EU-Kommission genehmigt Lufthansa-Einstieg bei ITA Airways
3. Juli 2024Europas größter Flugkonzern darf noch größer werden: Für 325 Millionen Euro will die Lufthansa bei dem italienischen Konzern ITA Airways einsteigen. Dafür hat die Fluggesellschaft nun den Segen der europäischen Wettbewerbshüter bekommen.
Die EU-Kommission hatte zuvor die Sorgen geäußert, ein Zusammenschluss könne zu höheren Preisen führen. "In einer Zeit, in der die Verbraucher mit immer höheren Preisen für Flugreisen konfrontiert sind, ist es sehr wichtig, den Wettbewerb in diesem Sektor zu erhalten", erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Ihre Behörde befand jedoch auch: "Ohne die Transaktion wäre die langfristige Nachhaltigkeit von ITA als eigenständige Fluggesellschaft höchst ungewiss geblieben."
Übernahme geknüpft an Bedingungen
Mit einer Reihe von Auflagen der EU-Kommission sollen nun aber "die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission vollständig ausgeräumt" werden, gab die Kommission zuletzt bekannt.
Die Lufthansa und der italienische Staat als bisheriger Eigentümer von ITA Airways hätten sich dazu verpflichtet, "einer oder zwei konkurrierenden Fluggesellschaften die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, Direktflüge zwischen Rom oder Mailand und mitteleuropäischen Flughäfen anzubieten", erklärte die Kommission. So soll verhindert werden, dass ITA eine "beherrschende Stellung" in Mailand bekomme, teilte die Kommission mit.
Auf Langstreckenflügen von Italien nach Nordamerika muss ITA Airways zudem attraktive Start- und Landeplätze mit der Konkurrenz tauschen. Die Kommission schätzt, dass die Maßnahme auf mehreren Strecken zu einem größeren Angebot an Direktflügen führen könnte.
Verbraucherorganisation weiterhin skeptisch
Die europäische Verbraucherorganisation BEUC warnte allerdings, es könne durch die Fusion trotzdem zu negativen Auswirkungen für Flugreisende kommen. "Wir befürchten, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher den Preis für diese Fusion in Form von höheren Flugpreisen, weniger Auswahl an Flugstrecken und schlechteren Dienstleistungen zahlen könnten", sagte Agustin Reyna, Generaldirektor der Organisation. Diese kritisierte, die Kommission dürfe nicht dem "politischen Druck" für größere Unternehmensfusionen nachgeben.
ITA Airways war 2021 aus der angeschlagenen Fluggesellschaft Alitalia hervorgegangen. Bereits 2017 war der italienische Staat eingesprungen, um Alitalia vor der Insolvenz zu retten. Das grüne Licht aus Brüssel dürfte deshalb auch die italienische Regierung freuen. Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti sprach in Rom von einem "großen europäischen Erfolg".
Auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr nannte die Übernahme eine "hervorragende Nachricht" für beide Unternehmen. "ITA Airways wird uns unterstützen, unsere Position als Nummer Eins in Europa weiter auszubauen", erklärte Spohr. Die Lufthansa werde die italienische Fluggesellschaft stärken "und damit ihre Zukunft als internationale Fluglinie" sichern.
pdo/kle (AFP, DPA)