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Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn wegen Sex-Partys vernommen

21. Februar 2012

Wieder sieht sich der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn mit Sex-Vorwürfen konfrontiert. Wegen seiner Verwicklung in eine Callgirl-Affäre wurde der 62-Jährige zum Verhör vorgeladen und in Gewahrsam genommen.

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Bild: picture alliance/dpa

In der Affäre um Hotelmanager, Polizeichefs und dubiose Konzernmanager ist Strauss-Kahn zwar nur eine Randfigur, aber die mit Abstand prominenteste. Es geht um einen mutmaßlichen Prostitutionsring, der Kunden im Luxushotel Carlton im nordfranzösischen Lille Callgirls vermittelte.

Strauss-Kahn folgte am Dienstag einer Vorladung und wurde dort in einer Gendarmerie-Kaserne für die Vernehmung formell in Polizeigewahrsam genommen. Er fuhr in einem Wagen mit getönten Scheiben vor und wurde von einem Anwalt begleitet. Der einstige Hoffnungsträger der Sozialisten für das Präsidentenamt in Frankreich wird der Zuhälterei und der Veruntreuung öffentlicher Gelder verdächtigt.

Wurden für Prostituierte Firmengelder veruntreut ?

Die Ermittler wollen unter anderem herausfinden, ob Strauss-Kahn bei seiner Teilnahme an Sex-Partys in den Jahren 2010 und 2011 in Paris und Washington von unterschlagenen Firmengeldern profitierte. Denn die Spesen - einschließlich der Entlohnung von Prostituierten - sollen von zwei befreundeten Geschäftsmännern übernommen worden sein.

Mindestens einer der beiden Männer, denen unter anderem die Organisation eines Callgirl-Rings vorgeworfen wird, soll dafür eine Summe von etwa 50.000 Euro aus der Kasse seines Baukonzerns Eiffage veruntreut haben. Sollte Strauss-Kahn dies gewusst haben, so könnte ihm Beihilfe zu der Veruntreuung vorgeworfen werden.

Callgirls kann DSK nicht erkennen

Im Zuge der Ermittlungen waren die Behörden im vergangenen Herbst auf DSK -wie Strauss-Kahn in Frankreich kurz genannt wird- gestoßen. Er selbst bestreitet die Teilnahme an Orgien in Paris und Washington nicht. Allerdings will er nicht gewusst haben, dass die freizügigen Damen Prostituierte waren.

Sein Anwalt Henri Leclerc argumentierte im Dezember im Radiosender Europe 1: "Bei solchen Partys ist man nicht immer angezogen." Und: "Ich fordere sie heraus, eine nackte Prostituierte von jeder anderen nackten Frau zu unterscheiden."

Foto: AP
Erleichterung nach der Freilassung in New York: DSK und seine Frau Anne SinclairBild: AP

Verhaftung löste Skandal aus

Die letzte derartige Party soll unmittelbar vor der spektakulären Verhaftung des Politikers Mitte Mai in New York stattgefunden haben. Ein New Yorker Zimmermädchen hatte den 62-Jährigen beschuldigt, es sei von ihm zum Oralsex gezwungen worden. Die Sache löste einen internationalen Skandal aus, in dessen Folge der frühere französische Finanzminister von seinem Posten beim IWF zurücktrat.

Später indes wurde das Strafverfahren in den USA wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens eingestellt. Auch in Frankreich wies die Staatsanwaltschaft im Oktober eine Strafanzeige gegen DSK zurück.

Die junge Autorin Tristane Banon hatte ihn einer mehrere Jahre zurückliegenden Vergewaltigung bezichtigt. Das Gericht bewertete den Vorwurf dagegen lediglich als sexuelle Belästigung und als verjährt.

Um Vernehmung gebeten

In der Callgirl-Affäre hatte Strauss-Kahn selbst darum gebeten, so schnell wie möglich als Zeuge vernommen zu werden. Bis zu 48 Stunden soll sein Polizeigewahrsam dauern, die kargen Räume der Gendarmerie sind nur mit Schaummatratzen und Steh-Klo ausgestattet.

Kommen die Ermittler schließlich aber zu dem Schluss, dass ihm die Hintergründe der freizügigen Sex-Gelage bewusst waren, drohen ihm Anklageverfahren. Und damit auch heftige Strafen: Allein auf Beihilfe zur Zuhälterei stehen bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 375.000 Euro.

uh/hp (dpa, rtr, afp)