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Exporte: Deutschland wieder Weltmeister?

6. September 2016

Das Münchner Ifo-Institut erwartet für Deutschland einen Außenhandelsüberschuss von 310 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Damit würde der ehemalige Exportweltmeister China und Japan auf die Ränge verweisen.

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Deutschland Containerterminal Hamburg
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Deutschland wird nach Berechnungen des Ifo-Instituts China in diesem Jahr als Land mit dem größten Exportüberschuss ablösen. Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss summiere sich 2016 voraussichtlich auf 310 Milliarden Dollar, sagte Ifo-Experte Christian Grimme am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Das wären 25 Milliarden Dollar mehr als 2015. China dürfte hingegen ein Plus von etwa 260 Milliarden Dollar aufweisen. Auf Rang drei folge Japan mit rund 170 Milliarden.

"Der deutsche Überschuss beruht auf dem Warenhandel", sagte Grimme. Allein im ersten Halbjahr übertrafen die Exporte - von Maschinen bis zu Fahrzeugen - die Importe um 159 Milliarden Dollar. Haupttreiber sei der Anstieg der Warennachfrage aus Europa. In die Leistungsbilanz fließen neben dem Güterhandel auch alle anderen Transfers mit dem Ausland ein - von Dienstleistungen bis zur Entwicklungshilfe.

EU und USA sind "not amused"

Der deutsche Überschuss wird im laufenden Jahr auf 8,9 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen, sagt das Ifo-Institut voraus. Die EU-Kommission stuft bereits Werte von dauerhaft mehr als sechs Prozent als stabilitätsgefährdend ein. Sie rügt die Bundesregierung daher regelmäßig und empfiehlt ihr, mehr zu investieren und die Nachfrage im Inland zu stärken, wodurch der Überschuss schrumpfen würde.

Das US-Finanzministerium prangert die deutschen Überschüsse als Risiko für die weltweite Finanzstabilität an. Das Hauptargument lautet: Länder mit hohen Überschüssen tragen dazu bei, dass andere Staaten sich hoch verschulden, um ihre Importe zu finanzieren.

Überschuss als Chance für Innovation?

Auch die Industriestaaten-Organisation OECD behält die Entwicklung im Blick. "Wir sind besorgt wegen der globalen Ungleichgewichte", sagte OECD-Experte Andres Fuentes. "Deutschland kann dabei helfen, diese zu reduzieren." Dies könne etwa durch Ankurbelung der heimischen Investitionen geschehen.

So könnten die Energiesteuerbefreiungen für exportorientierte Industrieunternehmen nach und nach gesenkt werden. Das stärke Anreize, "in Energieeffizienz zu investieren und den Übergang zu neuen Technologien und Produkten fördern". Deutschland könne durch solche Reformen nicht nur sein Ungleichgewicht in der Leistungsbilanz verringern, sondern zugleich sein Wachstumspotenzial erhöhen.

Chinas Leistungsbilanzüberschuss dürfte in diesem Jahr um etwa 70 Milliarden Dollar schrumpfen - vor allem wegen schwächerer Exporte. Sie fielen allein im ersten Quartal um 35 Milliarden Dollar niedriger aus als vor Jahresfrist. "Stärkere Rückgänge wurden das letzte Mal in der Finanzkrise 2008/2009 verzeichnet", sagte Ifo-Experte Grimme.

dk/ul (rtr)