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Wie gut schützt eine einfache Corona-Impfung?

Robert Mudge | Michaela Cavanagh
1. Mai 2021

Viele der bisher zugelassenen Corona-Impfstoffe müssen zweimal verabreicht werden, um einen guten Schutz vor dem Coronavirus zu bieten. Doch nicht alle Geimpften holen sich die zweite Dosis. Das ist ein Risiko.

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Eine Frau zieht Impfstoff auf eine Spritze
Wer einen mRNA-Impfstoff erhält, muss für die volle Wirksamkeit zweimal gespritzt werdenBild: Terry Pierson/ZUMAPRESS/picture alliance

Dieser Beitrag wurde zuletzt am 01.05.2021 aktualisiert. Neuere Entwicklungen oder Daten wurden nicht berücksichtigt.

Acht Prozent derjenigen, die in den USA eine Erstimpfung mit den Corona-Impfstoffen von Moderna oder BioNTech erhalten haben, haben sich nicht die notwendige zweite Dosis abgeholt. Das entspricht rund fünf Millionen Personen, wie die New York Times nach Auswertung von Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC berichtete.

Die Gründe dafür sind laut Angela Rasmussen, Virologin bei der Organisation für Impfungen und Infektionskrankheiten (VIDO) an der Universität Saskatchewan in Kanada, sehr verschieden. Manche glauben irrtümlicherweise, dass eine Impfdosis ausreiche, andere hätten Sorge vor erneuten Nebenwirkungen und einigen wenigen sei aus medizinischen Gründen von einer zweiten Impfung abgeraten worden, sagte sie der DW.

Auch logistische oder wirtschaftliche Gründe können eine Rolle spielen, wenn zum Beispiel bei der Impfstelle kein Serum der richtigen Marke vorrätig ist oder die Unterstützung des Arbeitgebers fehlt, um den Impftermin wahrzunehmen, wie aus mehreren Medienberichten hervorgeht.

Die Frage ist: Wie gut sind diese Menschen nun vor einer Corona-Infektion geschützt?

Reicht eine Dosis aus?

Experten haben wiederholt betont: Bei den meisten der zugelassenen Impfstoffe sind zwei Impfungen nötig, um einen besseren und länger anhaltenden Schutz zu haben. Die Daten zeigen zwar, dass die erste Impfung zumindest einen gewissen Schutz bietet - aber wie lange dieser anhält, ist noch unklar.

Ein mann in Kittel steht in einer Sporthalle, un ihn herum überwiegend leere Plastikstühle
Nicht jeder erscheint zu einer Zweitimpfung - dafür gibt es verschiedene GründeBild: Matthew Hatcher/Getty Images

In zwei Studien des britischen Büros für Nationale Statistiken und der Universität Oxford wurde festgestellt, dass Menschen bereits nach einer der beiden Impfungen eine starke Antikörperreaktion zeigten. Einer der Studien zufolge sank der Anteil symptomatischer Corona-Infektionen um 72 Prozent, nachdem eine Dosis der Impfstoffe von BioNTech/Pfizer oder AstraZeneca verabreicht wurde. Nach der zweiten Impfung mit BioNTech/Pfizer gingen symptomatische Infektionen um 90 Prozent zurück. Daten zur zweiten Dosis mit AstraZeneca konnten in der Studie nicht berücksichtigt werden, da sie noch nicht vorlagen.

Koen Pouwels, einer der Autoren der Studie und Wissenschaftler am Nuffield Institut für Bevölkerungsgesundheit der Universität Oxford, sagte der DW, mit der zweiten Impfdosis sei man besser und länger vor COVID-19 geschützt. "Wie bei jeder anderen Infektionskrankheit auch hat man anfangs (nach der ersten Dosis) einen hohen Schutz, aber dieser wird nachlassen", sagt Pouwels. Mit Blick auf die Antikörperantwort geschehe das relativ schnell. Die zweite Dosis steigere den Antikörperspiegel deutlich, besonders bei älteren Menschen. "Es ist sehr wichtig, die zweite Dosis zu bekommen." Nach aktuellem Stand der Dinge wird die zweite Impfung gebraucht, um auch langfristig das Immungedächtnis zu aktivieren, sagt auch Virologin Rasmussen.

Das heißt aber nicht, dass die zweite Dosis nicht so wirksam ist, wenn man länger wartet. Einige Regierungen, wie die britische, haben beispielweise den zeitlichen Abstand zwischen den zwei Impfungen verlängert, um bei Impfstoffknappheit mehr Menschen zumindest einen Basisschutz zu ermöglichen. Doch der Schutz in diesem Zeitraum könnte geringer ausfallen als man denkt.

Michael Warner, Intensivmediziner an einem Krankenhaus in Toronto, mahnte kürzlich genau das Problem via Twitter an. "Man ist nicht geimpft, solange man nicht vollständig geimpft ist", schrieb der Arzt. Er berichtete davon, dass Patienten lange nach der ersten Impfung - also nachdem sich ein gewisser Impfschutz aufgebaut haben sollte - auf die Intensivstation eingeliefert werden. Warner forderte Behörden dazu auf, deutlicher zu kommunizieren, wie man sich zwischen den beiden Impfungen zu verhalten habe.

Reicht eine einmalige Dosis für Genesene?

Anders sieht es aus bei Menschen, die bereits eine COVID-19-Erkrankung durchgemacht haben. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission inzwischen, diese frühestens sechs Monate nach der Genesung mit einer einmaligen Dosis zu impfen. "Aufgrund der bestehenden Immunität nach durchgemachter Infektion kommt es durch die einmalige Boosterung durch die Impfung zu einer sehr guten Immunantwort", heißt es dazu auf der Seite des Robert-Koch-Instituts.

Eine Studie des Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles, an der mehr als 260 Probanden beteiligt waren, zeigt, dass eine einmalige Dosis des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer bei ehemaligen COVID-19-Patienten eine "ähnliche Immunantwort hervorruft wie bei Personen, die die empfohlene zweifache Impfung erhalten haben". Den Wissenschaftlern zufolge lassen die Daten den Schluss zu, dass Genesenen nur eine Impfung verabreicht werden muss.

Menschen mit Masken während Coronavirus-Pandemie
Auch wer bereits einmal geimpft ist, sollte weiter vorsichtig sein und beispielsweise Maske tragen (Symbolbild)Bild: Mariana Bazo/ZUMA Wire/picture alliance

Dies hätte noch einen weiteren Vorteil, wie Jonathan Braun, Co-Autor der Studie, der DW per E-Mail schrieb: "Viele hatten bereits COVID-19 und in den meisten Regionen sind die Vakzine nur eingeschränkt verfügbar. Wenn Genesene nun nur einmalig geimpft werden, könnten mehr Menschen deutlich schneller geschützt und so ein Level an Immunität in einer Gesellschaft erreicht werden, das die Ausbreitung der Infektionen stoppt."

Auch Untersuchungen des Penn Instituts für Immunologie der Universität von Pennsylvania kommen zu einem ähnlichen Ergebnis. Personen, die von einer SARS-CoV-2-Infektion genesen sind, zeigten nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff eine starke Antikörperreaktion. In einer Pressemitteilung sagte Co-Autor und Immunologe E. John Wherry: "Diese Ergebnisse sind sowohl für die kurz- als auch langfristige Wirksamkeit der Impfstoffe ermutigend."

Virologin Rasmussen findet es im Übrigen nicht beunruhigend, dass rund acht Prozent der US-Amerikaner, die mit einem mRNA-Vakzin geimpft wurden, nicht die zweite nötige Impfung bekommen haben. "Das heißt immer noch, dass die deutliche Mehrheit sich die zweite Dosis holt, was verglichen mit vielen anderen Impfungen sehr gut ist." Die Zahlen nennt sie im Gespräch "ziemlich ermutigend".

Aus dem Englischen adaptiert von Uta Steinwehr