Fair gehandelte Produkte sollen Perspektiven schaffen
13. Januar 2005Schon bevor der Tsunami das Land verwüstete, hatten sie mit der Natur zu kämpfen: Trockenheit erschwerte Leben und Arbeit der Cashewnuss-Bauern auf Sri Lanka.
Die beschwerlich geernteten Nüsse gingen nach Deutschland und wurden vom Handelspartner Gepa in Müsliriegeln und Studentenfutter verarbeitet. Und nun hat ausgerechnet das Wasser den Bauern die Lebensgrundlage genommen. Die meisten ihrer Nussbäume haben die Flut zwar überlebt, die Bauern selbst wurden jedoch hart getroffen.
Es fehlt an vielem
"Wir haben konkret gehört, dass von circa 360 Cashewnuss-Bauern 44 gestorben sind, dass im Moment mehr als zehn Häuser zerstört sind, dass die Brunnen nicht nutzbar sind, sanitäre Anlagen fehlen, und dass dringend Wasser und Medikamente benötigt werden", sagt Brigitte Schimmelpfennig vom Handelspartner Gepa in Wuppertal.
Die Nussbäume stehen noch, weil die Bauern nicht direkt an der Küste, sondern im Hügelland anbauen. Doch die 44 Opfer waren in einem nahe gelegenen Küstenort zum Einkaufen unterwegs und sind dann dort von der Flutwelle überrascht worden. Für die Überlebenden ist an Alltag nicht zu denken. Arbeiten - um das Durchlebte zu vergessen, um Normalität vorzutäuschen - auch das ist für die Cashew-Bauern unmöglich. Schimmelpfennig berichtet: "Die Verarbeitungsanlage für die Cashewnüsse dient derzeit als Flüchtlingslager. Dort sind allerdings auch drei Mitarbeiter ums Leben gekommen und im Moment kann die Produktion da eben nicht stattfinden, weil die Fabrik als Auffanglager benutzt wird."
Die Cashewnuss-Bauern sind nicht die einzigen Flutopfer unter den Handelspartnern der Gepa. 30 Weberinnen einer Partnerfirma, die über Weihnachten ihre Verwandten an der Ostküste Sri Lankas besucht haben, werden vermisst. Die Werkstätten der Firma wurden zerstört, die Menschen sind ohne Arbeit.
Mitarbeiter der Handwerkerfirma Gospelhouse, die nicht von der Flut getroffen wurden, nutzen dagegen ihre Arbeitskraft, um zu helfen. Sie haben einen Transport mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten in die betroffenen Küstenregionen organisiert.
Preise, von denen die Bauern leben können
Durch den fairen Handel will die Gepa ihren Partnern - vor allem Menschen in Entwicklungsländern - langfristig helfen, finanziell unabhängig zu sein - indem sie ihnen so viel zahlt, dass sie von ihren Produkten leben können. Die fair gehandelten Produkte sind teurer als die Massenware aus dem Discounter. Und dennoch wuchs der Umsatz bei Gepa im vergangenen Jahr - trotz Konsumflaute. In Deutschland werden die fair gehandelten Produkte vor allem in den 800 Eine-Welt-Läden, zunehmend aber auch in konventionellen Supermärkten verkauft.
Wer im Geschäft zu fair gehandelten Produkten greift, unterstützt so auch die Flutopfer in Südasien. "Wir haben zum einen als Gepa zum Spenden aufgerufen, zum anderen wollen wir noch mal betonen, dass es sehr wichtig ist, den fairen Handel in diesen Regionen - aber nicht nur da - zu unterstützten, weil man dadurch langfristig wieder Perspektiven schaffen kann", sagt Schimmelpfennig von Gepa. Denn wenn auch die Spendenflut in Südostasien wieder abflaut, müssen die Menschen dort versuchen, von dem zu leben, was sie selbst produzieren und verkaufen können.