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Auf der Jagd nach den Reichtümern in Fernost

Michael Da Silva
28. Juli 2017

Der FC Bayern ist zurück von seiner Asienreise. DW-Sportreporter Michael Da Silva begleitete den Klub nach China, um zu sehen, wie er auf dem am schnellsten wachsenden Fußballmarkt der Welt vorankommt.

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China Bayern München Fan trägt Trikot von Spieler Thomas Müller in Schanghai
Bild: Weekend Studio/J. Beard

Der FC Bayern kehrt mit einer eher mäßigen sportlichen Bilanz aus dem Fernen Osten zurück. Einem 3:2-Sieg gegen den FC Chelsea standen drei Niederlagen gegenüber: 3:4 nach Elfmeterschießen gegen den FC Arsenal, 0:4 gegen den AC Mailand, 0:2 gegen Inter Mailand. Bayern strebt in der Bundesliga den sechsten Meistertitel in Serie an. Ob Trainer Carlo Ancelotti allerdings in Asien wirklich neue Erkenntnisse über sein Team gewonnen hat, ist fraglich. In Shanghai stieg das Quecksilber auf 42 Grad Celsius, den höchsten Wert seit 145 Jahren. Und die Luftfeuchtigkeit in der Stadt war so hoch, dass sich die Frage stellte, ob es überhaupt Sinn machte, Fußball zu spielen. Doch bei dieser Reise ging es ja nicht primär um Spielergebnisse.

Der FC Bayern war in diesem Sommer nicht die einzige deutsche Mannschaft, die es nach Asien zog. Auch Borussia Dortmund und Schalke bestritten dort einige Freundschaftsspiele. Doch der deutsche Meister ist das populärste Bundesliga-Team in der Region. Und so gibt es viel zu tun im Bayern-Büro in Shanghai. Die Zweigstelle des Vereins in der bevölkerungsreichsten Stadt Chinas ist seit September letzten Jahres geöffnet. Der FCB versucht, auf dem boomenden chinesischen Fußballmarkt den Konkurrenten aus der Bundesliga zuvorzukommen.

Start mit Social Media

Am Rande Pudongs, einem Stadtbezirk, in dem sich viele deutsche Unternehmen niedergelassen haben, befindet sich das kleine, aber feine Büro des FC Bayern - hoch oben in einem Gebäude aus Stahl und Glas. Man kommuniziere mit den lokalen Bayern-Fans über chinesische Social-Media-Plattformen - vor allem WeChat - auf Kantonesisch und Mandarin, um die riesigen Chancen zu nutzen, die der Markt biete, erklärte Büroleiter Rouven Kasper. "Die ersten Mitarbeiter hier in unserem Büro in Shanghai waren Social-Media-Experten, deren Aufgabe es war, den Dialog zu starten", sagte Kasper der DW. "Es ist wichtig, die Fans nicht nur zu informieren, sondern mit ihnen auf die Weise zu kommunizieren, die sie gewöhnt sind. Wir wollen vor allem begeisterte, emotionale Fans." Es gehe in erster Linie darum, mit ihnen in Kontakt zu treten, nicht darum abzukassieren. Schließlich sei der FC Bayern ein Verein ohne finanzielle Probleme. "Dennoch sind die Möglichkeiten des chinesischen Markts natürlich riesig", räumt der Büroleiter ein.

Rouven Kasper, Managing Director des FC Bayern-Büros in Schanghai. Foto: Weekend Studio/J. Beard
Rouven Kasper leitet das Büro des FC Bayern in Shanghai. Bild: Weekend Studio/J. Beard

Werbung für 50+1-Regel

"Wir haben in anderen Ligen gesehen, was passieren kann, wenn ein Großinvestor in einen Club kommt", sagt Kasper. "Da können wir froh sein, dass wir in Deutschland die 50+1-Regel haben." Diese Regel schreibt vor, dass die Vereine die Mehrheit der Anteile halten müssen, um so vor dem Einfluss externer Großinvestoren geschützt zu sein. "Anfangs haben viele Firmen wie Fosun [der chinesische Investor ist angeblich an verschiedenen Bundesliga-Klubs interessiert - Anm. der Redaktion] das nicht verstanden, weil sie es gewohnt sind, in alles und jedes zu investieren. Wir haben ihnen erklärt, dass die 50+1-Regel etwas Besonderes ist, ein Alleinstellungsmerkmal der Bundesliga. Sie hilft dabei, die Qualität zu fördern, weil die Verein gezwungen sind, Stars aufzubauen, statt sie einfach nur zu kaufen. Es ist eine Investition in die Zukunft. Das verstehen die Chinesen."

Der FC Bayern ist der erste nicht-chinesische Fußballverein, der als registriertes und steuerpflichtiges Unternehmen auf dem chinesischen Festland niedergelassen ist. Dieses klare Bekenntnis zum Reich der Mitte unterscheidet den Verein von anderen Mannschaften. Keinem anderen europäischen Verein, vielleicht mit Ausnahme von Manchester United und Real Madrid, fliegen derzeit die Herzen der chinesischen Fans mehr zu. Viele Fußballanhänger in China haben einen Lieblingsverein in der einheimischen Super League und einen aus Europa. Überall in Shanghai sah man in den Tagen des Gastspiels des deutschen Meisters auf der Straße Menschen in Bayern-Trikots, vor allem mit der Aufschrift "25 Müller".

Durchwachte Fußballnächte

Thomas Müller und James Rodriguez beim Training. Foto: dpa-pa
Chinas Fußballfans mögen Thomas Müller (r.) Bild: picture-alliance/S. Simon

Einer dieser Fans, Ami Jin, lebt über eine Stunde Zugfahrt von Shanghai entfernt. Er hat sich in den bayerischen Klub im Jahr 1999 verliebt, als der FCB das Champions-League-Finale unglücklich gegen Manchester United verloren hatte. In den 18 Jahren seit dieser dramatischen Nacht von Barcelona ist seine Leidenschaft für die Bayern nicht abgekühlt. 2015 machte er sich sogar auf die 8800 Kilometer lange Fahrt nach München, um sein Team in der dortigen Arena spielen zu sehen. "Der FC Bayern ist meine zweite Liebe, neben meiner Frau natürlich," erzählt Ami Jin. "Ich bin oft müde, wenn ich zur Arbeit gehe, weil ich bis spät aufgeblieben bin, um mir Champions-League-Spiele der Bayern anzuschauen. Sie beginnen erst um 1.45 Uhr chinesischer Zeit. Und natürlich bleibe ich auch auf, um die Bundesliga-Spiele zu verfolgen."

Mittlerweile, erzählt der Bayern-Fan, gebe es viele Menschen, die sich die Bundesliga ansähen, weil sie eine Alternative zur Premier League suchten. "Ich denke, das liegt zum einen daran, dass Deutschland Weltmeister ist, zum anderen aber auch an der Qualität der Liga", sagt Ami Jin. In Shanghai wächst die Gemeinde der Bundesliga-Fans definitiv - besonders die Zahl der Bayern-Anhänger."