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EZB sieht Eurostärke als "Quelle der Unsicherheit"

7. September 2017

Die Europäische Zentralbank (EZB) behält ihre Nullzinspolitik bei und setzt ihr umstrittenes Anleihenkaufprogramm vorerst weiter fort - trotz zunehmender Forderungen nach einem Einstieg in den Ausstieg aus der Geldflut.

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Symbolbild Eurobonds
Bild: picture alliance/dpa/Bildagentur-online/HRI-McPhoto

Der EZB-Rat bekräftigte in Frankfurt die bisherige expansive Ausrichtung. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Parken Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank, kostet das die Institute weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen. Zudem steckt die EZB noch bis mindestens Ende Dezember 2017 Monat für Monat 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen.

Mit viel billigem Geld versucht die EZB seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und die Teuerung anzuheizen. Angestrebt wird Preisstabilität bei einer Inflationsrate knapp unter 2,0 Prozent - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben - das würde die Konjunktur abwürgen. Weil die Zeiten einer Inflationsrate nahe Null vorerst vorbei sind und die Konjunktur im Euroraum wieder besser läuft, wuchs in den vergangenen Monaten der Druck auf die Währungshüter, ihren Anti-Krisen-Kurs zu beenden.

Eurowechselkurs "Quelle der Unsicherheit"

Die Europäische Zentralbank (EZB) wagt aber wegen der kräftigen Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar noch keine Weichenstellung in Richtung eines weniger expansiven Kurses. Die Währungshüter ließen am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung in Frankfurt die Tür offen, notfalls die besonders in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe erneut auszuweiten. Sie sind momentan das schärfste Schwert der Euro-Wächter. "Die jüngsten Schwankungen beim Wechselkurs sind eine Quelle der Unsicherheit", sagte EZB-Präsident Mario Draghi. "Der Wechselkurs ist wichtig für das Wachstum und die Inflation." Die Notenbank müsse die Bewegungen im Blick halten und den Einfluss auf die Preisstabilität beobachten.

Der Euro hat seit Jahresstart um mehr als 14 Prozent zugelegt. Dadurch verteuern sich Produkte aus dem Währungsraum auf dem Weltmarkt. Zudem verbilligen sich Importwaren, was die Inflationsentwicklung bremsen könnte. Für die EZB würde es so noch schwerer, ihr Ziel von knapp zwei Prozent Teuerung zu erreichen. Im August lag die Inflation nur bei 1,5 Prozent.

Entscheidungen "höchstwahrscheinlich im Oktober"

Und so legte sich Mario Draghi am Nachmittag vor der Presse auch nicht auf einen konkreten Zeitplan für einen Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik, dem sogenannten Quantitive Easing (QE), fest. Mehr als die Andeutung, dass darüber "höchstwahrscheinlich im Oktober" entschieden werde, war dem EZB-Chef nicht zu entlocken Nach der Juli-Sitzung des EZB-Rates hatte Draghi angekündigt, das Gremium werde ab Herbst über mögliche Kursänderungen diskutieren - auf Grundlage der neuesten Prognosen zur Entwicklung von Konjunktur und Inflation im Euroraum.

"Die EZB muss Farbe bekennen - zumindest ein bisschen", sagte LBBW-Analyst Martin Güth. Das Dilemma der EZB bestehe darin, dass die gewichtigen Argumente für einen Ausstieg aus dem bis Jahresende laufenden Anleihekaufprogramm immer stärker werden. "Die Aufwertung des Euro in den vergangenen Wochen belastet aber die Aussichten für die Inflation und die Unternehmensgewinne."

Draghi stehe vor einem Balanceakt, da jedes ausgesprochene oder fehlende Wort auf die Goldwaage gelegt werde. "Denn es ist nicht zu verhehlen, dass sich der Markt ohnehin einen Spaß daraus macht, die Schmerzgrenze der EZB beziehungsweise ihres Chefs zu testen", konstatierten die Analysten der Metzler Bank.

ul/tko (dpa,rtr)