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Wettlauf ins All

Klaus Dartmann21. April 2012

USA, Russland, China - alle streben ins Weltall. Die Ziele: Mond, Mars und neue Raumstationen. Welche Rolle spielt Europa in diesem kosmischen Wettlauf? Fragen an ESA-Direktor und Ex-Astronaut Thomas Reiter.

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Thomas Reiter, Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb und Leiter des ESA-Kontrollzentrums, stellt am während einer Pressekonferenz (Foto: Arne Dedert dpa/lhe)
Bild: picture-alliance/dpa

Dem Direktor für Bemannte Raumfahrt bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) liegt die wissenschaftliche Bedeutung der Raumstation sehr am Herzen: Europa habe viel Geld in die ISS investiert, insbesondere mit dem Forschungslabor Columbus. "Jetzt ist es natürlich an der Zeit, die Ernte einzufahren", so Reiter im Gespräch mit der Deutschen Welle. Es wäre dramatisch, wenn Europa auf halber Strecke aufgäbe und das Labor nicht nutzen würde – ein Hinweis auf die Finanzkrise, die auch vor der Raumfahrt nicht halt macht: Italien hat bereits angekündigt, die ESA-Beiträge zu kürzen.

Teurer Wettlauf

Vor allem die Finanzen sind der Grund, warum sich Europa auf die unbemannte Raumfahrt konzentriert und auch keine bemannten Raumschiffe im Programm hat. Stattdessen setzen die ESA-Forscher auf Roboter, die viele Arbeiten im All durchführen können. Für Reiter ist die Präsenz des Menschen im Weltraum trotzdem unerlässlich, zum Beispiel für Experimente in der medizinischen Forschung.

Thomas Reiter, ESA-Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb (Foto: Arne Dedert dpa/lhe)
Dr. Thomas Reiter ist ehemaliger Astronaut und leitet heute die ESA-Direktion für bemannte RaumfahrtBild: picture-alliance/dpa

Bei der bemannten Eroberung des Weltalls – zumindest der erdnahen Umgebung - zeigen sich andere Nationen dagegen ambitionierter, schließlich gilt kaum ein anderes Thema als so prestigeträchtig.

Eine führende Rolle spielen zurzeit die Russen; ihre Sojus-Kapseln sind die einzige Taxiverbindung für jeden, der zur ISS reisen will. Die USA, mit dem Ende des Space-Shuttle-Programms in die Warteschleife gerutscht, basteln an einem neuen Raumschiff, um wieder Menschen ins All befördern zu können. Und auch die Chinesen zieht es immer stärker ins All: Im Jahr 2011 haben sie eine kleine Raumstation in den Orbit geschossen, und die soll zügig ausgebaut werden.

Aufbruch zum Mond

Gemeinsames Ziel aller Raumfahrtnationen: der nächste Nachbar der Erde. Reiter: "Der Mond ist nach wie vor von großem Interesse für die Wissenschaftler" – und das gilt in China, Russland, USA und Europa. Von einem Wettlauf will Reiter zwar nicht sprechen. Trotzdem möchte auch Europa mithalten und im Jahr 2018 eine Sonde zum Südpol des Mondes schicken. Dort vermuten die Wissenschaftler Wasser – und das sei eine Voraussetzung, so Reiter, "um vielleicht im nächsten Jahrzehnt mit Menschen zum Mond zurückzukehren.“

Erste Mondlandung 1969 (Foto: EPA/NASA / HO - EDITORIAL USE ONLY)
Die erste Mondlandung 1969Bild: picture-alliance/dpa

Eine Forschungsstation auf dem Mond soll vor allem Vorteile für die Erde bringen: neue Erkenntnisse in der Erdbeobachtung, bessere Verfolgung des Klimawandels, aber auch Nutzen für Telekommunikation und Satellitennavigation.

Nächstes Ziel: Mars

Doch auch für Reiter ist der Mond nicht das Ende aller Anstrengungen: Er könnte auch als Außenposten für Reisen ins All dienen, als Trainings- und Forschungsstation für Flüge zum Mars. Und da spricht Reiter vor allem als Ex-Astronaut: "Es wäre faszinierend, einmal mit eigenen Füßen auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten zu stehen.“ Da wären allerdings wohl eher die jüngeren Kandidaten an der Reihe. Reiter beschränkt sich auf die Rolle des Organisators: “Ich hoffe, dass ich einmal, vielleicht im Fernsehsessel, einen Europäer auf unserem Nachbarplaneten herumlaufen sehen kann."