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FC Bayern München macht Max Eberl zum Sportvorstand

27. Februar 2024

Der Fußball-Rekordmeister installiert Max Eberl als neuen starken Mann im Verein. Der Ex-Gladbacher und -Leipziger soll den FC Bayern in die Erfolgsspur führen. Er muss den Kader umbauen und einen neuen Trainer finden.

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Fußball-Manager Max Eberl im August 2023 während des Supercups zwischen seinem damaligen Team RB Leipzig und dem FC Bayern im Münchener Stadion
Bekommt er den kriselnden FC Bayern wieder hin? Max Eberl ist der neue starke Mann bei den MünchenernBild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance

"Ich habe meine gesamte Kindheit und Jugend beim FC Bayern und in München verbracht, daher ist es etwas Besonderes für mich, jetzt in neuer Rolle wieder zu dem Verein zurückzukehren, bei dem alles begonnen hat", sagte Max Eberl, nachdem der Aufsichtsrat des FC Bayern München ihn mit einem einstimmigen Votum zum neuen Sportvorstand gemacht hatte. Der 50-Jährige erhält beim deutschen Fußball-Rekordmeister einen Vertrag bis 2027 und wird sein Amt am 1. März antreten. "Die Aufgabe als Sportvorstand ist eine große Herausforderung, die ich mit viel Respekt und Demut, allerdings mit noch mehr Vorfreude angehen werde", sagte Eberl in der Mitteilung des Klubs. Es sei etwas Besonderes, "jetzt in neuer Rolle wieder zu dem Verein zurückzukehren, bei dem alles begonnen hat", sagte Eberl. 

Er sei das, "um Titel zu sammeln", sagte der 50-Jährige bei seiner Vorstellung am Dienstag in der Allianz Arena. Seine Kollegen haben schon reihenweise Meisterschaften gefeiert, er selbst noch keine. "Also ist das natürlich ein ganz großes Ziel, das mindestens einmal zu schaffen", sagte Eberl. Auf die laufende Saison bezogen sieht der neue Sportvorstand den FC Bayern in der Jägerrolle - "auch in der Champions League", wie er betonte. Zielin der ungewohnten Rolle sei es, "in den letzten drei Monaten das Bestmögliche rauszuholen und vielleicht sogar einen Titel zu holen". 

Die Verpflichtung des Managers, der in der Fußball-Bundesliga lange Zeit bei Borussia Mönchengladbach und zuletzt für eine kurze Episode für RB Leipzig tätig war, hatte sich schon seit längerer Zeit abgezeichnet.  "Wir sind davon überzeugt, dass er die Zukunft dieses Klubs erfolgreich gestalten und prägen wird", sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer, der in der Aufsichtsratssitzung als Vorsitzender des Gremiums bestätigt wurde. 

Eberl dürfte bereits bei der Partie gegen den SC Freiburg am Freitagabend mit auf der Bank sitzen. Er steht bei Ehrenpräsident Uli Hoeneß besonders hoch im Kurs und besetzt die seit der Entlassung von Hasan Salihamidzic im Mai 2023 vakante Stelle des Sportvorstands. Damit wird Eberl Vorgesetzter von Sportdirektor Christoph Freund, den die Bayern zwischenzeitlich verpflichtet hatten. 

Umfassender Kaderumbau

Hauptaufgabe für den neuen Sportvorstand wird einer der größten Kaderumbrüche der letzten Jahre beim Rekordmeister sein. Eberl bringt dafür seinen langjährigen Vertrauten aus Gladbacher Zeiten mit nach München: Steffen Korell wird Kaderplaner bei den Münchenern. Sportdirektor Freund soll künftig seinen Schwerpunkt auf die Nachwuchsarbeit und den Übergang der Jugendspieler zu den Profis legen.

Es könnte im Sommer zu einer Menge Bewegung im unausgewogenen und teilweise überbezahlten Bayern-Kader kommen: Neben Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting und den Defensivspielern Eric Dier und Bouna Sarr, deren Verträge im Sommer auslaufen, sollen laut einem Bericht des Fußball-Fachmagazins "kicker" nach der Saison mindestens fünf Spieler abgegeben werden. Über die Zukunft von insgesamt zwölf Spielern werde diskutiert, weitere Abgänge seien keineswegs ausgeschlossen, heißt es.

Bayern Münchens Spieler Manuel Neuer, Thomas Müller und Joshua Kimmich nebeneinander vor einem Bundesligaspiel
Wer muss gehen, wer darf bleiben? Die Zukunft der Bayern-Stars Manuel Neuer, Thomas Müller und Joshua Kimmich (v.l.n.r.) ist ungewissBild: Ulrich Wagner/dpa/picture alliance

Länger als bis 2025 sind auch die Top-Stars Manuel Neuer, Thomas Müller, Joshua Kimmich, Leroy Sané und Alphonso Davies nicht vertraglich in München gebunden. Während sich beim 34-jährigen Müller und Neuer mit 37 Jahren eher die Frage stellt, ob es überhaupt noch weitergeht, soll der 23-jährige Davies vor einem Wechsel zu Real Madrid stehen.

Trainerfrage als erster Stresstest

Doch akut ist für Eberl vom ersten Moment an vor allem die Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel, dessen Aus als Bayern-Trainer im Sommer nach der sportlichen Krise mit drei Niederlagen gegen Bayer Leverkusen, Lazio Rom und den VfL Bochum in der Vorwoche bekanntgegeben wurde. Nachdem mit Tuchel und dessen Vorgänger Julian Nagelsmann zuletzt zwei Trainer vorzeitig gehen mussten, soll demnächst wieder Kontinuität auf dem Trainerposten herrschen. Die Suche nach dem geeigneten Kandidaten wird ein erster Stresstest für Eberl. 

Unter anderem werden Hansi Flick, Ole Gunnar Solskjaer, Zinedine Zidane, Jose Mourinho und Antonio Conte in München gehandelt. Mit Leverkusens Xabi Alonso und Stuttgarts Sebastian Hoeneß aber auch zwei Kandidaten, die noch bei anderen Bundesligisten unter Vertrag stehen.

Erfolgsära als Manager in Mönchengladbach 

Als Manager hatte Eberl besonders mit Erfolgscoach Lucien Favre in Mönchengladbach ein gutes Händchen bei der Trainerwahl. Das Duo Eberl/Favre prägte den Klub über Jahre. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere bei Gladbach 2005 wurde Eberl dort vom Spieler zum Nachwuchskoordinator. 2008 übernahm er die Funktion des Sportdirektors, zwei Jahre später rückte er als Geschäftsführer Sport in die Chefetage auf. 

Gladbachs Trainer Lucien Favre und Manager Max Eberl gehen Hand in Hand über den Rasen
Gesichter einer Erfolgsära: Lucien Favre (l.) und Max Eberl (r.) als Trainer und Manager von Borussia MönchengladbachBild: Daniel Naupold/dpa/picture alliance

Eberl holte in seiner Gladbacher Zeit eine Reihe von Spielern zur Borussia, die dort international für Aufsehen sorgten und große Karrieren hinlegten. Der damals 20-jährige Marco Reus, der Brasilianer Dante sowie die Schweizer Nationalspieler Granit Xhaka und Yann Sommer sind nur einige Beispiele. 

Ende Januar 2022 zog sich Eberl - kurz nachdem er seinen Vertrag bis 2026 verlängert hatte - überraschend als Sport-Geschäftsführer der Borussia zurück, um in einer  Auszeit mit unbestimmter Länge neue Kraft tanken zu können. "Ich muss einen Schlussstrich ziehen. Ich muss raus, ich muss auf den Menschen aufpassen", sagte Eberl damals bei einer Pressekonferenz unter Tränen. Im September 2022 wurde sein Vertrag in Mönchengladbach schließlich aufgelöst.

Kurzes Gastspiel in Leipzig 

Doch nur kurze Zeit später, im Dezember 2022, heuerte Eberl als Sportvorstand bei RB Leipzig an. Viele Gladbacher Fans warfen ihm daraufhin Scheinheiligkeit vor: Seine Müdigkeit beim Abschied von der Borussia sei nur vorgeschoben gewesen, die Tränen beim Abschied nicht echt. Gemeinsam mit Trainer Marco Rose, den er einst schon nach Gladbach geholt hatte, holten Eberl und RB den DFB-Pokal 2023 - den ersten großen Titel in der Geschichte der Leipziger.

Max Eberl während der Pressekonferenz zu seinem Rücktritt in Mönchengladbach
Max Eberl während der Pressekonferenz zu seinem Rücktritt in MönchengladbachBild: Revierfoto/IMAGO

Doch Ende September 2023 trennte sich der Klub kurz vor dem Topspiel gegen den FC Bayern überraschend von Eberl. Grund war aus Sicht der RB-Bosse das fehlende Bekenntnis des Funktionärs zu Leipzig. Im Sommer zuvor hatte Eberl noch einige bemerkenswerte Transfers getätigt. Unter anderem wurden die aktuellen Stammspieler Xavi Simons, Lois Openda, Castello Lukeba und Christoph Baumgartner verpflichtet. Nun gilt es für den 50-Jährigen die kommenden Top-Transfers als Sportvorstand beim Branchenprimus Bayern München zu realisieren. 

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion