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Fußball-WM 2034: Saudi-Arabien einziger Bewerber

31. Oktober 2023

Die Frist für die Bewerbung um die Fußball-WM 2034 ist abgelaufen. Menschenrechtsorganisationen kritisieren Saudi-Arabien, den einzigen offiziellen Kandidaten, und die FIFA.

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Fan des saudischen Fußball-Klubs Al-Hilal Saudi FC im Stadion, er trägt eine saudische Nationalfahne am Kopftuch.
Saudische Fußballfans dürfen 2034 wahrscheinlich WM-Spiele im eigenen Land bejubelnBild: ULMER/picture alliance

Das ist der Traum eines jeden, der gewählt werden will: Es gibt keinen anderen Kandidaten. Am 31. Oktober ist die Frist abgelaufen, innerhalb derer nationale Fußballverbände aus Asien oder Ozeanien beim Weltfußball-Verband FIFA ihr Interesse daran äußern sollten, die Weltmeisterschaft 2034 auszurichten. Offiziell hat das nur Saudi-Arabien getan. Und so wird der Golfstaat wohl in elf Jahren Gastgeber eines der größten Sportereignisse der Welt.

FIFA rollte den Teppich für Saudi-Arabien aus

Das Ganze wirkt wie ein abgekartetes Spiel. Anfang Oktober verkündete die FIFA, dass die WM 2030 in sechs Ländern auf drei Kontinenten ausgespielt werde: in Spanien, Portugal und Marokko sowie Uruguay, Argentinien und Paraguay. Wegen des Rotationsprinzips unter den Kontinenten fallen damit Europa, Afrika und Südamerika als Gastgeber für das Turnier aus.

Gleiches gilt für Nord- und Mittelamerika, das mit dem Turnier 2026 in Kanada, den USA und Mexiko die kommende WM ausrichtet. Und so verkündete die FIFA, dass für die Endrunde 2034 ausschließlich Bewerber aus Asien oder Australien und Ozeanien zugelassen würden und dass diese nur noch bis Ende Oktober Zeit hätten, ihr Interesse zu bekunden.

Kehrtwende Indonesiens, Australien wirft hin

Wenige Stunden später warf Saudi-Arabien offiziell seinen Hut in den Ring. Eher halbherzig signalisierte zunächst auch der australische Fußballverband sein Interesse, offenkundig auf der Suche nach Co-Ausrichtern. In Indonesien stießen die Australier auf offene Ohren. Doch nur eine Woche später verkündete der indonesische Verbandschef Erick Thohir, das Land unterstütze jetzt die WM-Initiative von Saudi-Arabien.

Der jubelnde saudische Sportminister Prinze Abdulaziz bin Turki Al-Faisal (2.v.r.) und FIFA-Chef Gianni Infantino Seite an Seite auf der Ehrentribüne bei der WM 2022 in Katar.
FIFA-Chef Gianni Infantino (r.) hat schon 2022 bei der WM in Katar die Nähe der saudischen Ehrengäste gesuchtBild: Nigel Keene/firo Sportphoto /PSI/picture alliance

FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte zuvor auf einer Sondersitzung der Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC) deren Mitglieder aufgerufen, in puncto WM 2034 geschlossen aufzutreten. Saudische Medien berichteten, inzwischen unterstützten mehr als 100 der 211 FIFA-Mitglieder eine Bewerbung Saudi-Arabiens.

Kurz vor Ablauf der FIFA-Frist zog sich Australien auch offiziell zurück. "Wir haben die Möglichkeit geprüft, uns um die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft zu bewerben", erklärte der Verband Football Australia. Man sei "nach Abwägung aller Faktoren zu dem Schluss gekommen, dies für den Wettbewerb 2034 nicht zu tun".

Infantino freut sich auf Saudi-Arabien

Offiziell sind die sechs designierten Gastgeber der Fußball-WM 2030 sowie Saudi-Arabien für die Ausgabe 2034 immer noch im Status von Bewerbern - doch FIFA-Präsident Gianni Infantino hat die Realitäten bereits rund ein Jahr vor dem Weltverbandskongress mit allen Mitgliedsländern ausgesprochen:

In einem Instagram-Post schrieb der Schweizer am Abend des Stichtages 31. Oktober: "Die größte Show auf Erden wird 2026 in Nordamerika von Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten ausgerichtet. Die nächsten beiden Ausgaben werden in Afrika (Marokko) und Europa (Portugal und Spanien) ausgetragen - mit drei Festspielen in Südamerika (Argentinien, Paraguay und Uruguay) - im Jahr 2030 und in Asien (Saudi-Arabien) im Jahr 2034." Er freue sich auf "drei Ausgaben, fünf Kontinente und zehn Länder" - und Infantino betonte: "So wird der Fußball wirklich global!"

Saudi-Arabien offen für Winter-WM

Saudi-Arabien hat angesichts der extremen Sommerhitze signalisiert, dass es bereit ist, die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 möglicherweise im Winter auszurichten. "Natürlich sind wir für alle Optionen offen", erklärte der saudische Verbandschef Yasser al-Misehal gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Ähnlich wie bei der WM 2022 in Katar, die aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer erstmals in den Winter verschoben wurde, könnten auch in Saudi-Arabien die Sommermonate extreme Hitze von bis zu 50 Grad bringen. Al-Misehal wies jedoch darauf hin, dass heutzutage viele neue Technologien existieren, die bei der Kühlung der Stadien oder dem Einsatz von Klimaanlagen helfen könnten. Außerdem gebe es viele Städte im Königreich, die im Sommer eine angenehme Atmosphäre bieten könnten.

Menschenrechtler sprechen von Sportswashing 

Saudi-Arabien investiert seit Jahren massiv in den Sport, unter anderem in die Formel 1, den Golfsport, insbesondere aber in den Fußball. So verdienen inzwischen Fußball-Stars wie Cristiano RonaldoNeymar oder Sadio Mané ihr Geld in der saudischen Liga. Die nächste FIFA-Klub-WM wird im Dezember erstmals in Saudi-Arabien ausgespielt.

Karim Benzema jubelt im Trikot des saudischen Klubs Al-Ittihad.
Auch der französische Starstürmer Karim Benzema spielt inzwischen in Saudi-Arabien: beim Klub Al-IttihadBild: Balkis Press/ABACA/picture alliance

Menschenrechtsorganisationen werfen den Herrschern in Riad "Sportwashing" vor: Mit dem Glanz von Sportveranstaltungen wollten sie von massiven Menschenrechtsverletzungen im Land ablenken. "Die Möglichkeit, dass die FIFA Saudi-Arabien den Zuschlag für die WM 2034 erteilt, obwohl das Land eine erschreckende Menschenrechtsbilanz aufweist und sich jeglicher Kontrolle verschließt, entlarvt die Menschenrechtsverpflichtungen der FIFA als Augenwischerei", sagte Direktorin Minky Worden von "Human Rights Watch".

"Amnesty International" appellierte an die FIFA, den Zuschlag für die WM 2034 an dringend nötige Reformen in Saudi-Arabien zu binden: "Die FIFA sollte sich auch die Möglichkeit offenhalten, den Status eines Gastgeberlands wieder zurückzunehmen."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter