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Faktencheck: Versteht Trump mehr von Wirtschaft als Biden?

6. April 2024

Wer verfügt über mehr Wirtschaftskompetenz, Biden oder Trump? Für den einen sprechen die Daten, für den anderen die Umfragen. Die DW hat vier Behauptungen zu Wachstum, Inflation, Schulden und Aktien in den USA geprüft.

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Bildkombo mit Joe Biden (li) und Donald Trump (re)
Widersacher, auch im Bereich Wirtschaftspolitik: Amtsinhaber Joe Biden (l) und Ex-Präsident Donald TrumpBild: imago images

Nach Umfragen des Meinungsforschungsinstitutes YouGov traut eine Mehrheit der US-Bevölkerung Ex-Präsident Donald Trump im Bereich Wirtschaft mehr zu als Amtsinhaber Joe Biden.

Nur 26 Prozent der im Februar dieses Jahres befragten Wähler halten Biden für einen fähigen Wirtschaftspolitiker. Trump hingegen erreicht Zustimmungswerte von 47 Prozent.

Doch stimmen diese Umfrageergebnisse mit den wirtschaftlichen Eckdaten der Vereinigten Staaten überein?  

Biden und die Inflation

Behauptung: "Joe Biden hat in den USA eine Inflation auf Rekordniveau ausgelöst, und sie geht nicht mehr weg". Diese Kritik äußerte nicht nur Donald Trump im jüngsten TV-Duell mit Joe Biden, sondern zuvor bereits Glenn Allen Youngkin, Gouverneur des US-Bundesstaates Virginia, am 21. März 2024 in einem Interview mit dem US-Sender Fox News.

DW-Faktencheck: Falsch.

Die Aussage blendet wichtige statistische Daten aus. Denn sie erwähnt nicht, dass die Inflationsrate in den USA seit einem Jahr kontinuierlich sinkt (siehe Grafik).

Nach Angaben des Weißen Hauses lag der Wert 2023 bei 3,4 Prozent. Im Februar sank der Wert im Vergleich zum Vorjahresmonat noch einmal auf 3,2 Prozent. 2022, nach der russischen Invasion in der Ukraine, betrug die Rate noch acht Prozent.

Beim Amtsantritt Trumps lag die Inflation bei 2,1 Prozent und sank 2020 auf 1,2 Prozent. Während der Corona-Pandemie stieg sie 2021 auf 4,6 Prozent an.

Fazit: Ursache für die steigende Inflation sind in Wahrheit Corona und die russische Invasion in der Ukraine, die für eine Explosion der Energiepreise sorgte, und nicht Bidens Wirtschaftspolitik. 

USA: Inflation hilft Trump und schwächt Biden

Steigende Staatsverschuldung 

Behauptung: "In den vergangenen vier Jahren haben leichtfertige Ausgaben dazu geführt, dass die Staatsverschuldung auf 34 Billionen Dollar gestiegen ist". Dieser Vorwurf wird von der Trump-nahen Vereinigung "Americans for Prosperity"erhoben, die im Netz einen "Faktencheck" zu Bidens Wirtschaftspolitik anbietet und war ebenfalls Thema in der TV-Debatte zwischen Biden und Trump.

DW Faktencheck: Irreführend.

Richtig ist, dass die Staatsverschuldung in den USA im vierten Quartal 2023 nach offiziellen Angaben auf einen historischen Höchstwert von 34 Billionen Dollar gestiegen ist. Dies entspricht 124 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts (GDP).

Richtig ist aber auch, dass die Staatsverschuldung während der Amtszeit von Trump prozentual stärker angestiegen ist als unter Biden. So kletterten die Außenstände zwischen 2017 und 2021 von 19,84 Billionen US-Dollar auf 28,13 Billionen US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 41,62 Prozent.

Unter Biden wuchsen die Schulden von 28,13 Billionen US-Dollar auf 34 Billionen US-Dollar im Dezember 2023. Dies entspricht einem Wachstum von 20,86 Prozent.

Im Gegensatz zu "Americans for Prosperity", die Biden im Wahlkampf "leichtfertige Ausgaben" vorwirft, macht das US-Finanzministerium für die Entwicklung vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Zusätzliche Ausgaben aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukrainekrieges, sowie gleichzeitig geringere Steuereinnahmen. 

Der Rückgang der Steuereinnahmen geht unter anderem auf die 2018 von Trump eingeführte Steuerreform zurück - eine Tatsache, die von seinen Anhängern gerne verschwiegen wird. 

Trumps Steuerreform senkte 2018 Unternehmenssteuern von durchschnittlich 35 auf 21 Prozent. Auch die Einkommenssteuersätze wurden verringert. Die gestiegenen staatlichen Ausgaben wurden über Schulden finanziert. Für die steigende Staatsverschuldung ist also auch Trump mitverantwortlich. 

Boomende Wirtschaft?

Behauptung: "Biden zerstört Recht und Gesetz, die Wirtschaft befindet sich im freien Fall. Unter Trump ging es unserer Wirtschaft gut, wir brauchen vier weitere Jahre mit ihm", schreibt US-Senator Tim Scott am 28. März auf X. Auch andere User sehnen sich nach der "boomenden Wirtschaft unter Trump". 

DW Faktencheck: Irreführend.

Die ersten drei Jahre unter Donald Trump verliefen zwar mit Wachstumsraten von über zwei Prozent (siehe Grafik) wirtschaftlich erfolgversprechend. Ein langanhaltender "Boom" lässt sich allerdings nicht belegen. 

Dieser ist laut wissenschaftlicher Definition geprägt von "einer ausgeprägten Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität, die sich in hohen Wachstumszahlen, einer deutlich über dem Normalwert liegenden Kapazitätsauslastung, einer spürbaren Beschäftigungszunahme und einer Börsenhausse niederschlägt". 

Trump startete seine erste Amtszeit am 20. Januar 2017 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent. Im Corona-Jahr 2020 brach die Wirtschaft um 2,2 Prozent ein, erholte sich aber im letzten Quartal wieder und schnellte dann auf 5,8 Prozent empor.

Unter Biden befindet sich die Wirtschaft nicht "im freien Fall", wie von US-Senator Scott behauptet, sondern pendelte sich bei einem Wachstum von rund zwei Prozent ein (siehe Grafik). Für 2024 wird ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent prognostiziert.

Der Vergleich zeigt, dass die USA weder unter Trump noch unter Biden einen Wirtschaftsboom erlebt haben, sondern vielmehr mit den wirtschaftlichen Folgen schwerer Krisen wie Corona und Ukrainekrieg zu kämpfen hatten.

 

Hoch am Aktienmarkt

Behauptung: "Die Aktienmärkte performen herausragend, weil sie mit meinem Sieg rechnen". Diese Behauptung stellte Trump am 29. Januar 2024 angesichts des Hochs auf amerikanischen Aktienmärkten im Netzwerk "Truth Social" auf.

DW-Faktencheck: Falsch.

"Meine Umfragen gegen Biden sind so gut", schrieb er dort, "dass Investoren darauf setzen, dass ich gewinne, und das sorgt für Aufschwung."

In der Tat: Zwischen April 2023 und April 2024 legte der S&P 500 Aktienindex um 27 Prozent zu. Der Index ist neben Dow Jones und Nasdaq das dritte große US-amerikanische Börsenbarometer. Er umfasst die 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA.

Der Boom am US-Aktienmarkt hat allerdings weniger mit Trumps Umfragewerten, sondern vielmehr mit der Zinspolitik der US-Notenbank (FED) zu tun.

Die Erholung am US-Aktienmarkt setzte Ende 2023 ein, als FED-Chef Jerome Powellandeutete, "die Phase der historisch hohen Zinsraten könne angesichts der schneller als erwartet sinkenden Inflation bald der Vergangenheit angehören". 

Angesichts der guten Entwicklung der US-Wirtschaft und "in der Hoffnung, dass wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen so entwickelt wie erwartet", so Powell am 4. April, könne eine Zinssenkung im Laufe des Jahres angemessen sein.

Auch andere Faktoren tragen laut Analystenzum Hoch auf den Aktienmärkten bei, zum Beispiel der "Optimismus in Bezug auf künstliche Intelligenz". Der Post von Trump zeugt eher von Selbstüberschätzung statt von Wirtschaftskompetenz.