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Ramstein Zentrale im Drohnenkrieg

15. Oktober 2015

Im Drohnenkrieg der USA gilt das deutsche Ramstein seit langem als wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Dazu gab es jetzt im NSA-Untersuchungsausschuss Informationen quasi aus erster Hand von einem Air-Force-Aussteiger.

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US-Drohne (Archiv: dpa/US Air Force)
Bild: picture-alliance/dpa

"Die USA haben die ganze Zeit vorgegeben, die Verbündeten Deutschlands zu sein, doch sie haben nur Deutschlands Vertrauen ausgenutzt. (...) Ich möchte zeigen, dass es auch anders geht": So begründete der ehemalige Drohnen-Pilot Brandon Bryant in einem Interview des 1. Deutschen Fernsehens (ARD) seine Aussage vor dem NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Nach eigenen Angaben hatte er 6000 Stunden lang von den USA aus Drohneneinsätze gesteuert, davon etwa 120 Stunden reine Kampfeinsätze.

Ex-Drohnen-Pilot Brandon Bryant sagt in Berlin als Zeuge aus im NSA-Untersuchungsausschuss (foto: dpa)
Ex-Drohnen-Pilot Bryant bei seiner Befragung in BerlinBild: picture-alliance/dpa/B. v. Jutrczenka

In der globalen Drohnen-Strategie des US-Militärs spielte das pfälzische Ramstein laut Bryant eine zentrale Rolle. "Alle Daten, jedes einzelne bisschen an Dateninformation, das übertragen wurde zwischen dem Flugzeug und der Mannschaft, das lief über den Luftwaffenstützpunkt Ramstein", sagte der 29-jährige Air-Force-Aussteiger am Donnerstag. Er sagte als Zeuge aus im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Affäre um den US-Geheimdienst NSA. Bryant stellte aber auch klar, eine direkte Steuerung der Kampfdrohnen aus Deutschland finde nicht statt.

Bereits im vergangenen Jahr hatte es Berichte gegeben, dass Ramstein für die umstrittenen Drohnenangriffe besonders wichtig sei und der Stützpunkt als sogenannte Relaisstation genutzt werde, um Kommandos aus den USA an die weltweit operierende Drohnenflotte zu übermitteln.

Vertreter der Bundesregierung sollen angeblich von alldem gewusst haben. "Uns wurde gesagt, dass wir mit der Regierung zusammenarbeiten", so Bryant. "Wenn die deutsche Regierung eine Mobilfunknummer kennt und diese an die amerikanische Regierung weitergibt, ja, dann kann man das nutzen, um eine Person zu exekutieren".

Bryant hat mehr als fünf Jahre für die amerikanische Luftwaffe als "Sensor Operator" - einer Mischung aus Co-Pilot und Bildanalyst - von den Vereinigten Staaten aus Kampfdrohnen gesteuert. Die Angriffe, an denen er beteiligt war, spielten sich nach seinen Angaben im Irak, in Afghanistan, Pakistan, Somalia und im Jemen ab.

Der Amerikaner war vor vier Jahren beim Militär ausgestiegen und hat setiher immer wieder Insider-Informationen offengelegt. Als Gründe für seinen Abschied nannte er in dem ARD-Interview, er habe bei der Drohnen-Jagd auf einen US-Bürger "erkannt, dass ich mit meinen Handlungen auf einmal die amerikanische Verfassung brach, die ich geschworen hatte zu schützen".

SC/uh (dpa, ARD)