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EU-Bedenken gegen Bayer-Monsanto-Fusion

22. August 2017

Die geplante Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto durch den deutschen Bayer-Konzern verschiebt sich offenbar ins nächste Jahr. Die EU-Kommission will die umstrittene Fusion genauer unter die Lupe nehmen.

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Kombo-Bild Bayer-Monsanto
Bild: icture-alliance/dpa/O. Berg/AP Photo/S. Perlman

Wegen ernsthafter Zweifel an der Vereinbarkeit des Zusammenschlusses von Bayer und Monsanto mit der EU-Fusionskontrollverordnung haben die zuständigen Stellen in Brüssel erst einmal auf die Bremse getreten. Wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte, soll eine Entscheidung bis zum 8. Januar 2018 fallen. Vom Bayer-Konzern war zu hören, das man "aufgrund der Größe und des Umfangs der geplanten Übernahme" mit einer näheren Untersuchung gerechnet habe. Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern will aber die Übernahme bis Ende dieses Jahres abschließen und hält an diesem Ziel trotz der umfassenden Prüfung weiter fest.

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager teilte mit, ihre Behörde sei besorgt darüber, "dass der Zusammenschluss den Wettbewerb in den drei Bereichen Pestiziden, Saatgut und agronomische Merkmale beeinträchtigen könnte". Bei agronomischen Merkmalen handelt es sich um Charakteristika von Pflanzen wie Größe oder Resistenz gegen bestimmte Krankheiten oder Pestizide, die in Laboren entwickelt werden können. Hier hat Monsanto weltweit eine vorherrschende Stellung.

"Saatgut und Pestizide sind für Landwirte und letztlich auch für die Verbraucher von entscheidender Bedeutung", begründete Vestager die Entscheidung. Die Kommission habe derzeit Bedenken, dass die geplante Übernahme den Wettbewerb auf verschiedenen Märkten "einschränken könnte, was zu höheren Preisen, einer geringeren Qualität, weniger Auswahl und geringerer Innovation führen würde". Die Kommission müsse "auf diesen Märkten einen wirksamen Wettbewerb sicherstellen".

EU fordert mehr Zugeständnisse von Bayer und Monsanto

Um die Bedenken auszuräumen, hätten Bayer und Monsanto Verpflichtungsangebote vorgelegt, teilte die Kommission mit. Diese hätten aber nicht ausgereicht, um die "ernsthaften Zweifel an der Vereinbarkeit des Zusammenschlusses mit der EU-Fusionskontrollverordnung zu zerstreuen". Bayer erklärte, von den Vorteilen des geplanten Zusammenschlusses für die Landwirte und Kunden überzeugt zu sein. Der Konzern werde die EU-Kommission bei der Untersuchung wie bisher eng und konstruktiv unterstützen.

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EU Kommissarin Margrethe Vestager hat nach wie vor ernsthafte Zweifel an der Vereinbarkeit des Zusammenschlusses mit der EU-FusionskontrollverordnungBild: Reuters/F. Lenoir

Die geplante Übernahme hat einen Umfang von umgerechnet rund 56 Milliarden Euro. Der Zusammenschluss mit Monsanto würde Bayer zum Weltmarktführer in der Agrarchemie machen. Bayer hatte Ende Juni bei der EU-Wettbewerbsbehörde die Zulassung der geplanten Fusion beantragt. Die EU-Kommission als Kartellwächterin muss die Übernahme von Monsanto durch Bayer genehmigen.

In den USA läuft das behördliche Verfahren zur Kartellfreigabe bereits. Die südafrikanische Kartellbehörde hatte Bayer bereits den Verkauf eines Teil seines Saatgut- und Pflanzenschutz-Geschäfts zur Auflage gemacht. Davon sind die "LibertyLink"-Technologie und das dazu gehörende Pflanzenschutzmittel-Geschäft mit der Marke "Liberty" betroffen. Der Aspirin-Erfinder stimmte dem bereits zu. Diese Produktfamilie gilt als Alternative zu dem unter der Marke "Roundup Ready" vertriebenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat von Monsanto.

WWF begrüßt EU-Ankündigung

Die Umweltorganisation WWF begrüßte die Ankündigung der EU-Kommission einer sorgfältigen Prüfung. "Es ist gut, dass Bayer den US-Saatgut- und Herbizidspezialisten Monsanto nicht einfach schlucken darf", erklärte Jörg-Andreas Krüger vom WWF Deutschland". Dies stimme "vorsichtig optimistisch, dass die EU im laufenden Jahr nicht auch noch eine dritte Elefantenhochzeit im Agrar-Sektor durchwinkt".

Der Sektor für Agrochemie durchläuft derzeit eine starke Konsolidierung: ChemChina schluckte im Mai das schweizerische Chemieunternehmen Syngenta, im Juni gaben die US-Behörden grünes Licht für die Fusion der beiden US-Chemieriesen Dow Chemical und DuPont. Umwelt- und Entwicklungsverbände warnen, die Fusionen würden zu einer starken Monopolisierung führen: Nur noch drei Konzerne würden 70 Prozent des weltweiten Pestizidmarktes und mehr als 60 Prozent des kommerziellen Saatguts kontrollieren.

Das neue Unternehmen wäre der weltgrößte Anbieter in der Agrarchemie. Mit dem Volumen von 66 Milliarden US-Dollar wäre der Bayer-Coup außerdem der bislang größte Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland. Monsanto ist vor allem als Hersteller von Unkrautvernichtern mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat bekannt.

tko/ pab (afp, rtr, dpa)