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FC Bayern, Meister der Beständigkeit

23. April 2022

Schon wieder die Bayern. Ihr zehnter Meistertitel in Folge sagt nicht nur etwas über den Fußballklub aus München aus, sondern auch über die Konkurrenz, meint Stefan Nestler.

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Lewandowski mit improvisierter Meisterschale
Weltfußballer Robert Lewandowski feiert mit einer improvisierten Meisterschale den zehnten Titel der Bayern in SerieBild: Matthias Schrader/AP Photo/picture alliance

Kinder, die nach dem Sommer 2013 das Licht der Welt erblickten, haben noch nie einen anderen deutschen Fußballmeister erlebt als den FC Bayern. Das ist einerseits beeindruckend, andererseits aber auch bedenklich. Schließlich lebt der Sport doch von der Spannung. Und wie soll etwas spannend sein, wenn der Ausgang offenbar schon feststeht?

Das Topspiel der Bundesliga, mit dem der FC Bayern seine zehnte Meisterschaft in Serie vorzeitig perfekt machte, spiegelte die Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball wider. Borussia Dortmund spielte ordentlich, zeitweise sogar gut, aber lange nicht so, dass der BVB den Münchenern wirklich gefährlich werden konnte. Mindestens 80 der 90 Minuten zeigten: Die Nummer eins sind zweifellos die Bayern, Dortmund bleibt nur die Nummer zwei.

Keine Durchhänger

Alljährlich wird zu Beginn der Bundesliga-Saison die Frage gestellt: Wer kann den Bayern das Wasser reichen? Gelingt es endlich mal wieder einer Mannschaft, den Münchenern wirklich gefährlich zu werden? Zuweilen keimt sogar Hoffnung auf nach echtem Wettkampf: wie am Ende der Jahre 2018 und 2019, als erst Borussia Dortmund und dann RB Leipzig Herbstmeister wurden, sprich nach der Bundesliga-Hinrunde vorn standen. Am Ende aber triumphierten auch in diesen Saisons die Münchener. Warum? Weil sie sich - im Gegensatz zu den vermeintlichen Bayern-Jägern, die eigentlich nur Jägerlein sind - in den entscheidenden Phasen der Meisterschaft keine Durchhänger leisten.

Anspruch der Bayern ist höher

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler, DW Sport

Und so kann auch in dieser Saison niemand ernsthaft behaupten, die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann hätte den Titel nicht verdient. Wenn dieser bereits am viertletzten Spieltag feststeht, hat das Team wirklich "viel richtig gemacht", wie Nagelsmann nach dem Sieg gegen Dortmund sagte. Es zeichnet den erst 34 Jahre alten Coach aus, dass er in der Stunde des neuerlichen Bayern-Triumphs dennoch die Saison nicht schönreden wollte.

Denn der Anspruch der Münchener geht weit über die deutsche Meisterschaft hinaus. Und da gab es eben auch Ende Oktober die blamable 0:5-Pleite bei Borussia Mönchengladbach in der zweiten Runde des DFB-Pokals. "Extrem hart" sei das gewesen, erinnerte sich Nagelsmann. Oder in der vergangenen Woche das kaum weniger peinliche Scheitern gegen den spanischen Provinzklub FC Villarreal im Viertelfinale der Champions League, das nach den Worten des Trainers "schon weh tat".

Fußball-Welten entfernt

Eine perfekte Saison für die Bayern endet - wie unter Jupp Heynckes 2013 und unter Hansi Flick 2020 - mit dem Triple, dem Triumph in allen drei Wettbewerben. Eine zufriedenstellende Spielzeit bringt das Double. Schließlich ist man nicht umsonst nationaler Rekordmeister und Rekordpokalsieger. Aber wenn man "nur" Meister wird? Dann wird in München nicht lange gefeiert. Die Verantwortlichen des Vereins richten vielmehr gleich den Blick nach vorn: Wie schaffen wir es, auch in Europa wieder die Nummer eins zu werden?

Von dieser Anspruchshaltung, die zu einem Spitzenklub dazugehört, sind die Bayern-Jägerlein noch Fußball-Welten entfernt. Sie feiern sich schon für Platz zwei - in der Bundesliga, wohlgemerkt. Die anfangs erwähnten Kinder, die bald ihren neunten Geburtstag feiern, werden wohl noch eine ganze Weile warten müssen: auf einen anderen deutschen Fußballmeister als die Bayern.

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Stefan Nestler Redakteur und Reporter