EURO 2024: DFB-Team schafft das "Wunder" von Stuttgart
19. Juni 2024
Dem Schlusspfiff des Schiedsrichters folgten laute Jubelgesänge im Stuttgarter Stadion. Deutschland hatte gerade den zweiten Gruppensieg bei der Heim-EM klar gemacht und damit das Ticket für das Achtelfinale gebucht. "Heute war das Stadion sehr laut. Gerade bei der Hymne war das ein toller Moment", freute sich Niclas Füllkrug über die Stimmung im Stadion. "Es hat total viel Spaß gemacht."
Das Duell gegen die Ungarn hatte ebenso stimmungsvoll begonnen, wie es auch endete. Auf und neben dem Platz schenkten sich beide Teams nichts. Sie wurden immer wieder mit lautstarken Rufen aus den Fankurven angefeuert. Die DFB-Elf versuchte es gleich von Beginn an mit gefährlichen Pässen in den ungarischen Strafraum und wurde in der 22. Spielminute mit der 1:0-Führung belohnt. Wie schon im Auftaktspiel gegen Schottland war Ilkay Gündogan maßgeblich am Führungstreffer durch Jamal Musiala beteiligt.
Die Gäste kamen lediglich durch Standardsituationen dem Ausgleich etwas näher, wurden aber durch eine über weite Strecken stabil stehende deutsche Abwehr oder Torwart Manuel Neuer erfolgreich daran gehindert, ein Tor zu schießen. Vor allem der oft kritisierte Schlussmann verhinderte einen möglichen Ausgleichstreffer mit starken Paraden. Für die Entscheidung sorgte in der zweiten Halbzeit der Kapitän: Gündogan versenkte den Ball eiskalt zum 2:0-Endstand. "Er hilft uns extrem", lobte Füllkrug den Mittelfeldstrategen. "Er ist immer mit im Sechzehner, zieht Räume, und er macht es super. So hilft er uns natürlich enorm."
"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" schallte es durch die Stuttgarter Arena, und das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann ließ sich nach dem Schlusspfiff zu Recht feiern. "Wir sind zufrieden mit den ersten beiden Partien und auch mit der Atmosphäre, die wir in unserer Mannschaft haben", sagte Torwart Neuer nach dem Spiel. "Wir wollen auch die Euphorie, die wir in unserem Land entfacht haben, weiter mitnehmen."
Erinnerungen an WM 1954
Endlich wieder ein Turnier-Sieg für eine DFB-Auswahl gegen Ungarn. Der letzte Erfolg lag beeindruckende 70 Jahre zurück: 1954 fügte die deutsche Nationalmannschaft mit Trainer Sepp Herberger an der Seitenlinie, dem Favoriten aus Ungarn eine knappe 3:2-Niederlage zu. Ein Sieg, der als "Wunder von Bern" in die Geschichtsbücher einging.
Es war der erste WM-Titel, den Deutschland überhaupt gewinnen konnte. Nun hat es bei der Heim-EM wieder geklappt, und das Team von Bundestrainer Nagelsmann hat mit dem 2:0 (1:0)-Sieg gegen Ungarn vorzeitig das Ticket für das Achtelfinale gelöst.
Der Fluch des zweiten Turnierspiels
Die Fans feierten nach dem berauschenden Auftaktsieg gegen Schottland damit bereits einen weiteren Erfolg bei diesem Turnier. Und sie freuten sich, dass der "Fluch des zweiten Gruppenspiels" dieses Mal an der deutschen Mannschaft vorübergegangen ist, denn damit hatte das Team in den vergangenen Turnieren immer wieder zu kämpfen.
Bei der Europameisterschaft 2008 überzeugte das DFB-Team im ersten Spiel gegen Polen, verlor dann aber gegen Kroatien. Auch zwei Jahre später bei der WM unterlag die deutsche Nationalmannschaft im zweiten Gruppenspiel gegen Serbien, nachdem sie den Auftakt gegen Australien deutlich gewonnen hatte.
Kein "Emotions-Gedusel"
Selbst beim letzten WM-Titelgewinn 2014 musste die Auswahl des damaligen Bundestrainers Joachim Löw im zweiten Gruppenspiel gegen Ghana zittern. Nach dem 4:0-Auftakterfolg gegen Portugal konnte der eingewechselte Miroslav Klose mit seinem 2:2-Ausgleichstor noch eine Niederlage gegen die Afrikaner abwenden.
Bei der EM 2016 kam die DFB-Auswahl im zweiten Spiel über ein torloses Unentschieden gegen Polen hinaus - zuvor hatte sie die Ukraine noch mit 2:0 geschlagen. "Dieses Emotions-Gedusel liest sich immer ganz nett, aber es trägt dich keiner durchs Turnier", sagte Thomas Müller über den vermeintlichen Fluch der zweiten Turnierpartie. "Du musst die Spiele gewinnen."
Die Euphorie kann das DFB-Team weit tragen
Die mahnenden Worte des Routiniers wurden von seinen Teamkollegen gehört und in die Tat umgesetzt. Durch den perfekten Turnierstart steht die DFB-Elf bereits sicher im Achtelfinale. Doch viel mehr dürfte Bundestrainer Nagelsmann freuen, dass seine Mannschaft erneut eine starke Leistung auf den Platz gebracht und "Angstgegner" Ungarn verdient besiegt hat.
Die Euphorie-Welle wabert damit weiter durch Deutschland und nimmt immer mehr Fahrt auf. Mit Leistungen wie an diesem Abend in Stuttgart steigen die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Heim-EM weiter.