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Politik

Experten warnen vor neuer Corona-Welle

24. Juni 2020

Gerade erst hat Premier Boris Johnson die Corona-Beschränkungen für England erheblich gelockert. Da bekommt er Gegenwind von medizinischen Experten. In einem gemeinsamen Brief finden sie drastische Worte.

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Einkaufen unter Corona-Bedingungen in der Oxford Street in London  (Foto: picture-alliance/NurPhoto/D. Cliff)
Shoppen unter Corona-Bedingungen in der Oxford Street in London Bild: picture-alliance/NurPhoto/D. Cliff

Führende britische Mediziner üben deutliche Kritik an der bisher umfangreichsten Lockerung der Pandemie-Maßnahmen in England. In einem Brief, der im "British Medical Journal" veröffentlicht wurde, warnen sie eindringlich vor dem "echten Risiko" einer zweiten Corona-Infektionswelle in Großbritannien.

Es müsse nun schnell gehandelt werden, um noch mehr Todesopfer und Verluste für die Wirtschaft zu verhindern, fordern die Experten in dem offenen Brief an die Parteispitzen. "Viele Elemente der Infrastruktur, die zur Eindämmung des Virus benötigt werden, werden gerade erst eingerichtet, aber es gibt noch erhebliche Herausforderungen."

Ordnungskräfte und Passanten am Leicester Square in der britischen Hauptstadt      (Foto: picture-alliance/NurPhoto/D. Cliff)
Ordnungskräfte und Passanten am Leicester Square in der britischen Hauptstadt Bild: picture-alliance/NurPhoto/D. Cliff

"Während das Ausmaß der Pandemie in Großbritannien schwer vorherzusagen ist, deuten die verfügbaren Beweise darauf hin, dass lokale Ausbrüche immer wahrscheinlicher werden und eine zweite Welle ein echtes Risiko ist", heißt es in dem Schreiben. Die Regierung dürfe nicht nur die (wirtschaftlichen) Folgen der ersten Pandemie-Welle schnell bekämpfen, sondern müsse auch sicherstellen, dass das Land angemessen auf eine zweite Welle vorbereitet sei. Zu den Unterzeichnern des Appells gehören die Präsidenten des Royal College of Surgeons, des Royal College of Physicians und des Royal College of Emergency Medicine.

Keine Lockerungen in Schottland, Wales und Nordirland

Der britische Premierminister Boris Johnson hatte erst am Dienstag verkündet, dass Kneipen, Restaurants und Hotels in England am 4. Juli wieder öffnen könnten. 

Mit einem Tänzchen im Londoner St. James's Park reagieren diese jungen Leute auf die Abmilderung der Beschränkungen (Foto: picture-alliance/empics/Y. Mok)
Mit einem Tänzchen im Londoner St. James's Park reagieren diese jungen Leute auf die Abmilderung der BeschränkungenBild: picture-alliance/empics/Y. Mok

Auch Sportplätze, Kinos, Museen, Galerien und Büchereien sollen wieder den Betrieb aufnehmen dürfen. Zugleich hatte Johnson angekündigt, die Abstandsregel von zwei Metern auf einen Meter zu verringern. Die neuen Maßnahmen gelten nur für England. In Schottland, Wales und Nordirland entscheiden die dortigen Regierungen.

Auch Regierungsberater aus dem Medizin-Bereich hatten am Dienstag die Lockerungen als "nicht risikofrei" bezeichnet. Großbritannien ist das am schwersten von der Corona-Krise betroffene Land in Europa: Der Johns Hopkins University zufolge wurden fast 308.000 Infizierte gezählt. Mehr als 43.000 starben durch das Virus. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

kle/sti (dpa, afp)