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Lorcas Leben

Steffen Leidel 4. November 2008

Sein Werk und sein tragisches Schicksal haben Federico García Lorca zu einem der bekanntesten Literaten des 20. Jahrhunderts gemacht.

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Federico García Lorca spielt 1935 Klavier in dem Landhaus der Familie (Quelle: Fundación García Lorca)
Federico García Lorca war ein vielseitiger KünstlerBild: Fundación García Lorca

Seine Heimat hat Federico García Lorca nie losgelassen. Der Dichter ist viel in seinem Leben herum gereist. Doch er hatte stets Sehnsucht nach "seinem" Granada. Lorca schwärmte von der glanzvollen Vergangenheit der Stadt. Vor allem die Zeit der Mauren, die der Menschheit mit der Alhambra eines des größten Bauwerks der Geschichte hinterlassen haben, faszinierte ihn. "Er erklärte sich zum Erben von Boabdil, den letzten maurischen Herrscher der Stadt", sagt Luís García Montero, heute der bekannteste Poet Granadas und Literaturprofessor.

Federico García Lorca im Patio de los Arrayanes der La Alhambra in Granada, 1927 (Quelle: Fundación Lorca)
Federico García Lorca im Patio de los Arrayanes der La Alhambra in Granada, 1927Bild: Fundación García Lorca

Dennoch war Lorcas Liebe zur Stadt zwiespältig. "Er fühlte sich sehr wohl in dieser Stadt. Hier wohnte seine Familie, zu jener Zeit war Granada ein wichtiges kulturelles Zentrum. Aber Lorca fürchtete auch ihre Defekte", sagt García Montero. Lorca verachtete die reaktionäre Oberschicht in Granada. In seinem letzten Interview mit der Zeitung "El Sol" sagte er im Juni 1936, in Granada lebe die "schlimmste Bourgeoisie Spaniens". Diese Äußerung schürte in Granada die Wut der Faschisten auf den Dichter, der ihnen sowieso schon wegen seiner Begeisterung für die Republik und wegen seiner Homosexualität verhasst war.

Prägende Zeit in Madrid

Die Lorcas selbst gehörten zu den reichsten Familien in Granada. Federico wurde am 5. Juni 1898 in Fuentevaqueros geboren, einem Dorf in der fruchtbaren Ebene am Fuße der Sierra Nevada bei Granada. Sein Vater war Großgrundbesitzer. Doch die Sitten und Gebräuche der reichen Schicht, die sich eher wie Feudalherrscher gerierte, teilte die Familie Lorca nicht. Sie war liberal und antiklerikal eingestellt. Lorcas Schwester Concepción heiratete den sozialistischen Bürgermeister Manuel Fernández Montesino. Auch er sollte später von den Faschisten hingerichtet werden.

Salvador Dalí (Quelle: AP)
Salvador Dalí gehörte zu den besten Freunden Lorcas in MadridBild: AP

Lorca bekam eine ausgezeichnete Ausbildung. Schon früh zeigte sich seine künstlerische Ader. Er war ein begabter Redner, konnte gut zeichnen und musizieren. Er begann Jura, Philosophie und Literaturwissenschaften in Granada zu studieren, ging später jedoch nach Madrid. In dem legendären Studentenwohnheim, der Residencia de Estudiantes, lernte er bedeutende Künstler seiner Zeit kennen. Er war befreundet mit Salvador Dalí, Manuel de Falla und Rafael Alberti, den Dichtern Antonio Machado, mit Picasso und vielen anderen mehr.

Drama und Dichtung

Lorca wird zur so genannten "Dichtergeneration von 1927" (Aleixandre, Cernuda, Guillén, Salinas, Unamuno) gezählt, die die spanische Lyrik weltweit populär machte. In Madrid schrieb Lorca seine ersten großen literarischen Werke. Er veröffentlichte 1928 die "Zigeunerromanzen" ("Romancero gitano"), sein erfolgreichstes Werk. Lorca sollte sich in den nächsten Jahren auch als Erneuerer des spanischen Dramas profilieren. Von seinen Dramen stechen heraus "Mariana Pineda" (1928), "Bluthochzeit" (1933), "Bernarda Albas Haus" (1933/36) und "Yerma".

Lorca reiste viel. 1929 ging er nach New York, schrieb dort mit dem "Poeta de Nueva York" ein beachtliches Buch. Doch wohl fühlte er sich in der hektischen und lauten Metropole nicht. Er flüchtete sich 1930 nach Kuba und kehrte schließlich in seine Heimat zurück. Spanien erlebte einen tiefgehenden politischen Umbruch. Am 14. Abril 1931 wurde der Sieg der II. Republik ausgerufen.

Einsatz für die Frauen

Lorca unterstützte die Ziele der Republik. Als Regisseur zieht er mit der Wanderbühne "La Barraca" durch die Provinzen, mit dem Ziel den Leuten Kultur und Bildung zu bringen. García Lorca gehörte keiner Partei an. Er hatte Freunde in beiden politischen Lagern Spaniens um die Mitte der 30er Jahre. Er wandte sich gegen die feudalen Verhältnisse, die im Granada der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts herrschten.

Im Musikzimmer des Landhauses der Familie Lorca (Quelle: Steffen Leidel)
Im Musikzimmer des Landhauses der Familie Lorca. Hier verbrachte Federico viele SommerBild: Steffen Leidel

Er setzte sich ein vor allem für die Frauen, für die Rechte der weiblichen Selbstbestimmung. Mit seinen Stücken traf Lorca den Zeitgeist. In seinen Stücken dominieren Frauengestalten, die sich gegen die herrschende Moral aufbäumen und auch bereit sind, für ihre Ziele zu sterben. Der Tod ist in seinen Werken stets präsent. Die letzten Sätze in dem Stück "Das Haus der Bernarda Alba" klingen fast schon wie eine dunkle Vorahnung des kommenden Unheils. "Kein Geklage. Dem Tod muss man ins Gesicht sehen … Tränen, wenn du allein bist! Wir alle tauchen in ein Meer von Tränen. Schweigen … Schweigen!"

Federico García Lorca wurde am 19. August 1936 an der Landstraße bei Víznar von den Faschisten erschossen.