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Es kracht im BVB-Gebälk

Andreas Sten-Ziemons23. April 2013

Mit dem Götze-Transfer fügt der FC Bayern dem BVB eine tiefe Wunde zu, von der sich Dortmund erst erholen muss. Und der Götze-Wechsel könnte noch nicht das Ende sein, meint DW-Reporter Andreas Sten-Ziemons.

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Themenbild der Kolumne Flügelzange, Fußball-Spielszene nachgestellt mit Lego-Männchen (DW-Grafik: Peter Steinmetz)
Bild: DW

Kennen Sie den Mönchengladbacher Kalle Del'Haye noch? Oder Kaiserslauterns Marcel Witeczek? Nein? Andreas Herzog von Werder Bremen und Torsten Frings von Borussia Dortmund sind aber vielleicht noch eher im Gedächtnis. Stuttgarts Mario Gomez und Schalkes Manuel Neuer in jedem Fall. All diese Bundesliga-Profis haben eines gemeinsam: Sie waren zu ihrer Zeit und in ihren Vereinen herausragende Spieler – Spieler, die dafür sorgten, dass ihr jeweiliger Club dem FC Bayern München gefährlich werden konnte. Und eine weitere Gemeinsamkeit gibt es: Alle Genannten wechselten irgendwann zu den Bayern. Gelockt von der Aussicht, Titel zu gewinnen, überzeugt mit hohen Ablösesummen. Zum großen Unmut aller Bayern-Hasser, die sich darin bestätigt sahen, dass der finanzstarke Rekordmeister alles tut, um die Konkurrenz zu schwächen. Aus sportlicher Sicht zwar verständlich, stilistisch aber nicht immer einwandfrei.

Nun ist dem großen FC Bayern ein weiterer Coup gelungen, was die erfolgreiche Taktik des "Konkurrenz-Schwächens" angeht: Mit Mario Götze wechselt der wohl talentierteste Bundesliga-Profi im Sommer aus Dortmund nach München. Dem BVB, der 2011 die Meisterschaft und 2012 sogar das Double gewann und dabei den Münchenern gleich mehrere schmerzhafte Niederlagen zufügte, geht damit eine der wichtigsten – wenn nicht die wichtigste Stütze im Kader verloren. Eigentlich sollte Götze der BVB-Spieler sein, um den herum die Dortmunder ihre Mannschaft der kommenden Dekade aufbauen wollten.

Lewandowski geht, Hummels auch?

Tatsächlich versuchen die Dortmunder alles, um die ihre junge, erfolgreiche Mannschaft zusammen zu halten und die Leistungsträger langfristig zu binden – und kämpfen dabei scheinbar doch auf verlorenem Posten. Der Meisterkader beginnt an den entscheidenden Stellen gewaltig zu bröckeln. Nuri Sahin verabschiedete sich bereits im Sommer 2011 nach Madrid, ein Jahr später zog es Japans Mittelfeld-Star Shinji Kagawa zu Manchester United. Dortmund hatte keine Chance, die beiden zu halten, schaffte es aber, Kagawas Weggang mit der Verpflichtung von Marco Reus zu kompensieren. Nun geht Götze zu den Bayern. Und auch Top-Torjäger Robert Lewandowski könnte ihm folgen.

Fußball Bundesliga 3. Spieltag: Borussia Dortmund - Bayer 04 Leverkusen am Samstag (15.09.2012) im Signal-Iduna-Park in Dortmund. Dortmunds Robert Lewandowski (l) und Torschütze Mats Hummels jubeln nach dem Treffer zum 1:0. (Foto: Marius Becker dpa/lnw)
Der eine geht bald, der andere auch? Torjäger Robert Lewandowski (l.) und Innenverteidiger Mats HummelsBild: picture-alliance/dpa

Der Pole hat bereits angekündigt, den Vertrag beim BVB, der noch bis Juni 2014 läuft, nicht verlängern zu wollen. Alles deutet auf einen Wechsel in diesem Sommer hin, wahrscheinlich nach München. Bleibt Innenverteidiger Mats Hummels, der Gerüchten zufolge vom FC Barcelona umworben wird und sich nach eigenen Angaben bei einer konkreten Anfrage der Katalanen "Gedanken machen würde". Trainer Jürgen Klopp schließlich wird bei Real Madrid als Nachfolger von José Mourinho gehandelt – er möchte aber in Dortmund bleiben.

Scheinheiliger Hoeneß

So könnten schon in wenigen Monaten von der einst so schlagkräftigen Dortmunder Truppe entscheidende Teile fehlen. Mit Spielern wie Roman Weidenfeller, Sven Bender, Nuri Sahin, Marco Reus und Ilkay Gündogan hat man dann zwar noch eine überdurchschnittlich gute Bundesliga-Mannschaft. Auf Augenhöhe mit dem Bayern-Ensemble wäre die Borussia aber nicht mehr. Trösten kann man sich in Dortmund wohl nur damit, dass die Kader-Gestalter des BVB, Klopp, Sportdirektor Michael Zorc und Club-Chef Hans-Joachim Watzke, schon oft bewiesen haben, dass sie bei der Entwicklung der Dortmunder Mannschaft hervorragende Arbeit leisten. Nichts spricht dagegen, dass sie dies auch ohne Götze, Lewandowski und Hummels schaffen.

Wie scheinheilig klingt aber nun die Aussage von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der erst vor ein paar Tagen beklagte, dass der Rest der Liga einfach nicht mehr mit Bayern München und Borussia Dortmund mithalten könne, und er "spanische Verhältnisse" befürchte? Dabei muss er bereits gewusst haben, dass sich sein Verein um die Dienste Götzes bemüht. Dazu überrascht der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Wechsels: Irgendwem muss es in den Kram gepasst haben, die Information über den Götze-Wechsel ausgerechnet jetzt der "BILD-Zeitung" zuzuspielen – zwei Tage nach Bekanntwerden der Steueraffäre Hoeneß und zwei Tage vor dem Halbfinale der Dortmunder gegen Real Madrid. Bayern München war es nach eigenen Angaben nicht...