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EURO 2024: DFB-Team schafft das "Wunder" von Stuttgart

Thomas Klein Stuttgart
19. Juni 2024

Deutschland gelingt der zweite Sieg bei der Heim-EM und steht sicher im Achtelfinale. Gegen Ungarn zeigt das DFB-Team erneut eine gute Leistung und erinnert mit dem Sieg an ein 70 Jahre altes Fußball-Märchen.

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Jubel nach dem 2:0 für Deutschland im EM-Spiel gegen Ungarn: DFB-Kapitän und Torschütze Ilkay Gündogan umringt von Teamkollegen
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist erfolgreich in die Heim-EM gestartetBild: Angelika Warmuth/REUTERS

 

Dem Schlusspfiff des Schiedsrichters folgten laute Jubelgesänge im Stuttgarter Stadion. Deutschland hatte gerade den zweiten Gruppensieg bei der Heim-EM klar gemacht und damit das Ticket für das Achtelfinale gebucht. "Heute war das Stadion sehr laut. Gerade bei der Hymne war das ein toller Moment", freute sich Niclas Füllkrug über die Stimmung im Stadion. "Es hat total viel Spaß gemacht."

Das Duell gegen die Ungarn hatte ebenso stimmungsvoll begonnen, wie es auch endete. Auf und neben dem Platz schenkten sich beide Teams nichts. Sie wurden immer wieder mit lautstarken Rufen aus den Fankurven angefeuert. Die DFB-Elf versuchte es gleich von Beginn an mit gefährlichen Pässen in den ungarischen Strafraum und wurde in der 22. Spielminute mit der 1:0-Führung belohnt. Wie schon im Auftaktspiel gegen Schottland war Ilkay Gündogan maßgeblich am Führungstreffer durch Jamal Musiala beteiligt.

Fußball-EM 2024 | Vorrunde | Deutschland vs. Ungarn | Ilkay Gündogan erzielt zweites Tor gegen Ungarn
Gündogan erzielt das 2:0 gegen Ungarn und damit bereits seinen zweiten Treffer im TurnierBild: Heiko Becker/REUTERS

Die Gäste kamen lediglich durch Standardsituationen dem Ausgleich etwas näher, wurden aber durch eine über weite Strecken stabil stehende deutsche Abwehr oder Torwart Manuel Neuer erfolgreich daran gehindert, ein Tor zu schießen. Vor allem der oft kritisierte Schlussmann verhinderte einen möglichen Ausgleichstreffer mit starken Paraden. Für die Entscheidung sorgte in der zweiten Halbzeit der Kapitän: Gündogan versenkte den Ball eiskalt zum 2:0-Endstand. "Er hilft uns extrem", lobte Füllkrug den Mittelfeldstrategen. "Er ist immer mit im Sechzehner, zieht Räume, und er macht es super. So hilft er uns natürlich enorm."

"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" schallte es durch die Stuttgarter Arena, und das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann ließ sich nach dem Schlusspfiff zu Recht feiern. "Wir sind zufrieden mit den ersten beiden Partien und auch mit der Atmosphäre, die wir in unserer Mannschaft haben", sagte Torwart Neuer nach dem Spiel. "Wir wollen auch die Euphorie, die wir in unserem Land entfacht haben, weiter mitnehmen."

Erinnerungen an WM 1954

Endlich wieder ein Turnier-Sieg für eine DFB-Auswahl gegen Ungarn. Der letzte Erfolg lag beeindruckende 70 Jahre zurück: 1954 fügte die deutsche Nationalmannschaft mit Trainer Sepp Herberger an der Seitenlinie, dem Favoriten aus Ungarn eine knappe 3:2-Niederlage zu. Ein Sieg, der als "Wunder von Bern" in die Geschichtsbücher einging.

Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Bern 1954: Der deutsche Stürmer und Kapitän Fritz Walter und sein Teamkollege Horst Eckel werden nach dem Triumph im Wankdorfstadion von begeisterten Anhängern vom Spielfeld getragen
1954: Das "Wunder von Bern" bedeutet den ersten WM-Titel für Fußball-Deutschland Bild: dpa/picture alliance

Es war der erste WM-Titel, den Deutschland überhaupt gewinnen konnte. Nun hat es bei der Heim-EM wieder geklappt, und das Team von Bundestrainer Nagelsmann hat mit dem 2:0 (1:0)-Sieg gegen Ungarn vorzeitig das Ticket für das Achtelfinale gelöst.

Der Fluch des zweiten Turnierspiels

Die Fans feierten nach dem berauschenden Auftaktsieg gegen Schottland damit bereits einen weiteren Erfolg bei diesem Turnier. Und sie freuten sich, dass der "Fluch des zweiten Gruppenspiels" dieses Mal an der deutschen Mannschaft vorübergegangen ist, denn damit hatte das Team in den vergangenen Turnieren immer wieder zu kämpfen.

Bei der Europameisterschaft 2008 überzeugte das DFB-Team im ersten Spiel gegen Polen, verlor dann aber gegen Kroatien. Auch zwei Jahre später bei der WM unterlag die deutsche Nationalmannschaft im zweiten Gruppenspiel gegen Serbien, nachdem sie den Auftakt gegen Australien deutlich gewonnen hatte.

Kein "Emotions-Gedusel"

Selbst beim letzten WM-Titelgewinn 2014 musste die Auswahl des damaligen Bundestrainers Joachim Löw im zweiten Gruppenspiel gegen Ghana zittern.  Nach dem 4:0-Auftakterfolg gegen Portugal konnte der eingewechselte Miroslav Klose mit seinem 2:2-Ausgleichstor noch eine Niederlage gegen die Afrikaner abwenden.

Toni Kroos blickt nach links und trägt das deutsche Auswärtstrikot
Seit dem Comeback von Toni Kroos in der DFB-Elf ist eine große Euphorie in Deutschland entstandenBild: Darko Vojinovic/AP Photo/picture alliance

Bei der EM 2016 kam die DFB-Auswahl im zweiten Spiel über ein torloses Unentschieden gegen Polen hinaus - zuvor hatte sie die Ukraine noch mit 2:0 geschlagen. "Dieses Emotions-Gedusel liest sich immer ganz nett, aber es trägt dich keiner durchs Turnier", sagte Thomas Müller über den vermeintlichen Fluch der zweiten Turnierpartie. "Du musst die Spiele gewinnen."

Die Euphorie kann das DFB-Team weit tragen

Die mahnenden Worte des Routiniers wurden von seinen Teamkollegen gehört und in die Tat umgesetzt. Durch den perfekten Turnierstart steht die DFB-Elf bereits sicher im Achtelfinale. Doch viel mehr dürfte Bundestrainer Nagelsmann freuen, dass seine Mannschaft erneut eine starke Leistung auf den Platz gebracht und "Angstgegner" Ungarn verdient besiegt hat.

Die Euphorie-Welle wabert damit weiter durch Deutschland und nimmt immer mehr Fahrt auf. Mit Leistungen wie an diesem Abend in Stuttgart steigen die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Heim-EM weiter.