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Festnahmen nach brutaler Polizeiaktion

1. März 2013

Südafrikas Polizei ist nicht gerade als zimperlich bekannt. Doch die jüngste brutale Aktion, bei der ein Taxifahrer starb, soll Konsequenzen haben. Acht beteiligte Polizisten wurden wegen Mordverdachts in Haft genommen.

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Der Taxifahrer an das Polizeifahrzeug gekettet. Standbild aus Video. (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Die acht Männer, die an diesem Freitag festgenommen wurden, sollen am Montag wegen mutmaßlichen Mordes vor Gericht gestellt werden. Dies bestätigte der Sprecher der Polizeiaufsichtsbehörde. Der Vorgesetzte der Polizisten wurde seines Amtes enthoben.

Der Fall war durch Videoaufnahmen bekannt geworden, die im südafrikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurden. Die Aufnahmen (Artikelbild stammt aus dem Video) zeigen, wie das Opfer mit Handschellen an einen Polizeiwagen gekettet und anschließend durch die Straßen des Townships Daveyton östlich von Johannesburg bis zum Polizeirevier geschleift wird. Wenige Stunden später wurde der bei dem brutalen Polizeieinsatz schwer verletzte 27-Jährige aus dem Nachbarland Mosambik tot in seiner Zelle aufgefunden. Der junge Mann arbeitete als Taxifahrer in Südafrika.

Südafrika: Polizisten festgenommen

Wie es heißt, hatte er sein Taxi auf der falschen Straßenseite geparkt. Als zwei Beamten ihn kontrollieren wollten, habe er einem der beiden die Waffe entrissen und beide Männer bedroht. Anschließend hätten die Polizisten den Mann überwältigt und mitgenommen.

Öffentlichkeit entsetzt

Der Radiosender EWN berichtete, die beteiligten Polizisten hätten den Tod des Taxifahrers darauf zurückgeführt, dass er in der Zelle von anderen Inhaftierten angegriffen worden sei. Dem widerspreche aber das Obduktionsergebnis, wonach Mido Macia an Kopfverletzungen und inneren Blutungen starb.

Die Misshandlung schockierte die südafrikanische Öffentlichkeit. "Das Video zeigt, dass eindeutig die Rechte des Opfers verletzt wurden", sagte Südafrikas Polizeichefin Riah Phiyega. Der Vorfall widerspreche dem Leitbild der Polizei im demokratischen Südafrika. Dennoch genieße die Polizei weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung. "Es handelt sich um eine riesige Organisation, daher ist es nicht ungewöhnlich, dass solche Dinge passieren", sagte Phiyega. Entscheidend sei, wie mit derartigen Vorfällen umgegangen werde. Auch Präsident Jacob Zuma verurteilte die "brutale Tötung" des jungen Mannes als "entsetzlich, verstörend und nicht akzeptabel".

Opposition kritisiert Polizeiarbeit

Die größte Oppositionspartei, die Demokratische Allianz (DA), hatte zuvor der Polizeichefin vorgeworfen, die Brutalität in den eigenen Reihen nicht ernst genug zu nehmen. "Wir müssen die Ursachen der Polizeibrutalität angehen und nicht bloß die Symptome", sagte die DA-Sprecherin Dianne Kohler-Barnard. Die Polizeiführung müsse angesichts "zahlreicher und schwerwiegender Fälle in den vergangenen fünf Jahren" einen Aktionsplan vorlegen und "die Professionalisierung und Entmilitarisierung der Polizei" vorantreiben.

Der Fall dürfte weiter zum schlechten Ruf der südafrikanischen Polizei als Schlägertruppe beitragen. Vor nicht einmal zwei Wochen musste Hilton Botha, der Chefermittler im weltweit beachteten Kriminalfall des unter Mordverdacht stehenden Paralympics-Sportstars Oscar Pistorius abgezogen werden. Botha muss sich im Mai wegen siebenfachen Mordversuchs vor Gericht verantworten. Im August 2012 hatten Polizeibeamte in Marikana westlich der Hauptstadt Pretoria 44 streikende Minenarbeiter erschossen.

Laut Amnesty International wurden allein von April 2011 bis März 2012 nach Angaben der internen südafrikanischen Polizeiaufsichtsbehörde IPID 720 verdächtige Todesfälle in Polizeigewahrsam oder bei Polizeieinsätzen gemeldet.

qu/uh (dpa, afp, rtre)