Fall Gurlitt: erstes Bild vor der Rückgabe
20. März 2015Fast ein Jahr nach dem Tod des umstrittenen Kunstsammlers wäre es die erste Rückgabe eines Bildes aus der Sammlung Gurlitt. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat eine entsprechende Vereinbarung bereits unterschrieben, bestätigte ihr Sprecher am Freitag. Sie sei "heilfroh, dass dies nun gelungen ist", sagte Grütters gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Bei Rückgaben dieser Art gehe es weniger um materielle Werte, sondern vor allem um "die Anerkennung der Opferbiografien". Den Verdacht, dass es sich bei Max Liebermanns "Zwei Reiter am Strand" um Raubkunst handelt, die im Nationalsozialimus seinen rechtmäßigen Besitzern entwendet wurde, hatte die "Taskforce Schwabinger Kunstfund" bereits im August vergangenen Jahres bestätigt.
Identifikation ja, Rückgabe nein - so war es bisher
In den vergangenen Monaten hatte es von verschiedenen Seiten Kritik gegeben, dass die Taskforce die Bilder zwar als Raubkunst identifizierte, bisher jedoch noch keine Rückgaben stattgefunden haben. Anspruch auf das Kunstwerk hat laut "Spiegel" ein New Yorker Holocaust-Überlebender, ein Großneffe des früheren Eigentümers. Der Anwalt David Toren hatte Deutschland und den Freistaat Bayern bereits auf Rückgabe des Liebermann-Gemäldes "Zwei Reiter am Strand" verklagt. Der nun unterzeichnete Vertrag, der die Rückgabe besiegeln soll, muss aber noch dem zuständigen Nachlassgericht in München vorgelegt werden. Dort streiten sich aktuell das Kunstmuseum Bern und eine Cousine von Cornelius Gurlitt um das Erbe. Laut "Spiegel" wurde der Vertrag mit beiden Parteien abgestimmt - sie wollen der Rückgabe von als Raubkunst identifizierten Werken an die rechtmäßigen Besitzer nicht im Wege stehen.
Weiteres Gemälde vor Rückgabe
Nach "Spiegel"-Informationen zeichnet sich auch die Rückgabe des Gemäldes "Sitzende Frau" von Henri Matisse an die Erben des jüdischen Kunsthändlers Paul Rosenberg ab. Auch dabei ist sich die Taskforce seit langem sicher: Das Gemälde wurde einst von den Nationalsozialisten geraubt.
Im Jahr 2013 hatte die spektakuläre Kunstsammlung, die in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt gefunden wurde, weltweit Schlagzeilen gemacht. Monatelang stand der alte Mann, der Sohn von Adolf Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, im Zentrum einer hitzigen Debatte um Nazi-Raubkunst. Nach dem Tod des Kunstsammlers im Mai 2014 entbrannte ein Streit um sein Erbe. Gurlitt vermachte seinen kompletten Besitz in seinem Testament dem Kunstmuseum Bern, seine Cousine aber zweifelt dieses Testament an.
nf/ld (dpa)