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European Championships ein voller Erfolg

Benjamin Kühne
13. August 2018

Viele Zuschauer, großes Medienecho, gute Stimmung: Die Mehrfach-EM aus sieben Sportarten, darunter Leichtathletik, Schwimmen und Radfahren, hat ihre Ziele erreicht. Dennoch gibt es Raum für Verbesserungen.

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Vollbesetztes Olympiastadion in Berlin bei der Leichtathletik-EM (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Die Macher hinter der Mehrfach-Europameisterschaft in Berlin und Glasgow, der Schweizer Marc Jörg und der Brite Paul Bristow, können zufrieden sein. Sie sind mit dem Ziel angetreten der Dominanz des Fußballs etwas entgegenzusetzen. Sie wollten mehr mediale Aufmerksamkeit kreieren und mehr Zuschauer gewinnen für Leichtathleten, Radrennfahrer, Turner, Schwimmer und Co. Das ist ihnen gelungen, sowohl live in den Sportstätten als auch vor den Fernsehgeräten.

Rund 4,70 und 4,45 Millionen Zuschauer verfolgten am Freitag und Samstag die Wettkämpfe in der ARD und im ZDF. Zur besten Sendezeit nach 20 Uhr verbuchten die beiden Sender Marktanteile von mehr als 18 Prozent. "Die Zuschauerzahlen liegen weit über unseren Erwartungen", kommentierte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. Er sei "freudig überrascht".

Matteo Trentin überquert als Erster die Ziellinie bei der Radeuropameisterschaft in Glasgow  (Foto: picture alliance/Augenklick/Roth)
Viel umjubelter Sieg von Matteo Trentin in GlasgowBild: picture alliance/Augenklick/Roth

Insgesamt haben weit über 400.000 Zuschauer die Titelkämpfe live in den Sportstädten verfolgt. Etwa 300.000 Besucher zählte die Leichtathletik-EM im Berliner Olympia-Stadion. Über 100.000 Zuschauer besuchten die Arenen in Glasgow, wie das Sir-Chris-Hoy-Velodrom, die Hydro-Arena der Turner und das Tollcross-Swimming Center. Am Sonntag säumten zehntausende Fans die Strecke des Straßenradrennens in Glasgow.

Begeisterte Athleten und emotionale Höhepunkte

Vor allem von der Stimmung im Berliner Olympiastadion zeigten sich die Athletinnen und Athleten begeistert: "Die geile Kulisse hat mich beflügelt und mich über die Latte getragen", erklärte Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko. Und Pamela Dutkiewicz sagte nach ihrem Silberlauf über 100 Meter Hürden: "Ich glaube, so etwas werde ich nie wieder erleben."

Auch das die Innenstädte direkt in die European Championships eingebunden waren, erwies sich als Erfolgsmodell: 15.000 Zuschauer säumten täglich den Berliner Breitscheidplatz, wo die Veranstalter die Medaillen an die erfolgreichen Leichtathleten übergaben. 3000 Zuschauer sahen die Qualifikation im Kugelstoßen mit dem Weltmeister David Storl, der sich später EM-Silber sicherte, in einem eigens errichteten kleinen Stadion.

Vermisst hatten die deutschen Leichtathletik-Helden einen Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Warum war Frau Merkel nicht da?", fragte die EM-Zweite im Kugelstoßen, Christina Schwanitz, im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF und fügte hinzu: "Das finde ich ziemlich schade. Da sieht man auch die Wertschätzung."

Das kann in Zukunft besser werden

In vier Jahren sollen die nächsten European Championships stattfinden. Dann wollen die Organisatoren auch dem Wunsch der Athleten nachkommen und die Spiele in nur einer Stadt veranstalten. Denn in Berlin, wo lediglich die Leichtathletik-EM stattfand, war von den Synergien zwischen den Wettkämpfen wenig zu spüren. Anders in Glasgow: Mit Wettbewerben im Golf, Radfahren, Rudern, Schwimmen, Triathlon und Turnen entwickelte sich ein Atmosphäre wie bei kleinen Olympischen Spielen. Mit-Initiator Marc Jörg erklärte, dass man trotz dieser Problematik den Eindruck habe "als seien die traditionellen Sportarten neu entdeckt worden. Das war unsere Idee".

Kim Bui turnt bei den European Championships in Glasgow im Finale am Stufenbarren (Foto: picture-alliance/empics/J. Walton)
Kim Bui in Glasgow im Finale am StufenbarrenBild: picture-alliance/empics/J. Walton

Was der Atmosphäre aus Sicht der Athleten zuträglich gewesen wäre, brachte die deutsche Turnerin Kim Bui auf den Punkt: "Was fehlt, ist ein Athletendorf, wo man sich mit Aktiven anderer Sportarten austauschen kann." Marc Jörg kann dies nachvollziehen. "Wir stehen erst am Anfang. In Zukunft kann man noch vieles besser machen", sagte der Schweizer. Er erklärte aber auch: "Unser Modell basiert darauf, nicht teure neue Bauten zu errichten. Wir müssen daher nach intelligenten Lösungen suchen."

Erste Interessenten für 2022 gefunden

Nach der gelungenen Party mit Rekordbesuch forderte Clemens Prokop, Chef des Organisationskomitees, eine erneute Bewerbung Berlins für die European Championships 2022. Dann aber für die gesamten Spiele. Auch die Stadt Hamburg hat Interesse bekundet das Event in vier Jahren auszutragen.

Gerüchte, dass auf Wunsch des Bundesligisten Hertha BSC die Laufbahn im Berliner Olympia Stadion entfernt werden soll, um eine reine Fußballarena mit besserer Stimmung zu schaffen, widersprach Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF. "Ich habe mich während der EM mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller getroffen, und er hat mir versichert, dass die Bahn auch in Zukunft im Olympiastadion bleiben wird", sagte Coe dem Tagesspiegel. Einer erneuten Ausrichtung in Berlin würde also nichts im Wege stehen.