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Facebook will Afrika vernetzen

Theresa Krinninger30. Juni 2015

Millionen User, jung, mobil: Afrikas Internet-Markt ist lukrativ und große Unternehmen wie Facebook wittern ihre Chance. Ob davon auch die Nutzer profitieren, haben Experten auf dem Global Media Forum der DW diskutiert.

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GMF 2015 Afric@online Empowerment or exploitation? (Foto: DW)
Bild: DW/M. Magunia

Ebele Okobi ist zu Hause in der Welt der Status-Updates, Kommentare und "Gefällt mir"-Klicks. Sie arbeitet beim Internet-Riesen Facebook in London, ist dort als "Head of Public Policy" mitverantwortlich für die Geschäfte und Initiativen des Konzerns in Afrika.

Jetzt sitzt sie vor Publikum auf dem Global Media Forum in Bonn und diskutiert über die digitalen Chancen des Kontinents. Und wenn man ihr so zuhört, dann sind die nahezu unbegrenzt. Natürlich könne das Internet allein nicht alle Probleme lösen, sagt sie. "Aber es ist unglaublich wertvoll, um sich zu vernetzen". Dass nicht alle Menschen gleichen Zugang zum Internet haben, ist für Okobi eine "Katastrophe". "Am meisten schockiert mich, wie langsam die Zahl der Internetnutzer in Afrika wächst".

Ebele Okobi, Head of Public Policy Facebook Afrika (Foto: DW)
Ebele Okobi, Head of Public Policy Facebook AfrikaBild: DW/M. Magunia

Rebecca Enonchong nickt. Die gebürtige Kamerunerin ist Geschäftsführerin des Digitalunternehmens AppsTech - und sie kennt die Hürden in ihrem Heimatland. "Man kann in Kamerun noch nicht mal ein Video hochladen. Ein Megabyte Bandbreite pro Sekunde kostet im Großverkauf 12.000 Dollar. Wenn dieses eine Megabyte dann auf viele Menschen aufgeteilt wird, hat man Glück, wenn man gerade mal 128 Kilobyte bekommt."

Es fehle einfach der politische Wille, für die nötige Infrastruktur zu sorgen, sagt die Unternehmerin. "Die Regierung in Kamerun hat so große Angst vor dem Internet, dass sie es nicht zugänglicher und billiger machen will". Das revolutionäre Potenzial, das gerade in Social Media steckt, hat sich im Norden des Kontinents während des Arabischen Frühlings gezeigt.

Rebecca Enonchong von Apps-Tech (Foto: DW)
Rebecca Enonchong von Apps-TechBild: DW/M. Magunia

Nicht schnell genug reagiert

Viele Regierungen in Afrika hätten nicht schnell genug auf die rasende Digitalisierung reagiert - oder hätten sie sogar bewusst ignoriert, sind sich die Experten in Bonn einig. Auch die ugandische Regierung habe zu lange versäumt, ein angemessenes Budget für den öffentlichen Kommunikationssektor bereitzustellen, berichtet Albert Mucunguzi, Chefredakteur der Computer-Zeitschrift PC-Tech aus Uganda.

Wo die Regierungen nichts oder zu wenig tun, versuchen sich große ICT-Unternehmen Märkte zu sichern. Ebele Okobi von Facebook nutzt die Gelegenheit, um für die "neuen Visionen" des Unternehmes zu werben. Mit internet.org will Facebook künftig Millionen von Menschen in Entwicklungsländern - vor allem in Afrika - Zugang zum Netz verschaffen. Den einfachen und effizienten Service von internet.org könnten Netzbetreiber-Partner für sich selbst und für die Nutzer kostenlos anbieten. Beispielsweise könnten Airtel-Kunden in Ghana über die internet.org-App eine Reihe von Internetseiten und -services umsonst abrufen.

"Nicht veräppeln lassen"

Ein Mann aus dem Senegal, der im Publikum sitzt, sieht das kritisch. "Wir Afrikaner sollten uns nicht veräppeln lassen. Sei es Facebook oder Google oder jede andere große Firma der Welt - sie kommen doch nur, um Geld zu machen". Das "Gerede", beispielsweise von internet.org, über die digitale Schere und Ungleichheit sei "Quatsch". Denn die großen Unternehmen würden in den Zielmärkten ihre eigenen Regeln durchsetzen. "Facebook profitiert im Senegal, zahlt dort aber keine Steuern", so der Zuhörer. Solche Themen sollten afrikanische Regierungen und Bürger angehen, sonst passiere das gleiche wie gerade im Senegal, wo der Netzwerkbetreiber Orange Millionen Euro Profit mache, den aber nicht in Afrika, sondern in Frankreich investiere.

GMF 2015 Afric@online Empowerment or exploitation? (Foto: DW)
Kritische Fragen aus dem Publikum - hier Nigers Kommunikationsminister Yahouza SadissouBild: DW/M. Magunia

Andere afrikanische Gäste wollen von Ebele Okobi wissen, wie es internet.org und Facebook mit dem Datenschutz halten. Okobi versichert, dass internet.org nicht nach Afrika komme, um die Daten der Nutzer abzugreifen und sie dann zu verkaufen. Auch bei Steuerfragen muss sich die Facebook-Mitarbeiterin verteidigen. Bisher hat Facebook noch kein Büro in Afrika, zahlt dort also auch keine Abgaben. Dennoch macht das Unternehmen auf dem afrikanischen Markt Gewinne, die eigentlich steuerpflichtig wären.

Inzwischen hat Facebook angekündigt, im Juli ein Büro im südafrikanischen Johannesburg zu eröffnen. 25 Mitarbeiter sollen die Geschäfte auf dem Kontinent weiter ankurbeln.

Die Rahmenbedingungen müssten in Afrika noch ausgehandelt werden, weicht Okobi aus und weist darauf hin, dass viele Steuerfragen noch nicht einmal in Europa, wo Facebook viel mehr Profit mache, ganz geklärt seien. Generell brauche man auch in Afrika angemessene Besteuerungen, die eine gute Entwicklung des Kommunikationssektors erlaubten.

Nicht nur Zugang, auch Medienkompetenz

Allein den Zugang zum Internet sichern, das sei zu kurz gegriffen, sagt Unternehmerin Rebecca Enonchong. "Wenn man von neuen Möglichkeiten und Fähigkeiten durch das Internet spricht, muss man auch über Medienkompetenz reden, also darüber, wie man mit Inhalten richtig umgeht und wie man sie kreiert."

Um überhaupt zu erkennen, wie Afrikaner das Internet für die Entwicklung des Kontinents nutzten, sei auch Forschung wichtig, ergänzt ein Teilnehmer aus Ghana. Erst dann ließe sich feststellen, ob die Nutzer profitieren oder am Ende aber ausgebeutet werden.