Erwünschte Nebenwirkungen
20. November 2009Ein letztes Fußballtraining für diese Woche – dann hat Timo zwei Tage frei. Dutzende Kinder verabschieden sich von ihm, kneifen ihn in den Arm oder bedanken sich bei ihm. Timo macht seine Sache gut als Freiwilliger Helfer. Brenda sieht das und lächelt. Sie ist 22 und arbeitet seit Jahren für das soziale Projekt, für das Timo sich jetzt seit drei Monaten einsetzt: Fußballtraining für Kinder aus den Elendsvierteln von San Jose, wo es sonst kaum was gibt was Kindern Spaß macht. Brenda freut sich, dass Timo freiwillig hier ist. Seine Stärke, das ist vor allem seine Offenheit und seine Hilfsbereitschaft, sagt sie: „Dadurch hatte wir schnell einen guten Draht zu einander. Er hilft uns sehr bei unserer Arbeit im Projekt. Egal, wo gerade Hilfe gebraucht wird, ist Timo da. Und es ist natürlich toll, mit so jemandem zusammenzuarbeiten.“
Nachdenklichkeit bei Timo
Nach dem Training gehe ich mit Timo zum Busbahnhof. Er will mir einen seiner Lieblingsorte hier in Costa Rica zeigen – außerhalb der Stadt. Wir steigen in den Bus Richtung Cahuita an der Ostküste. Mal schnell für ein Wochenende in die Karibik – das ist Luxus pur. Für umgerechnet sechs Euro. Auf der Fahrt wird er nachdenklich: Costa Rica gibt ihm viel zurück für seine Arbeit hier. Aber bei aller Schönheit des Landes merkt er doch, wie ihn die Armut der Kinder, für die er sich einsetzt, verändert. „Man merkt viel mehr hier was man überhaupt hat. Und was man überhaupt mit dem machen kann, was man hat. Selbst wenn man in Deutschland wenig hat - das ist hier schon wieder viel. Was brauche ich überhaupt? Was brauche ich nicht? Wie gehe ich mit manchen Sachen um. Esse ich lieber auf oder schmeiße ich es einfach weg?“
Welcome to Cahuita
Als wir ankommen, atmen wir auf: Warme, klare Luft empfängt uns in Cahuita. Das Dorf liegt direkt am Meer, der Wald reicht hier bis an den Strand. In T-Shirt und Flip-Flops machen wir uns auf de Suche nach einem Hotel. In Deutschland kann man im November nur von so angenehmen Temperaturen träumen. Überhaupt ist sich Timo ziemlich sicher, dass seine Zeit hier eigentlich nur Vorteile für ihn bringt: „Ich möchte mein Spanisch erst mal verbessern. Was ich noch mitnehme: Das sind natürlich erst mal viele Freunde, die ich hier treffe. Dann die Erfahrung, ein Jahr von zu Hause weg zu sein, die Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen, anderer Kultur, vor allem auch im Umgang mit ärmeren Bevölkerungsschichten, die wir uns so in Deutschland gar nicht vorstellen können.“
Wir mieten uns ein Zimmer mit Veranda. Im Innenhof blühen Pflanzen in leuchtenden Farben. Timo macht es sich in einer Hängematte bequem. Klar, arbeitet er hier ein Jahr für Futbol Por La Vida, ohne dabei richtig Geld zu verdienen, sagt er. Aber trotzdem meint er, dass Freiwillige Helfer wie er am Ende eines solchen Jahres im Ausland als Gewinner dastehen.
Autorin: Stefanie Hornig
Redaktion: Birgit Görtz