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Europarat: Thaci war krimineller Mafia-Boss

15. Dezember 2010

Schwere Anschuldigungen gegen Kosovos Ministerpräsident Hashim Thaci: Der Europarat wirft ihm Verwicklung in illegalen Organhandel vor. Die Regierung des Kosovo droht mit juristischen Schritten.

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Kosovos Ministerpräsident Hashim Thaci (Foto: dpa)
Soll Boss einer mafiaähnlichen Organisation gewesen sein: Kosovos Ministerpräsident ThaciBild: dpa
Kosovos Ministerpräsident Hashim Thaci und seine Frau bei der Stimmabgabe (Foto: dpa)
Thaci und seine Frau bei der StimmabgabeBild: picture-alliance/dpa

Zwei Tage nach der Wiederwahl von Hashim Thaci zum Ministerpräsidenten von Kosovo hat ihm der Schweizer Europaratsabgeordnete Dick Marty mit Sicherheit die Freude über das Wahlergebnis verdorben. In einem Bericht des Europarats beschuldigt Marty Regierungschef Thaci und weitere frühere Führer der kosovarischen Befreiungsarmee UCK, am Handel mit den Organen serbischer Gefangener nach dem Kosovokrieg 1998-99 beteiligt gewesen zu sein. Der Ministerpräsident soll sogar der Boss einer mafiaähnlichen Organisation gewesen sein.

In dem am Dienstag (14.12.2010) veröffentlichten Bericht schreibt Marty von erheblichen Beweisen, dass die UCK im Norden Albaniens Serben sowie einige Kosovo-Albaner in geheimen Gefängnissen "unmenschlicher und erniedrigender Behandlung ausgesetzt habe, bevor sie schließlich verschwanden". In einer Klinik seien Gefangenen Organe entnommen worden, die anschließend auf dem internationalen Schwarzmarkt an ausländische Kliniken verkauft worden seien.

Thaci als "der Boss" bezeichnet

Diese Aktivitäten seien von UCK-Führern mit Verbindung zum organisierten Verbrechen organisiert worden und würden "bis heute in anderer Form andauern", schreibt Marty. Die EU-Rechtsstaatskommission EULEX habe Ermittlungen geführt, die im Oktober 2010 zur Festnahme von fünf Personen in der Medicus Klinik in Pristina zur Folge hatte, darunter Ärzte und einen Beamten des Gesundheitsministeriums. Ihnen werden Organhandel und illegale medizinische Tätigkeiten vorgeworfen.

Eine Frau geht an einer Wand mit abgeblätterten Wahlplakaten im Kosovo vorbei (Foto: AP)
Die Parlamentswahlen im Dezember waren die ersten seit der Unabhängigkeit des KosovoBild: AP

Marty, ein früherer Schweizer Staatsanwalt, nennt ausdrücklich Thaci als "den Boss" der Drenica Gruppe, einer "kleinen aber unvorstellbar mächtigen Gruppe von UCK Mitgliedern", die seit 1998 die organisierte Kriminalität unter ihre Kontrolle gebracht habe. Westliche Länder hätten von den Verbrechen gewusst, diese aber ignoriert. Deshalb seien sie mitschuldig, so Marty.

"Lügen" und "erfundene Tatsachen"

Die Demokratische Partei (PDK) von Hashim Thaci bezeichnete die Vorwürfe Martys als "Lügen", die auf "unbewiesenen und erfundenen Tatsachen" beruhten. Das Ziel des Berichts sei es, die UCK und ihre Führer zu schädigen. Die Partei kündigte an, "alle möglichen und notwendigen Schritte zu unternehmen, um Martys Lügen zu begegnen, einschließlich rechtlicher Schritte". Thaci hatte sich erst am Montag zum Sieger der ersten Wahl seit der Unabhängigkeit des Gebiets von Serbien erklärt. Das Kosovo gehört zu den ärmsten Ländern Europas.

Autorin: Pia Gram (rtr, afp)
Redaktion: Herbert Peckmann