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Erstflug mit Kampfansage

Steffen Weyer, Gerd Roth (dpa)14. Juni 2013

Bilderbuchstart, problemloser Flug, jubelnde Mitarbeiter. Die erfolgreiche Premiere des A350 kurz vor der Pariser Flugmesse Le Bourget heizt den Kampf um Marktanteile zwischen Airbus und Boeing kräftig an.

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Erstflug des Airbus A 350 Aufnahme: Toulouse, 14.6.2013 Quelle: Airbus S.A.S. Photo by e*m company Frei zur Verwendung für Pressezwecke
Airbus A 350Bild: Airbus S.A.S./e*m company/P. Masclet

Die Startphase ist kurz. Rund 15 Sekunden beschleunigt die A350 auf der Rollbahn Toulouse-Blagnac Richtung Nordwest. Kurz nach 10:00 Uhr ist es soweit: Das neue Vorzeigemodell von Airbus ist erstmals in der Luft und fliegt dem noch leicht bewölkten Himmel entgegen. Hinter sich lässt der Flieger nicht nur Ovationen der Airbus-Mitarbeiter auf dem Rollfeld, sondern auch lange Entwicklungsjahre mit Rückschlägen und Terminverschiebungen.

Die Flugzeugbauer sind begeistert, nach exakt vier Stunden setzt der neue Riesenvogel wieder zur Landung an. "Es ist einfach fantastisch", jubelt Airbus-Chef Fabrice Brégier. Mit dem hochmodernen Flieger will sich der europäische Flugzeugbauer entscheidende Anteile im Langstreckenmarkt sichern.

Konkurrenz kommt aus den USA: Die bewährte Boeing 777 soll als Neuauflage 777-X sparsamer werden. Zum anderen die hochmoderne, von Pannen geplagte Boeing 787 "Dreamliner". Der Traumflieger hat nach langem Flugverbot noch einen Imageschaden. "Ich wollte vor der Airshow fliegen", sagte Airbus-Chef nach dem Erstflug. Entsprechend zufrieden wirkte er nach dem erfolgreich absolvierten Jungfernflug.

Im Landeanflug: A350 bei der Ankunft nach dem erfolgreichen Testflug (Foto: EPA/GUILLAUME HORCAJUELO)
Der A350 bei der Ankunft nach dem erfolgreichen TestflugBild: picture-alliance/dpa

Showfliegen für Milliardenaufträge

Schon in der kommenden Woche geht es bei der Pariser Flugschau um knallharte Zahlen. In Le Bourget erwartet Thomas Enders, Chef Airbus-Mutter EADS, einige Hundert Bestellungen für Airbus. Erst kürzlich hat die Konzernspitze ihre Zielvorgabe für 2013 von 700 auf 800 Maschinen heraufgesetzt. Enders sieht weiter Luft nach oben: "Es gibt immer noch Raum für Spontanität."

Airbus und Boeing zelebrieren den Tanz um Kaufabsichten, Bestellungen und Auslieferungen. Auch die Amerikaner rechnen für die Flugzeugmesse mit vielen Zahlen. Airbus werde sich Mühe geben, "die Fans zu unterhalten", prophezeit Boeing-Marketingmanager Randy Tinseth, "für uns ist das eine von 52 Wochen des Jahres." Bei den Aufträgen geht es schnell um Milliardensummen.

Der Airbus A350 steht in seiner teuersten Variante mit rund 250 Millionen Euro in der Preisliste. Der Markt ist riesig: Boeing sieht für die nächsten 20 Jahre weltweit einen Bedarf von gut 35 000 neuen Flugzeugen. Das entspricht einem Umsatz von 3,4 Billionen Euro.

Im Anflug: Boeing 787 "Dreamliner" (Foto: Getty Images)
Konkurrent aus den USA: Boeing 787 "Dreamliner"Bild: Getty Images

Hohes Risiko

Wer das Geschäft machen will, muss auf Fluggesellschaften in aller Welt hören: leichter, leiser, sparsamer und komfortabler soll auch die A350 sein. Boeing hat mit dem "Dreamliner" vorgelegt. Die A350 soll nun ein Viertel weniger Kerosin verbrauchen als herkömmliche Maschinen dieser Größe. Wie "Dreamliner" und das Airbus-Flaggschiff A380 soll die A350 auch die Ohren von Passagieren und Flughafenanrainern schonen. "Haben Sie bemerkt, was Sie nicht gehört haben?", fragt Airbus-Verkaufschef John Leahy nach dem Start.

Die riesigen Flieger können für Flugzeugbauer und Fluglinien ein langjähriges Risiko bedeuten. So berichtet das "Wall Street Journal" über die Probleme mit dem vierstrahligen Vorgängermodell A340. Die A340 habe sich nur mit großen Zugeständnissen und Rücknahmegarantien verkaufen lassen. Auch die Lufthansa will sich von ihren 63 Maschinen des Typs trennen. Als Ersatz hat Konzernchef Christoph Franz die A350 im Auge, aber auch die Konkurrenzmodelle von Boeing.

Konkurrenz auch aus Russland und China

Bei der Luftfahrtmesse in Paris erwarten die Veranstalter ab Montag gut 2200 Aussteller und mehr als 350 000 Besucher. Neben Passagierflugzeugen werden dort auch Kampfflieger wie der Eurofighter zu sehen sein. Airbus zeigt seinen Militärtransporter A400M, der nach mehrjähriger Verspätung noch vor der Sommerpause an die französische Luftwaffe ausgeliefert werden soll. Auch Aufklärungs- und Kampfdrohnen aus aller Welt sind dort zu sehen, die Aufklärungsdrohne "Euro Hawk" mangels Flugerlaubnis für den deutschen Luftraum allerdings nicht. Andere unbemannte Fluggeräte sind von EADS-Cassidian aber angekündigt.

Menschen laufen über die PariserLuftfahrtsalon Le Bourget (Foto:Remy de la Mauviniere/AP/dapd)
Hier werden Milliardenaufträge vergeben: Luftfahrtsalon Le BourgetBild: dapd

Die aufstrebende Konkurrenz aus Russland und China wird für ihre Mittelstreckenflieger MS-21 und C919 werben. Die Kanadier sind schon weiter: Die Bombardier C-Serie soll Boeing und Airbus bei den Mittelstreckenflieger angreifen. Die erste A350 will Airbus 2014 ausliefern - an Qatar Airways. Auf der Messe ist der Flieger höchstens in der Luft zu sehen. "Ich könnte mir vorstellen, dass er über Le Bourget fliegt", sagt EADS-Chef Enders. Rivale Boeing will mit dem "Dreamliner" am Boden punkten. Ein Kunde stellt ein Exemplar zur Verfügung: Es ist Qatar Airways.