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FIFA entlässt Chefs der Ethikkkommission

9. Mai 2017

Das FIFA-Council stellt die renommierten Juristen Hans-Joachim Eckert und Cornel Borbely nicht mehr für die Wahl der Ethik-Kommission auf. Vom Tisch ist die vorzeitige Vergabe der WM 2026.

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Hans-Joachim Eckert
Hans-Joachim Eckert wurde abgesetztBild: picture-alliance/dpa/Walter Bieri

Die FIFA hat sich ihrer unbequemen Spitzen-Ethiker um den deutschen Richter Hans-Joachim Eckert entledigt und neue, heftige Zweifel am propagierten Reformprozess ausgelöst. Das FIFA-Council schlug die beiden Vorsitzenden der Ethikkommission, den Schweizer Chefermittler Cornel Borbely und den deutsche Richter Eckert, nicht als Kandidaten für den Wahl-Kongress am Donnerstag in Bahrain vor. Damit können sie nicht wiedergewählt werden. "Scheinbar hat die FIFA-Spitze eigene und politische Interessen höher gewichtet als die langfristigen Interessen der FIFA", teilten die beide Juristen in einer gemeinsamen schriftlichen Stellungnahme mit. "Dabei hat sie in Kauf genommen, dass die Integrität der FIFA gefährdet wird und damit deren Zukunft aufs Spiel gesetzt." Statt Eckert und Borbely schlug das FIFA-Council den Griechen Vassilios Skouris und Maria Claudia Rojas aus Kolumbien vor.

"Ich bin dafür, dass Eckert und Borbely im Amt bleiben, weil sie zur Wiederherstellung der Integrität der FIFA einen entscheidenden Beitrag geleistet haben", hatte Reinhard Grindel noch vor der Council-Sitzung gesagt, an der der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erstmals teilnahm. Die beiden hochangesehen Juristen hätten ihre Jagd auf korrupte Funktionäre gerne fortgesetzt und wollten ihre Posten für vier weitere Jahre behalten. Doch der Großteil des Council war anderer Meinung.

Gegen 60 FIFA-Funktionäre ermittelt

Die Amtszeit der beiden Vorsitzenden endete zwar in der Kongress-Woche in Manama. Die Wiederwahl wäre, wenn sie vorgeschlagen worden wären, aber wohl nur Formsache gewesen. Eckert war seit 2012 Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer, Borbely löste 2014 Michael J. Garcia als Chefermittler ab, zuvor war er bereits seit 2013 Stellvertreter des US-Amerikaners.

Die Kammer um Borbely und Eckert hatte in den vergangenen Jahren gegen über 60 FIFA-Funktionäre ermittelt und unter anderen den ehemaligen Verbandschef Joseph Blatter sowie den früheren UEFA-Boss Michel Platini zu mehrjährigen Sperren verurteilt. Intern soll FIFA-Chef Gianni Infantino sich und seine Council-Kollegen als "Geiseln" der Kontrollgremien bezeichnet haben, was er öffentlich bestreitet. Die Ethikkommission hatte im vergangenen Jahr auch gegen Infantino ermittelt, die Untersuchungen aber nach mehreren Wochen eingestellt, weil der Schweizer nicht gegen Verhaltensregeln verstoßen habe.

Entscheidung über WM-Gastgeber 2026 erst 2018

Die diskutierte vorzeitige Vergabe der Fußball-WM 2026 an die USA, Kanada und Mexiko ist vom Tisch. Das FIFA-Council räumte weiteren Bewerbern bis zum 11. August Zeit ein, ihr Interesse zu äußern. Eine Entscheidung soll dann beim FIFA-Kongress 2018 in Moskau fallen. Den Rats-Beschluss muss der diesjährige Kongress in Bahrains Hauptstadt noch absegnen. Allerdings bleiben die USA, Kanada und Mexiko auch ohne Vorvergabe der haushohe Favorit für die Ausrichtung des Turniers, das erstmals mit 48 statt 32 Teilnehmern gespielt wird.

16 Teams aus Europa bei Mega-WM 2026 

Das Council bestätigte bei seiner Sitzung den Schlüssel, nach dem die Startplätze vergeben werden. Danach wird Europa mit 16 Mannschaften vertreten sein, Afrika mit neun, Asien mit acht, Südamerika sowie Nord- und Mittelamerika mit jeweils sechs Teams und Ozeanien mit einer Mannschaft. Die übrigen beiden Plätze sollen in einem Play-off-Turnier unter sechs Nationen ausgespielt werden. Hierfür entsendet jede Konföderationen außer der UEFA ein Team. Die sechste Mannschaft kommt aus dem Kontinentalverband des Gastgeberlandes.

og/sn (sid, dpa)