den Bühnendetails in Las Vegas bekannt macht: Entsprechend wird die frühere Außenministerin und Senatorin des US-Bundestaates New York den zentralen Platz auf der Bühne einnehmen. Doch für die New York Times reflektieren Clintons derzeit wieder besseren Umfragedaten "nicht ihre Stärke, sondern eher den Mangel an einer starken Alternative." Dass der beim Volk beliebte Vizepräsident Biden doch noch ins Rennen geht, halten viel Beobachter für immer unwahrscheinlicher, je länger er zögert.

Sanders überraschende Popularität

Bernie Sanders (Foto: Getty Images/S. Eisen)
Der "altmodische Altlinke" Bernie SandersBild: Getty Images/S. Eisen

Bernie Sanders trauen sie trotz gelungener Kampagne am Ende keinen Sieg zu. Dennoch: Die große Überraschung ist, wie schnell sich Außenseiter Sanders zu einem Konkurrenten für Hillary Clinton hochgearbeitet hat. "Er ist eigentlich ein ganz altmodischer Altlinker. Und es ist schon erstaunlich, dass Bernie Sanders überhaupt soweit gekommen ist und dass er soviel Geld eingeworben hat", findet Constanze Stelzenmüller. Gewerkschaftsnahe Positionen etwa beim Mindestlohn, in der Sozialpolitik oder gegenüber der Finanzindustrie in der Wallstreet haben ihn populär gemacht. Überall im ganzen Land haben sich Sanders-Komitees gegründet, um den Wahlkampf des vielfach als "Sozialisten von Vermont" bezeichneten Sanders zu unterstützen.

"Er reflektiert eine Stimmung der Unzufriedenheit innerhalb der demokratischen Partei und auch Unzufriedenheit mit der Kandidatin Hillary Clinton. Das ist sicher ein großes Warnzeichen für sie", so Stelzenmüller. Dennoch ist es noch ein weiter Weg für Sanders zu einer Mehrheit in Amerika, auch wenn er als Redner mitzureißen weiß und wie ein Volkstribun auftreten kann. "Ihm ist klar, dass er sich einem großen Publikum vorstellen muss, dass nicht viel über ihn weiß", sagte Tad Devine, Chefberater aus dem Sanders-Team, gegenüber dem Wall Street Journal.

Constanze Stelzenmüller
Constanze Stelzenmüller, Brookings Institut WashingtonBild: German Marshall Fund

Die Debatte

Bei der Debatte werden Sanders und Clinton versuchen, sich voneinander abzugrenzen, vermutet Constanze Stelzenmüller. Während Sanders seine Konkurrentin als wenig vertrauenswürdige "Vertreterin des alten Establishments" hinstellen wird, dürfte Hillary Clinton laut Stelzenmüller darauf verweisen: "Ich bin die Einzige, die Erfahrung hat. Ich bin eine sichere Bank" - und dass in Zeiten, wo im republikanischen Lager einige "sehr eigenartige, narzistische Persönlichkeiten" seien, die wenig Bezug zur politischen Wirklichkeit hätten, so Stelzenmüller mit Verweis auf den umtriebigen Milliardär Donald Trump, der die Riege der republikanischen Präsidentschaftsbewerber seit Wochen dominiert. "Hillary wird versuchen, ihren linken Herausforderer Bernie Sanders in dieselbe Ecke zu stellen: Unzuverlässig, unerfahren, wilde Ideen, aber nicht sicher für Amerika", vermutet Stelzenmüller. Unbestritten ist Sanders in der Außen- und Sicherheitspolitik ein unbeschriebenes Blatt. Hillary Clinton ist dagegen eine der erfahrensten Politikerinnen der USA.