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EU zieht Truppen aus Zentralafrika ab

Philipp Sandner13. März 2015

Ein Dreivierteljahr war sie in der Zentralafrikanischen Republik im Einsatz. Nun geht die Europäische Militärmission EUFOR-RCA dort zu Ende. Ihr Kommandant ist zufrieden. Doch der Konflikt ist noch lange nicht gelöst.

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Zentralafrikanische Republik EUFOR-CAR Soldat in Bangui
Bild: I. Sanogo/AFP/Getty Images

Am Sonntag wird der letzte von rund 700 europäischen Soldaten und Polizisten der EUFOR-RCA seinen Rucksack nehmen. Der Einsatz der europäischen Militärmission in der Zentralafrikanischen Republik ist nach elf Monaten zu Ende. Seit ihrem Beginn im April 2014 hatte die Mission das Ziel, die Bevölkerung in dem Bürgerkriegsland zu schützen und humanitäre Hilfe in der Hauptstadt Bangui zu ermöglichen. EUFOR-Kommandant Philippe Pontiès zeigte sich zum Abschluss des Einsatzes zufrieden: "Wir verlassen eine befriedete Stadt, in der ein politischer Prozess in Gang gekommen ist. Die Flüchtlingslager leeren sich und Binnenflüchtlinge kehren in ihre Heimat zurück. Ich habe den Eindruck, dass unsere Mission erfüllt ist."

Die letzten Bundeswehrsoldaten hatten das Land bereits im Februar verlassen. Der deutsche Beitrag lag vor allem in der Bereitstellung von Transportmöglichkeiten. Pontiès machte indes deutlich, dass die EUFOR nur eine Übergangsfunktion hatte: "Die Mission hatte den Auftrag, den internationalen Flughafen und Teile von Bangui zu sichern." Zudem habe sie den Aufbau der UN-Mission MINUSCA unterstützen und dieser zu gegebener Zeit die Verantwortung zu übergeben sollen. "All diese Aufgaben sind mehr oder weniger nach Plan ausgeführt worden", so Pontiès.

Filmstills aus dem Beitrag Die humanitäre Katastrophe in der Zentralafrikanischen Republik (Foto: DW/Adrian Kriesch, Jan-Philipp Scholz).
Der Flughafen von Bangui: Zufluchtsort für FlüchtlingeBild: Kriesch/Scholz/DW

Unsicherheit bleibt

So zufrieden wie der EUFOR-Kommandant sind viele Zentralafrikaner nicht. Das Chaos sei noch nicht vorbei, sagen sie. Mit dem Sturz von Präsident François Bozizé im März 2013 erlebte das Land einen heftigen Bürgerkrieg, bei dem Tausende starben. Zwischenzeitlich war fast die Hälfte der Einwohner auf der Flucht. Eine Reihe afrikanischer und internationaler Truppen war seitdem im Einsatz. Doch auch unter Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza, die im Januar 2014 ins Amt gewählt wurde, bestehen die Spannungen fort - in Bangui wie auf dem Land. "Die Bilanz ist getrübt, sagte ein Passant in Bangui einem DW-Reporter. "Die Unsicherheit und die Auseinandersetzungen halten ja bis heute an."

"Ich hätte mir gewünscht, dass sie noch bleiben", kommentiert DW-Hörer Chris den Abzug der EUFOR-Mission, "der Konflikt ist noch lange nicht vorbei." Er selbst lebt inzwischen im Exil in Ghana. In Bangui lebte er vor seiner Flucht ganz in der Nähe des EUFOR-Hauptquartiers. Zuerst habe er große Hoffnungen in die Truppen gesetzt, sagt Chris. Doch ab einem bestimmten Zeitpunkt hätten sie nicht mehr eingegriffen, wenn es Zusammenstöße gab. Noch immer gebe es Banditentum in Banguis Stadtvierteln, gibt EUFOR-Kommandant Pontiès zu. Doch nun sei der Zeitpunkt, um einen rechtlichen Ansatz zu verfolgen, um diese Banden zur Strecke zu bringen - mit Hilfe der örtlichen Polizei. Die Polizei sei aber zu schlecht ausgerüstet, sagt DW-Hörer Chris: "Sie haben keine Waffen - nichts. Womit sollen sie sich verteidigen, womit sollen sie die Bürger verteidigen?"

Straßenszene in Bangui Foto: AP Photo/Rebecca Blackwell
Vom Bürgerkrieg gezeichnet: eine Straße in der Hauptstadt BanguiBild: picture alliance/AP Images

Keine wahre Problemlösung

Auch der französische Politologe Roland Marchal hält den Abzug für verfrüht. Ihm geht das internationale Engagement in der Zentralafrikanischen Republik nicht weit genug. "Die Internationale Gemeinschaft träumt nur von Wahlen. Sie glaubt, dass es dann eine legitime Regierung geben wird, die in der Lage sein wird, alle Probleme zu lösen." Die Voraussetzungen für Wahlen seien aber noch nicht vorhanden, das politische Klima dafür sei noch nicht gegeben.

Das Mandat der EUFOR-RCA sei ein sehr enges gewesen, unterstreicht der südafrikanische Zentralafrika-Experte David Smith im DW-Interview. In dieser Hinsicht sei die Mission erfolgreich gewesen: Indem sie den Flughafen und zwei unruhige Stadtviertel gesichert habe, habe sie den französischen Sangaris-Truppen und den UN-Truppen Gelegenheit gegeben, sich auf den Rest des Landes zu konzentrieren. Auf einer größeren Ebene fällt seine Bilanz weniger optimistisch aus: "Das Land hat noch keinen Frieden", so Smith. "In zwanzig Jahren hat es unzählige Friedenssicherungsoperationen gegeben, die das Land vorübergehend befriedet haben." Die Gründe des Konflikts seien aber nie angegangen worden: "Es gibt praktisch keine Infrastruktur, keine Jobs, keine Industrie und kaum medizinische Versorgung außerhalb der Hauptstadt".

Soldaten patrouillieren in der Zentralafrikanischen Republik (Foto: Issouf Sanogo/AFP/Getty Images).
Noch immer sind rund 13.000 internationale Soldaten im LandBild: Issouf Sanogo/AFP/Getty Images

Probleme, die die Zentralafrikanische Republik und die internationalen Akteure dort auch in Zukunft beschäftigen werden. Unter ihnen die UN-Mission MINUSCA - und eine neue Mission der EU: die Europäische Militärische Beratungsmission EUMAM-RCA. Ihr Auftrag soll laut General Pontiès vor allem darin bestehen, die zentralafrikanischen Behörden zu beraten und beim Aufbau der nationalen Sicherheitskräfte zu helfen. Momentan befinden sich zurzeit insgesamt rund 13.000 internationale Soldaten im Land.

Mitarbeit: Danielle Wellignon, Jeff Murphy Barès, Thierry Khondé