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Klimagipfel

Irene Quaile18. September 2014

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat Regierungschefs und führende Wirtschaftskräfte zu einem Klimagipfel in New York eingeladen. Im Gespräch mit der DW spricht UN-Klimachefin Christiana Figueres über ihre Erwartungen.

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Bild: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

DW: Wozu brauchen wir eine zusätzlichen Gipfel und wie passt er zu den jährlichen Klimakonferenzen?

Die jährlichen Konferenzen zielen auf eine bindende Klimaschutzvereinbarung, die im nächsten Jahr in Paris beschlossen werden soll. In New York geht es nicht um Verhandlungen. Es ist eher ein Versuch, die Segel des formellen Prozesses mit Wind zu füllen. Es geht darum, den politischen Willen und das öftliche Bewusstsein zu stärken. Es ist eine gute Gelegenheit für Staatschefs und führende Wirtschaftsleute, ihre Pläne vorzustellen.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die Teilnehmenden gebeten, mutige Ankündigungen und Aktionsbekenntnisse mitzubringen. Was erwarten Sie?

Jede Menge Regierungen werden darüber berichten, was sie jetzt schon in die Wege geleitet haben, was sie vor haben, um ihren Treibhausgasaustoß zu mindern und darüber, wie sie ihre Infrastrukturen auf die Auswirkungen des Klimawandesl vorbereiten wollen. Vom privaten Sektor wollen wir hören, was er beitragen wird, um die eigenen Emissionen zu reduzieren. Besonders interessiert uns, wie er sein Kapital in Richtung CO2-arme Dienstleistungen und Produkte transferieren will, damit wir die globale Wende hin zu einer CO2-armen Wirtschaft beschleunigen können.

Figueres erhofft sich frischen Wind für den Klimaprozess
Figueres erhofft sich frischen Wind für den KlimaprozessBild: UNFCCC

Erwarten Sie wichtige Ansagen von Gastgeber USA oder vom wichtigen Klimaland China?

Ja. Wir gehen davon aus, dass alle Länder das auf den Tisch legen, was sie nächstes Jahr formell zu den Verhandlungen beitragen wollen. Dafür haben sie allerdings noch bis März 2015 Zeit. Sie werden hier nur Andeutungen machen. Aber wir wissen, dass die meisten Länder jetzt ihre Hausaufgaben machen. Sie rechnen schon aus, was sie auf nationaler Ebene finanziell, politisch, wirtschaftlich und technisch werden umsetzen können.

Kann die Tatsache, dass der Gipfel in den USA stattfindet, eine Auswirkung auf die Einstellung der Amerikaner und die Klimapolitik des Landes haben?

Präsident Obama hat in seiner zweiten Legislaturperiode ein beschleunigtes und verstärktes Engagement in Sachen Klima an den Tag gelegt. Seine Vorgabe an die US-Umweltagentur EPA, Kraftwerke stärker zu regulieren ist wahrscheinlich das Ehrgeizigste, was eine US-Regierung zum Thema Klima unternommen hat. Wir erwarten, dass Präsident Obama bekannt geben wird, wie er darauf aufbauen will. Es auch sehr bemerkenswert, dass auf US-amerikanischem Boden nur zwei Tage vor dem Gipfel ein großer Klimamarsch stattfinden wird. Das wird zeigen, dass es selbst in den USA breite Unterstützung für die globale Klimapolitik gibt.

Ban Ki-moon hat Klima zur Chefsache gemacht
Ban Ki-moon hat Klima zur Chefsache gemachtBild: Andrew Burton/Getty Images

Ist diese Bewegung von unten das, was wir brauchen, um den Klimaschutz voranzutreiben?

Sie ist ein sehr wichtiger Faktor. Ich bin den Organisatoren der Demonstration sehr dankbar. Ich danke auch allen, die dabei sein werden. Ich werde auch dabei sein. Es ist extrem wichtig, ein starkes Signal zu geben, dass nicht nur Regierungen und Konzerne, sondern auch die Zivilgesellschaft hier Verantwortung trägt. Sie muss Klimabewußtsein und ihre Sorgen demonstrieren und die Länder und Firmen dazu anregen, so schnell wie mögich auf eine CO2-arme Wirtschaft umzusteigen.

Müssen angesichts der stockenden Verhandlungen Städte und Regionen eine stärkere Rolle bei diesem Wandel spielen?

Es ist kein Entweder-Oder. In allen Erdteilen gibt es Städte, die schon auf beeindruckende Weise voran gegangen sind. Das gilt auch für regionale Gruppierungen. Der Klimaschutz ist am effizientesten, wenn die Politik auf allen Ebenen, international, national aber auch vor Ort zusammenarbeitet.

Ist es nicht schwierig, in Zeiten von Konflikten wie im Nahen Osten oder in der Ukraine das öffentliche Interesse für einen zusätzlichen Klimagipfel zu erwecken?

Im Gegenteil. Ich glaube, dass diese Woche in New York die Aufmerksamkeit der Medien erregen wird. Nicht nur, weil tausende Menschen auf die Straße gehen. Nicht nur, weil wir hunderte von Staats- und Regierungschefs und einflussreichen Wirtschaftsgrößen haben. Sondern weil sie aus einem extrem wichtigen Grund da sein werden. Der Klimawandel ist zur größten Herausforderung für die Menschheit überhaupt geworden, zumindest in diesem Jahrhundert. Und das Bewusstsein dafür steigt. Es gibt bereits viele Konflikte in der Welt, die mit Wasserknappheit zu tun haben, mit Migration, mit Nahrungsmittelsicherheit. Der Klimawandel verstärkt das alles weiter. Das heißt also: Wenn wir unkontrollierbare Konflikte vermeiden wollen, müssen wir den Klimawandel zeitnah angehen.

Die neusten Zahlen zeigen aber, dass der CO2-Ausstoß weiter ansteigt. Wissenschaftler sehen das Zwei-Grad-Ziel fast außer Reichweite. Was muss passieren, um uns vor einem Klimawandel katastrophalen Ausmaßes zu bewahren?

Die Wissenschaft hat klar aufgezeigt, dass es nur einen Weg gibt, um den Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen. Dieser Gipfel sowie die formalen Verhandlungen in Peru zum Jahresende und in Frankreich Ende nächsten Jahres liefern die klare Botschaft an die Regierungen der Welt und an die führenden Wirtschaftskonzerne, dass uns die Zeit davon rennt. Noch können wir es schaffen. Aber um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden, müssen wir bis Ende 2015 ein globales Klimaschutzabkommen verabschieden.

Das Interview führte Irene Quaile.