EURO 2020: Was man zum Turnier wissen muss
10. Juni 2021Müsste es nicht EURO 2021 heißen?
Der Logik nach eigentlich schon. Doch die UEFA bleibt bei der Bezeichnung EURO 2020. Das hat komplizierte markenrechtliche Gründe, die ohne Weiteres kaum nachzuvollziehen sind, aber auch ganz pragmatische: jedes Ticket, jede Stadiondeko, jeder noch so kleine Marketingartikel müssten entsorgt und neu produziert werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit ein Unding.
Wo wird gespielt?
Elf Städte sind als Austragungsorte übrig geblieben, nachdem die UEFA im Frühjahr Druck gemacht hat. Der Verband bestand auf einer fixen Zusage, dass - trotz der Corona-Pandemie - Zuschauer ins Stadion dürfen. Das sorgte für viel Kritik. Die Behörden in drei Städten wollten sich nicht darauf festlegen lassen, unter anderem im deutschen Spielort München. Während München dennoch Austragungsort bleiben durfte, fielen Dublin und Bilbao weg. Die in der irischen Hauptstadt geplanten Partien werden auf andere Stadien verteilt. Die Spiele von Bilbao werden in Sevilla ausgetragen. Gekickt wird außerdem in Rom, Baku, Sankt Petersburg, Budapest, Bukarest, Amsterdam, Glasgow und Kopenhagen. Das große Ziel aller Teams ist das Wembley-Stadion in London. Dort werden die beiden Halbfinals sowie das Endspiel ausgetragen.
Wer darf ins Stadion?
Sicher nicht alle, die ein Ticket haben. Die UEFA hat Eintrittskarten schon storniert und die Fans darüber informiert. Denn eine volle Hütte wird es wohl nur in Budapest geben: 68.000 Zuschauer haben Ungarns Behörden für das Ferenc-Puskas-Stadion zugesagt. Wie schon in der Champions League präsentieren sich die Behörden dort äußerst genehmigungsfreundlich. An allen anderen Spielorten wird das höchst unterschiedlich gehandhabt und kann sich je nach aktueller Corona-Lage ändern. München beispielsweise plant mit drei verschiedenen Szenarien: mit weniger als 7000 Fans, mit 14.500 oder mit 27.000 Zuschauern. Das erste Spiel am 15. Juni gegen Weltmeister Frankreich wird vor 14.500 Zuschauern ausgetragen. Glasgow möchte den Hampden Park mit einem Viertel der üblichen Zuschauermenge füllen, also mit rund 13.000 Fans.
Ähnlich ist es in London. Für die drei Gruppenspiele der englischen Nationalelf sind 22.500 Zuschauer zugelassen, eine Sondergenehmigung für die sonst strengeren Regeln macht es möglich. Noch offen ist die Kapazität für die Halbfinal-Partien und das Finale Mitte Juli. Der englische Verband FA und die UEFA hoffen auf Entspannung an der Corona-Front und dementsprechend auf noch mehr Zuschauer zum Höhepunkt der EURO. Die Karten für alle Spiele werden von der UEFA per Losverfahren vergeben.
Nach welchem Modus wird gespielt?
24 Teams sind dabei. Für die Vorrunde sind die Teams in sechs Vierergruppen aufgeteilt und treffen dort jeweils auf ihre drei Gruppengegner. Die beiden ersten Mannschaften nach dieser Gruppenphase qualifizieren sich für das Achtelfinale, außerdem kommen die vier besten Dritten aller Gruppen weiter. Danach geht es im K.o.-Modus weiter, bis zum Finale. Ein Spiel um Platz drei findet nicht statt. Neben den üblichen Verdächtigen hat es auch Außenseiter Nordmazedonien ins Turnier geschafft - eine Riesenüberraschung. Auch die Finnen, mit den beiden Bundesliga-Profis Lukas Hradecky von Bayer Leverkusen und Joel Pohjanpalo von Union Berlin sind zum ersten Mal bei einem großen Turnier dabei.
Wer gewinnt?
Schon unter normalen Voraussetzungen ist das schwierig zu sagen. Nach einer durch Corona derart gedrängten Saison ist die Form der Teams kaum einzuschätzen. Nur ein Beispiel: Spanien tritt verletzungsbedingt ohne einen einzigen Profi von Real Madrid an. Das gab es noch nie. Zum Kreis der Favoriten gehören Frankreich, Belgien und sicher auch Englands aufstrebende Nationalelf, zumal die entscheidenden Spiele in deren Heimat London ausgetragen werden. Übersteht die deutsche Elf die Gruppenphase gegen starke Gegner wie Frankreich und Portugal, ist auch der Titel möglich. Im Idealfall kann das Team auf der Abschiedstournee von Bundestrainer Jogi Löw frei aufspielen. Größter Gewinner - so die Hoffnung der wohl meisten Fans - wäre das Gemeinschaftserlebnis Fußball. Sich nach den Monaten der Pandemie wieder in den Armen zu liegen, wäre ein Traum - ob zum Jubeln oder Weinen, ist da fast Nebensache.