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Konflikte

Etliche Festnahmen bei Protesten in Simbabwe

31. Juli 2020

In Simbabwe hat die Opposition zu Protesten gegen Korruption und die Gesundheitskrise aufgerufen. Doch die Regierung erklärte Demonstrationen wegen der Corona-Krise für illegal. Mehrere Aktivisten wurden festgenommen.

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Simbabwe Harare Proteste durch Sicherheitskräfte unterbunden
Polizisten stehen vor den geplanten Demonstrationen in Harare WacheBild: Reuters/P. Bulawayo

Die Lage in Simbabwe ist angespannt. Nach massiven Drohungen der Regierung trauten sich nur wenige Demonstranten auf die Straßen der großen Städte. Hunderte Soldaten und Polizisten patrouillierten in den Städten und besetzten Kontrollposten. Die Sicherheitskräfte seien in Alarmbereitschaft versetzt worden, berichtet der britische Sender BBC. Viele Geschäfte schlossen aus Furcht vor Ausschreitungen. Die Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa hatte die Demonstrationen wegen der Corona-Auflagen für illegal erklärt. Wer teilnehme, werde wegen Aufruhr verfolgt, hieß es. Die Sicherheitskräfte würden wachsam bleiben.

Bei den Kundgebungen gegen den Regierungskurs in der Wirtschafts- und Gesundheitspolitik wurden mehrere Menschen in Gewahrsam genommen. Die international ausgezeichnete Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga twitterte, sie sei mit ihrer Begleiterin Julie Barnes in der Hauptstadt Harare abgeführt worden. Festgenommen wurde laut Augenzeugen auch die Anwältin Fadzayi Mahere. Die Sprecherin der wichtigsten Oppositionspartei MDC Alliance hatte Fotos von Demonstrantinnen getwittert, die Abstand hielten und Masken trugen. Sie protestierten auf Transparenten gegen marode Krankenhäuser, Hunger, Korruption und willkürliche Verhaftungen. Das Portal "Bulawayo24" berichtete von der Festnahme weiterer Frauen.

Immer mehr Hungernde

Simbabwe droht eine schwere Hungerkrise infolge von Dürre, Rezession und der Corona-Pandemie. Das Welternährungsprogramm (WFP) befürchtet, dass die Zahl der Menschen, die nicht genug zu essen haben, bis Jahresende auf 8,6 Millionen steigen könnte. Das entspricht 60 Prozent der Bevölkerung des afrikanischen Landes. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Wirtschaft um 6,5 Prozent. In diesem Jahr wird ein weiterer Rückgang um fünf bis zehn Prozent befürchtet. Zudem leidet das Land unter einer galoppierenden Inflation. Sie liegt inzwischen bei 700 Prozent, das ist der zweithöchste Wert weltweit. Aus Mangel an Devisen können viele Güter nicht importiert werden.

Simbabwe Harare | Coronavirus | Lockdown
Ein Polizeifahrzeug bringt Einsatzkräfte in einen Stadtteil von HarareBild: picture-alliance/AP Photo/T. Mukwazhi

Die zuständige WFP-Direktorin Lola Castro warnte vor einer Katastrophe. Die Corona-Beschränkungen hätten zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Städten geführt. Viele Männer und Frauen hätten ihre Jobs verloren und seien in ihre Dörfer zurückgekehrt. Auf dem Land nehme nun der Hunger stark zu. Arbeitsmigranten, die bisher aus den Städten Geld an ihre Familien in den Dörfern geschickt hätten, müssten nun als mittellose Rückkehrer aufgenommen werden.

Das WFP bat die internationale Gemeinschaft um weitere 250 Millionen US-Dollar (210 Millionen Euro), um am Jahresende Lebensmittel an mindestens vier Millionen Menschen in Simbabwe verteilen zu können. Weil Mittel fehlten, hätten im Juli nur 700.000 Männer, Frauen und Kinder versorgt werden können. Auf Hilfe seien jedoch 1,8 Millionen Menschen angewiesen. Selbst Grundnahrungsmittel wie Mais seien wegen der galoppierenden Inflation nur noch für wenige Familien erschwinglich, erklärte das Welternährungsprogramm. Allein im Monat Juni habe sich der Maispreis in Simbabwe mehr als verdoppelt. Die letzte Maisernte erbrachte nur 1,1 Millionen Tonnen, weniger als halb so viel wie in einem normalen Jahr.

Gesundheitssystem schwer angeschlagen

Der Unmut gegen die Regierung hat sich auch am maroden Gesundheitssystem entzündet. Viele schlecht bezahlte Ärzte und Krankenschwestern streiken immer wieder, auch weil es an Medikamenten und Schutzausrüstung fehlt. Der investigative Journalist Hopewell Chin'ono und der Aktivist Jacob Ngarivhume, die zu Protesten aufgerufen hatten, wurden vor mehr als einer Woche inhaftiert. Sie hatten Korruption bei einer Bestellung von Corona-Schutzmaterial in Millionenhöhe aufgedeckt. Dies führte zur Entlassung und zeitweisen Inhaftierung von Gesundheitsminister Obediah Moyo.

In Simbabwe wurden bis Freitag mehr als 3.000 Corona-Infizierte und 53 Tote erfasst. Prominentestes Opfer der Pandemie war der Ex-General und amtierende Agrarminister Perrance Shiri, der am Mittwoch mit 65 Jahren an der Lungenkrankheit COVID-19 starb.

kle/uh (epd, ape, rtre)