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Afrikas andere Gesichter

Pia Salz28. September 2012

Filme aus und über Afrika zeigt das Festival "Jenseits von Europa" in Köln. Humorvoll, sozial-kritisch oder politisch - ganz gleich, wie die Filme daherkommen, ihre Macher wollen vor allem mit Klischees aufräumen.

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Erstes Festival-Plakat von 1992: Jenseits von Europa (Afrika-Film-Festival) (Foto: DW/P. Salz)
Afrika-Film-Festival: Jenseits von EuropaBild: DW/P. Salz

Mit 21 afrikanischen Spielfilmen und vier Gästen aus Afrika hat alles angefangen. 1992 in Köln. Heute, 20 Jahre später, zeigt das afrikanische Filmfestival "Jenseits von Europa" bereits 85 Produktionen - innerhalb von zehn Tagen. Mit dabei: 20 Filmemacher, die mit dem Publikum über ihre Werke diskutieren.

"Vom Animationsfilm bis zum Psychothriller, vom Spielfilm bis zum Dokumentarfilm sind alle Genres vertreten", sagt Christa Aretz. Sie hat die Vorführungen zusammen mit dem Verein "FilmInitiativ Köln" auch in diesem Jahr auf die Beine gestellt. Denn außerhalb des Festivals sei es schwierig, in den Genuss afrikanischer Filme zu kommen, sagt sie. Sowohl im TV als auch im Kino seien fast ausschließlich amerikanische und europäische Produktionen zu sehen.

Publikum bei Vorführung während des Afrika-Filmfestivals (Foto: DW/P. Salz)
Afrikas Filme: Gegen Klischees in den Köpfen der ZuschauerBild: DW/P. Salz

Dabei ist das Interesse der Zuschauer an den Filmen aus Afrika groß. "Ich finde es sehr interessant, dass ich hier afrikanisches Kino erleben kann. Es ist die ganz andere Perspektive, die mich reizt", sagt eine Festival-Besucherin, die sich viel mit Afrika beschäftigt und schon oft dort war.

Ein authentisches Bild von Afrika

Neue Perspektiven vermitteln, ohne Klischees - genau das ist das Ziel des Festivals. Es soll afrikanischen Filmemachern Raum geben, dem deutschen und europäischen Publikum ihre Sicht der Dinge zu zeigen. In den 85 Filmen, die die Festival-Macher ausgewählt haben, setzen sich die Regisseure mit ihrer Geschichte, ihrem Alltag und den gesellschaftlichen Problemen ihrer Länder auseinander. "Wir wollen mit den Filmen authentische Geschichten über Afrika erzählen“, sagt Organisatorin Aretz.

Filmplakat "Omar killed me", Regisseur Roschdy Zem
Filmplakat: "Omar hat mich getötet"

Dazu gehören politische Videos über den arabischen Frühling in Ägypten genauso wie Filme zum 50-jährigen Jubiläum der algerischen Unabhängigkeit. Im Dokumentarfilm "Ici on noie les Algériens - 17 octobre 1961" ("Hier ertränkt man die Algerier - 17. Oktober 1961") wird bislang unbekanntes Material, etwa Berichte von Zeitzeugen, gezeigt. Und der Justizthriller "Omar m'a tuer" ("Omar hat mich getötet") erzählt die Geschichte des Gärtners Omar Raddad aus Marokko, der beschuldigt wird, seine französische Arbeitgeberin, die reiche Witwe Ghislaine Marchal, umgebracht zu haben. Niemand kann seine Schuld beweisen, doch Omar wird verurteilt. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit.

Eine Geschichte aus dem Hier und Jetzt seines Landes inszeniert auch der senegalesische Regisseur Moussa Sene Absa. In "Yoole (Sacrifice)" erzählt er vom Schicksal junger Männer aus dem Senegal. Auf der Suche nach Arbeit und Geld flüchten sie in maroden Fischerbooten in Richtung Europa. Für viele von ihnen endet die Reise in ein neues Leben mit dem Tod. "Meinen Film hier vorführen zu können bedeutet für mich, ein Gesicht meines Landes zu zeigen, das nicht oft gezeigt wird", sagt Moussa Sene Absa. Afrika sei mehr als nur ein Kontinent, es sei ein Verbund sehr unterschiedlicher Länder, so der Regisseur. "Ich hoffe, dass die Menschen außerhalb Afrikas anfangen, das auch so zu sehen."

Kampf um die Kinosäle

Nur zwei Mal hat Moussa Sene Absa seinen Film im Senegal vorführen können. "Es gibt ja auch keine Kinos mehr, die Regierung hat sie alle dicht gemacht", sagt er. Ähnlich wie in vielen anderen afrikanischen Ländern sind Kino und Film Luxus für eine kleine Minderheit der Bevölkerung. Und so müssen viele Filmemacher hart kämpfen, um ihre Ideen überhaupt umsetzen zu können. Moussa Sene Absa zum Beispiel hat seinen Film komplett aus eigener Tasche finanziert.

Regisseure mit der Organisatorin des Afrika Filmfestivals - v.li.- Boubakar Sankano, Moussa Sene Absa, Zeka Laplaine, Christa Aretz (Foto: DW/P. Salz)
Regisseur Moussa Sene Absa aus dem Senegal (2. v. links)Bild: DW/P. Salz

Die Probleme des afrikanischen Kinos greift auch der Auftaktfilm des diesjährigen Festivals auf: die Dokumentation Sinema Leo. Sie zeigt die Geschichte des Filmliebhabers Elisonguo Kiwia. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, durch sein Heimatland Tansania zu fahren und möglichst vielen Menschen Filme zu zeigen. Doch viele Zuschauer haben es schwer, Fiktion und Realität auseinander zu halten, berichtet Kiwia im Film: "Die Leute glauben alles, was sie auf dem Bildschirm sehen. Es ist für sie kein Abbild von etwas, sondern ein Teil der Wirklichkeit. Einmal kam in einem Film ein Löwe vor - und einer der Zuschauer warf ohne zu Zögern seinen Speer in die Leinwand.“

Bereits im Vorfeld des Festivals waren afrikanische Filme in verschiedenen kleinen Kinos in Köln zu sehen. Über 2.000 Zuschauer sahen sich 20 afrikanische Kinoklassiker an, die bei "Afrika goes Veedel" in verschiedenen Kölner Vierteln präsentiert wurden. Während des Festivals, das noch bis zum 30. September läuft, werden bis zu 3.500 weitere Zuschauer erwartet.