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KonflikteIsrael

Faktencheck: Haben Irans Raketen Israels F35-Jets zerstört?

3. Oktober 2024

Verwirrung um die Schäden durch die iranischen Raketenangriffe auf Israel: Laut Iran ist der Militärflugplatz Nevatim "komplett zerstört". Laut Israels Armee hingegen ist die Luftwaffe "nicht beeinträchtigt".

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Israel Beersheba | Kampfjet F35  fliegt über den Militärflugplatz Chazerim. Im Vordergrund der dunkle Flugkörper, im Hintergrund ein blaugrauer Himmel
Ein Kampfjet F35 der israelischen Luftwaffe fliegt über den Militärflugplatz Chazerim am Rande der Negev-WüsteBild: Ariel Schalit/AP Photo/picture alliance

Nach dem Raketengriff des Irans auf Israel kursieren in den Sozialen Medien viele Falschmeldungen über das Ausmaß der Zerstörung der israelischen Luftwaffe. DW Faktencheck hat einen Claim untersucht, der durch mehrere User geteilt und verbreitet wurde, und mehrere Millionen Views hat.

Ähnliche Behauptungen tauchten bereits im April dieses Jahres auf und konnten nicht belegt werden. Weiterhin ist auffällig, dass beim aktuellen Konflikt mit Israel Behauptungen zu militärischen Fakten in der Community auch von Personen gepostet werden, die sonst zu militärischen Fragen keine Stellung beziehen.

Behauptung: "Der Iran hat den Luftwaffenstützpunkt Nevatim komplett zerstört. 20 F35 Jets von der Basis sind voll zerstört" steht in dem viralen Post. Die Behauptung von Ruksar Khan (hier archiviert) wurde über 24.000 mal aufgerufen.

DW Faktencheck Fact Check | angeblich hat Iran den israelischen Luftwaffenstützpunkt Nevatim vollständig zerstört UNPROVEN/UNBELEGT DE
"Der Iran hat die Nevatim Airbase komplett zerstört", behauptet ein User auf XBild: X

Der Post ist eine inhaltliche Wiederholung eines Claims der prominenten X-Userin Dr. Anastasia Maria Loupis, der auch am 1. Oktober gepostet und schon 14,5 Millionen mal angezeigt wurde. Sie schreibt, "Mehr als 20 F-35-Kampfjets der 5. Generation wurden in Israel zerstört" und teilt das gleiche Bild, was auch Ruksar Khan geteilt hat.

Auch andere Userteilen und wiederholen ähnliche Behauptungenzur Eskalation zwischen Israel und dem Iran. 

DW-Faktencheck: Unbelegt.

Das digitale Investigationsteam GnasherJew, das Holocaust-Leugner im Internet aufspürt, wirft ihr Antisemitismus, Judenhass und die Verbreitung von Verschwörungstheorien vor.

Loupis bezeichnet sich selbst als "halbe Wikingerin, halbe Philosophin und Doktor der Medizin (MD)". 1,3 Millionen Anhänger folgen ihr.

Angriff auf Militärflugplätze Nevatim und Tel Nof

Die Behauptungen auf den digitalen Plattformen stützen sich auf Berichte in iranischen und indischen Medien. Die indische Newsplattform BS50zitiert den Generalstabschef der iranischen Streitkräfte, Mohammad Bagheri.

Danach habe der Iran am Dienstag ballistische Raketen auf zwei israelische Militärstützpunkte und das Hauptquartier des israelischen Geheimdienstes Mossad abgefeuert.

Die indische Zeitung Republic Worldberichtet, bei dem Angriff seien der Luftwaffenstützpunkt Nevatim und der Militärflugplatz Tel Nof getroffen worden. Zahlreiche israelische F-35-Kampfjets der fünften Generation seien zerstört worden.

IDF: "Luftwaffe nicht beeinträchtigt"

Die israelische Pressezitiert zwar einen Sprecher der israelischen Armee (Israel Defense Forces, IDF), der den iranischen Raketenangriff auf einige der israelischen Luftwaffenstützpunkte bestätigt. Allerdings heißt es, dass der Betrieb der israelischen Luftwaffe dadurch nicht beeinträchtigt worden sei.  

Auf X, vormals Twitter, erklärt IDF-Sprecher Daniel Hagari: "Der Iran hat über 180 Raketen auf Israel abgefeuert. Es gab eine kleine Anzahl von Zielen im Zentrum und im Süden Israels, die getroffen wurden. Die Mehrheit der Raketen wurde abgefangen."

Die DW hat die IDF um eine gesonderte Stellungnahme gebeten, aber keine Rückmeldung bis zum Redaktionsschluss erhalten.

Nach Informationen der Website für die militärische Luftfahrt, The Aviationist, haben die israelischen Luftstreitkräfte im September 2023 insgesamt 25 "Adir"-Jets (so werden die von den IDF betriebenen maßgeschneiderten F-35A bezeichnet) gekauft. Diese vervollständigten das Geschwader der 50 vorhandenen Jets, die bereits auf dem Luftwaffenstützpunkt Nevatim in der Negev-Wüste im Einsatz seien.

Israel Herzi Halevi Generalstabschef auf Nevatim Airbase
IDF-Chef Herzi Halevi (rechts) spricht auf der Nevatim Airbase am 15. April dieses Jahres zu Offizieren der israelischen Armee. Der Iran hatte einen Tag zuvor Israel angegriffenBild: Israeli Army/AFP

Schon wieder Nevatim

Die Behauptung, dass Israels Luftwaffenstützpunkt Nevatim bei einem iranischem Angriff "vollständig zerstört" worden sei, ist nicht neu. Sie kursierte bereits im April dieses Jahres auf Instagram und wurde vom Faktencheck-Team der Zeitung USA Today widerlegt.

In dem Faktencheck heißt es: "Obwohl die Berichte über die Schäden am Luftwaffenstützpunkt Nevatim nach dem iranischen Raketen- und Drohnenangriff variieren, gibt es keinen Beweis dafür, dass dieser zerstört wurde. Ein vom israelischen Militär veröffentlichtes Video zeigt, wie die Flugzeuge nach dem Angriff immer noch auf dem Stützpunkt landen."

Wie bei dem aktuellen Vorwurf erklärten die IDF auch im April dieses Jahres, der Schaden am Luftwaffenstützpunkt sei gering. Eine weitere Parallele ist die Reaktion des Irans auf vorausgegangene Angriffe Israels.

Der Iran hatte den Angriff gestartet, nachdem bei einem mutmaßlichen israelischen Luftangriff auf seine Botschaft in Syrien am 1. April sieben iranische Militäroffiziere getötet worden waren.