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Politik

Corona: Auch ein Geschäft für Betrüger

27. März 2020

Angst vor dem Virus ist ein perfides "Geschäftsmodell" für Betrüger, warnt die europäische Polizeibehörde. Angebote für Impfstoffe sind falsch. Bernd Riegert aus Brüssel.

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Symbolbild Pillen
Gefälscht oder unwirksam: Medikamente gegen Covid-19 werden im Netz angeboten. Europol warnt.Bild: imago/G. Czepluch

Vielen Unternehmen und Selbstständigen brechen wegen der Auswirkungen der Corona-Krise gerade in ganz Europa die Aufträge und Umsätze weg. Eine Branche wenigstens hat Konjunktur: Betrüger machen ihre Geschäfte mit der Angst, warnt die europäische Polizeibehörde Europol in Den Haag. Catherine De Bolle, die Direktorin von Europol sagte heute, es sei erstaunlich mit welcher Geschwindigkeit Kriminelle ihre Betrugsmodelle entwickelten: "Während viele Menschen gegen die Krise ankämpfen und den Opfern helfen, gibt es auch Kriminelle, die die Krise ausbeuten. Das können wir nicht hinnehmen. Krumme Geschäfte während einer Gesundheitskrise sind besonders gefährlich und können Menschenleben gefährden." Europol koordiniert die Polizeibehörden der EU und ist für grenzüberschreitende Ermittlungen zuständig.

Portrait: Interpol-Direktorin Catherine De Bolle
Europol-Direktorin Catherine De Bolle: Das ist nicht akzeptabelBild: picture-alliance/dpa/T. Roge

Falsche Medikamente

Europol warnt vor gefälschten Medikamenten, die im Internet zum Kauf angeboten werden. In einer weltweiten Fahndungsaktion in 90 Ländern zusammen mit anderen Polizeibehörden habe man über 2000 Webseiten identifiziert, auf denen wirkungslose Pillen, Sprays oder Salben gegen das Coronavirus angeboten wurden. Im Rahmen der "Pandea" genannten Polizeiaktion seien vier Millionen Einheiten an Medikamenten beschlagnahmt worden. Dabei handele es sich auch um antivirale Medikamente oder nachgemachte Malaria-Arzneien, die keine Zulassung hätten. Es seien auch gefälschte Atemschutzmasken im Umlauf, die entweder wirkungslos oder stark überteuert seien. Anfang März wurden 34.000 dieser chirurgischen Masken aus Papiervlies aus dem Verkehr gezogen, heißt es in einer Mitteilung von Europol.

Nicht nur verängstigte private Konsumenten fielen auf Betrüger herein, auch staatlichen Stellen geht es manchmal nicht besser. In Belgien bestellten die Behörden für fünf Millionen Euro Atemschutzmasken bei einem Hersteller in der Türkei, die nie geliefert wurden, berichtete die belgische Zeitung "Le Soir." Die spanische Zeitung "El Pais" schrieb unter Berufung auf anonyme Quellen, die spanischen Behörden hätten in Madrid 640.000 wirkungslose Corona-Tests eingesetzt. Sie zeigten zu viele negative Ergebnisse an. Die Test-Einheiten stammten offenbar von einer chinesischen Firma.

Symbolbild Coronavirus Kisten mit Mundschutzmasken
Flughafen Lüttich in Belgien: Atemschutzmasken werden entladenBild: picture-alliance/dpa/Belga/E. Lalmand

EU-Kommission mahnt zur Vorsicht

Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, hatte bereits am Dienstag in einer Videobotschaft an die EU-Bürger vor Corona-Betrügern gewarnt. Jeder müsse sich vor Bestellungen im Netz von der Seriosität der Anbieter überzeugen. Versprechen, es sei ein Impfstoff käuflich zu erwerben, seien auf jeden Fall falsch. Wenn ein Impfstoff entwickelt und zugelassen sei, "werden Sie das aus einer vertrauenswürdigen Quelle erfahren", sagte von der Leyen. Regierungen und öffentliche Institutionen würden das rechtzeitig bekannt machen.

Falsche Mitarbeiter gaukeln Tests vor

Die Europäische Polizeibehörde warnt auch vor einer Zunahme von Diebstahl und Einbrüchen. Durch die Ausgangsbeschränkungen seien viele Unternehmen und auch medizinische Einrichtungen leer oder schlechter bewacht. Die Versuche von Räubern und Betrügern sich Zugang zu privaten Wohnungen zu beschaffen, nähmen zu. Die Kriminellen gäben sich als Behördenvertreter oder Sanitäter aus, die einen Corona-Test oder eine Anwesenheitskontrolle durchführen müssten. Die Opfer würden dann abgelenkt und ausgeraubt.

Europol Internationale Razzia Doping Medikamentenfälschungen
Europol-Razzia: Auf der Suche nach falschen Medikamenten (Archiv)Bild: Europol

Nicht nur in Europa, auch in den USA gibt es bereits Probleme mit betrügerischen Webseiten. Eine Firma in Los Angeles, die neue Webseiten automatisch registriert, kündigte jetzt an, Internetseiten mit den Schlüsselworten "Corona" oder "Covid" nicht mehr zuzulassen. Ein Richter in Texas hatte zuvor auf Antrag des US-Justizministeriums die Schließung einer Webseite veranlasst. Dort wurde Impfdosen für 4,95 US-Dollar verkauft, die angeblich von der Weltgesundheitsorganisation WHO stammten. Die Betreiber der Webseite wollten durch das Kassieren der Versandgebühren an die Kreditkarten-Daten argloser Kunden gelangen.

Porträt eines Mannes mit blauem Sakko und roter Krawatte
Bernd Riegert Korrespondent in Brüssel mit Blick auf Menschen, Geschichten und Politik in der Europäischen Union