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Politik

Eskalation bei erneuten Protesten im Sudan

30. Dezember 2021

Ihre Kritik gilt der Militärherrschaft. In mehreren Städten im Sudan demonstrierten die Menschen gegen Ausgangssperren, Überwachung und für Zugang zum Internet. Der Widerstand der Staatsgewalt ist groß, es gibt Tote.

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Demonstranten mit Plakaten vor einem brennenden Fass
Sie zeigen die Bilder von getöteten DemonstrantenBild: AFP/Getty Images

Im Sudan haben Sicherheitskräfte Tränengas gegen mehrere zehntausend Demonstranten eingesetzt. Die Brückenverbindungen in die Hauptstadt Khartum wurden gesperrt und erstmals alle Telefonverbindungen ins In- und Ausland gekappt, seit es die Proteste gegen den Militärputsch vom 25. Oktober gibt. Auch Internetverbindungen wurden blockiert. Polizei und Militär patrouillierten überall in Khartum.

Die Demonstranten gelangten bis auf wenige hundert Meter an den Präsidentenpalast heran, das Hauptquartier von Militärchef Abdel Fattah al-Burhan. Sie skandierten "Nein zur Militärherrschaft" und "Militärs in die Kasernen!".

Dann wurden sie von Soldaten, Polizisten und para-militärischen Milizen mit Tränengas zurückgedrängt. Mehrere Verletzte wurden von den Demonstranten in Sicherheit gebracht. In Khartums Nachbarstadt Omdurman sei auch scharfe Munition zum Einsatz gekommen, teilte das sudanesische Ärzte-Komitee mit. Vier Menschen sind nach Agenturangaben dabei getötet worden.

Demonstrant mit Fahne auf einer Ampel
Kein einfacher Zugriff für die Sicherheitskräfte - dieser Mann brachte sich weit oben in SicherheitBild: AFP via Getty Images

Ähnliche Proteste gab es nach Berichten von Augenzeugen auch in Madani, südlich der Hauptstadt, sowie in den Städten Kassala und Port Sudan. Mit ihren Protesten trotzten die Demonstranten auch einer Ausgangssperre, die von den Behörden des nordostafrikanischen Staates verhängt worden war.

Verbale Unterstützung aus dem Ausland

Vor den Demonstrationen waren neue Überwachungskameras an den Demonstrationsrouten in Khartum installiert worden. Die Internet-Gruppe Netblocks berichtete, dass ab dem Morgen auch mobile Internetverbindungen abgeschaltet wurden, über die Aktivisten ihre Aktionen live übertragen und zu Demonstrationen aufrufen.

Die US-Botschaft rief zur Zurückhaltung auf und bekräftigte "ihre Unterstützung für die friedliche Äußerung demokratischer Bestrebungen" und den Schutz der Meinungsfreiheit. Sie forderte die Behörden zudem auf, "von willkürlichen Festnahmen abzusehen".

General Abdel Fattah al-Burhan hinter Mikrofonen
Er ist der Kopf des Militärputsches - General Abdel Fattah al-BurhanBild: Marwan Ali/AP/dpa/picture alliance

  

Bei den andauernden Protesten gegen die Militärjunta in den vergangenen Wochen sind bislang nach Angaben eines Ärzte-Komitees mindestens 48 Menschen getötet worden, nun sind vier weitere Todesopfer hinzugekommen. Zuletzt waren die Nil-Brücken in Khartum am 26. Dezember gesperrt worden, als es Demonstrationen mit zehntausenden Teilnehmern gegeben hatte.

Aktivisten haben auch sexuelle Übergriffe auf Frauen bei den Protesten vom 19. Dezember angeprangert. Damals wurden nach UN-Angaben mindestens 13 Frauen und Mädchen zum Opfer von Vergewaltigungen oder Gruppen-Vergewaltigungen. Die EU und die USA verurteilten den Einsatz sexueller Gewalt "als eine Waffe, um Frauen von Demonstrationen fernzuhalten und ihre Stimmen zum Schweigen zu bringen".

Unklare Machtverhältnisse

Sudans oberster General Abdel Fattah al-Burhan hatte am 25. Oktober den Ausnahmezustand verhängt und die Regierung abgesetzt, die nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Baschir im April 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen hatte leiten sollen. Nach Massendemonstrationen und internationalem Protest setzte al-Burhan Regierungschef Abdullah Hamdok vier Wochen später wieder ein. Wie viel Macht Hamdok seit seiner Wiedereinsetzung tatsächlich besitzt, ist jedoch unklar.

fab/AR (afp, rtre)