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Kunst

Facebook zensiert "Venus von Willendorf"

28. Februar 2018

Sie ist 30.000 Jahre alt und eines der berühmtesten Kunstwerke der Steinzeit. Facebook befand, die Venus sei "gefährlich pornografisch". Jetzt hat sich das Unternehmen dafür entschuldigt.

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Venus von Willendorf
Bild: picture-alliance/H.Fohringer

Im Naturhistorischen Museum in Wien, wo die üppige Dame aus der Altsteinzeit zuhause ist, kann man über das Vorgehen von Facebook nur den Kopf schütteln. "Es gibt keinen Grund, die Venus von Willendorf zu bedecken und ihre Nacktheit zu verstecken", so Museumschef Christian Köberl. "Weder im Museum noch in den sozialen Medien."  

Es ist das erste Mal, dass sich jemand über die Nacktheit der elf Zentimeter kleinen Figur beschwert. Ein unbekannter Künstler modellierte die Venus in der Altsteinzeit und stattete sie mit großen Brüsten und einer angedeuteten Vulva aus - offensichtlich ist sie ein Symbol der Fruchtbarkeit. Entdeckt wurde die Venus Anfang des 20. Jahrhunderts im österreichischen Ort Willendorf, dem sie ihren Namen verdankt. Die Figur ist nicht nur das wichtigste Ausstellungsstück des Wiener Museums, sondern auch die bekannteste prähistorische Darstellung einer Frau weltweit.

"Krieg gegen die menschliche Kultur"

Insofern rechnete die italienische Künstlerin Laura Ghianda bestimmt nicht damit, die Facebook-Zensoren auf den Plan zu rufen, als sie auf dem sozialen Netzwerk gleich mehrfach ein Foto der Venus von Willendorf hochlud. Doch das Unternehmen stufte die Bilder als Pornografie ein und sperrte sie. Das sei ein "Krieg gegen die menschliche Kultur", kritisierte Ghianda Facebook. Ähnlich sehen das wohl auch andere User in den Sozialen Medien:

 

Facebooks Haltung zu Nacktheit ist bekannt; wenn es um Kunst oder Geschichte geht, lässt das Netzwerk aber immer wieder Ausnahmen zu. Beides müsste eigentlich auch auf die Venus von Willendorf zutreffen, doch das mehrfache Löschen schließt ein Versehen aus.

Das Naturhistorischen Museum Wien wollte sich das nicht gefallen lassen und schrieb an Facebook: "Seit 29.500 Jahren präsentiert sich 'unsere' Venus von Willendorf als prähistorisches Fruchtbarkeitssymbol unbekleidet in voller Pracht. (...) Das wollen wir so nicht hinnehmen und plädieren: Die Venus muss nackt bleiben dürfen."

Mittlerweile hat Facebook reagiert: "Wir entschuldigen uns für den Fehler", erklärte eine Facebook-Sprecherin am Donnerstag. Zwar seien Nacktabbildungen nach den Werbevorschriften auf dem Portal verboten, es gebe "aber eine Ausnahme für Statuen. Wir haben den Inserenten wissen lassen, dass wir den Beitrag zulassen", teilte eine Facebook-Sprecherin am Donnerstag (1.2.2018) mit.

suc/uh (afp/www.nhm-wien.ac.at)