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Batterien made in the EU

11. Oktober 2017

So ähnlich wie "Airbus", der Flugzeugriese, soll die Batterieproduktion für E-Autos europäisch aufgebaut werden. Das hofft die EU-Kommission. Die Autobauer zögern noch etwas. Aus Brüssel Bernd Riegert.

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Ladestation für Elektroautos
Elektroauto an einer Ladestation: Reichweite steigt, Kosten sinkenBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

"Jetzt noch zusteigen und dabei sein!" Ähnlich wie ein Einheizer für Fahrgeschäfte auf dem Jahrmarkt versucht der EU-Kommissar für die Energie-Union, Maros Sefcovic, die europäischen Autohersteller für seine neue Strategie zu begeistern. "Europa sollte seine eigenen Batterien für elektrische Fahrzeuge bauen", glaubt Sefcovic und preist die Erkenntnis einer neuen Strategie, um Mobilität auf elektrische, vermeintlich klimafreundliche Antriebe umzustellen. Sefcovic lud am Mittwoch Autohersteller und Chemieunternehmen zum "Batterie"-Gipfel nach Brüssel ein: "Das ist eine industrielle Revolution." Die Nachfrage nach großen Batterien für die Fahrzeugindustrie werde in den nächsten Jahren enorm zunehmen, sagen sowohl die EU-Kommission als auch die Autoindustrie. Pro Jahr werden von Ende des Jahrzehnts an rund 240 Milliarden Euro mit Batterien für Fahrzeuge umgesetzt werden. "Das Geschäft wollen wir uns nicht entgehen lassen", meinte EU-Kommissar Sefcovic.

Beihilfen für Batterie-Hersteller?

EU SefcovicPK zur Energiepolitik
Sefcovic: Batterien nicht der Konkurrenz überlassenBild: picture-alliance/epa/J. Warnand

Die Reichweiten der Batterien steigen, die Preise fallen. Der Preis für die Batterie in einem Renault-Kleinwagen liegt heute noch bei 15.000 Euro. In wenigen Jahren könnte er um 50 bis 80 Prozent fallen. Zurzeit werden die allermeisten Batterien von asiatischen Firmen gebaut. "Die sind uns Lichtjahre voraus", meint ein VW-Manager. Man müsse schon zweistellige Milliardenbeträge investieren, um da mithalten zu können. Doch EU-Kommissar Sefcovic ist überzeugt, dass Europa "die Lücken in der Wertschöpfungskette" schließen müsse. "Dieses Feld sollte nicht unbeackert bleiben und wir müssen alle in die gleiche Richtung arbeiten." Der Staatssekretär im deutschen Bundeswirtschaftsministerium, Matthias Machnig, ist sogar dafür, Steuergeld in die Hand zu nehmen, um Batteriebau durch europäische Unternehmen zu subventionieren. "Wir brauchen beihilferechtliche Instrumente, um Produktionskapazitäten aufbauen und aktive Industriepolitik betreiben zu können", erklärte der Wirtschaftsstaatssekretär. Deutschland solle Autoland Nummer eins bleiben und dazu brauche es Batterie-Fertigung.

Der Daimler-Konzern erwartet, wie die meisten anderen Hersteller auch, dass der Anteil der Elektrofahrzeuge beim Absatz in wenigen Jahren bis zu 25 Prozent erreichen kann. Nach anfänglichem Zögern steigt Daimler jetzt selbst in die Batterieproduktion ein, allerdings nicht in Europa, sondern in den USA. In Tuscaloosa wird Mercedes-Benz die Batterien für seine SUVs und die C-Klasse selbst herstellen. Für eine Milliarde US-Dollar wird eine Fabrik hochgezogen. Die Batterien sind schwer und wegen der enthaltenen Chemikalien gefährlich. Deshalb sollen sie möglichst in der Nähe der Autofabriken gebaut werden, in denen sie dann letztendlich in die Fahrzeuge eingebaut werden. In Deutschland stellt eine Tochtergesellschaft von Daimler in Kamenz in Sachsen in mittlerweile zwei Fabriken Batterien her.

Grundsteinlegung Daimler-Tochter Accumotive
Grundstein für mehr: Bundeskanzlerin Merkel in der zweiten Batteriefabrik der Daimler-Tochter Accumotive in Kamenz (22.05.2017)Bild: picture alliance/dpa/S.Kahnert

Vorbild Airbus-Luftfahrtindustrie

EU-Kommissar Sefcovic und vielen der 40 Batterie-Gipfelteilnehmer schwebt eine Kooperation auf europäischer Ebene nach dem Modell des "Airbus" vor. Die vormals kleinteilige Luftfahrtindustrie in Europa habe man erfolgreich unter europäischer Flagge zusammengeführt. "Einen solchen Durchbruch wollen wir auch im Batteriesektor schaffen." Schon im Februar 2018 soll eine "Batterie-Allianz" gegründet werden, die einen Fahrplan für eine europäische Produktion vorlegen soll, kündigte Sefcovic an. Auch der deutsche Staatssekretär Matthias Machnig versuchte die Industrie zu motivieren. "Wir brauchen jetzt nicht weitere Studien zur Machbarkeit, wir müssen machen."

Batterien werden bereits in Europa hergestellt, allerdings in Fabriken der asiatischen Marktführer LG und Samsung. LG Chem baut in Warschau ein Werk für 100 000 Batterien pro Jahr. Ein Werk der Nissan-Renault Gruppe arbeitet in Großbritannien. In Deutschland wurde erst im letzten Jahr ein Batteriewerk geschlossen. Wirtschaftsstaatssekretär Machnig geht davon aus, dass sich das bald wieder ändert. Er hofft auf Investitionsentscheidungen von Bosch und Volkswagen. Hoffnungen macht sich auch der Verkehrsminister von Österreich, Jörg Leichtfried. "Ich will das europäische Batteriewerk nach Österreich holen", sagte Leichtfried. In der Steiermark und Oberösterreich gibt es bereits erfolgreiche Batterie-Entwickler und Firmen, die für europäische Autokonzerne elektrische Fahrzeuge bauen.

Batterie-Entwickler in Österreich

Autoindustrie muss noch überzeugt werden

Einige große Autokonzerne wie Volkswagen warten noch ab, welche Batterie-Technik sich durchsetzen wird. Vielleicht investieren die Wolfsburger erst, wenn wesentlich leistungsfähigere und leichtere Feststoff-Batterien die heutigen Lithiumbatterien ablösen können. Die EU-Kommission will auch Forschung und Entwicklung von Energiespeicherung fördern. Allein in den nächsten zwei Jahren stehen dafür rund zwei Milliarden Euro bereit, sagte EU-Kommissar Sefcovic, der für die Energie-Union zuständig ist.

Der Autohersteller BMW bezieht die Batteriezellen für seine Fahrzeuge derzeit aus Asien. Das werde auf absehbare Zeit auch so bleiben, sagte Max-Morten Borgmann von der BMW Group in München der Deutschen Welle. Batterien würden vom technologisch und wirtschaftlichen führenden Hersteller gekauft. Die weitere Wertschöpfung, Entwicklung von Leistungselektronik, Steuerung und Kühlung der Batterien werde dann von BMW in Europa geleistet. "Unsere bisherige Strategie hat sich bewährt. Wir sehen deshalb momentan keine Veranlassung, sie zu ändern." Zumindest BMW will noch nicht auf Sefekovics europäisches Batteriekarussell aufsteigen.

Porträt eines Mannes mit blauem Sakko und roter Krawatte
Bernd Riegert Korrespondent in Brüssel mit Blick auf Menschen, Geschichten und Politik in der Europäischen Union