PISA-Primus Finnland
4. Dezember 2007Finnland nimmt auch bei der dritten Runde der PISA-Studie für 15-jährige Schüler im Bereich Naturwissenschaften den Spitzenplatz ein. Das teilte die OECD am Donnerstag (29.11.2007) und damit fünf Tage früher als geplant mit. Auf den Rängen zwei und drei folgen demnach Hongkong und Kanada. Deutschland liegt auf Platz 13 und damit zum ersten Mal signifikant über dem OECD-Durchschnitt. Auch Österreich und die Schweiz erzielten Ergebnisse, die statistisch deutlich über dem OECD-Mittel liegen. Offiziell wird die Studie am 4. Dezember präsentiert. Die ersten Informationen über die Ergebnisse waren am Mittwoch in einem spanischen Lehrermagazin veröffentlicht worden.
Die PISA-Studie basiert auf Tests im Jahr 2006 in 57 Ländern, die knapp 90 Prozent der Weltwirtschaft repräsentieren, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitteilte. Die Studie sei der einzige internationale Leistungsvergleich für Jugendliche gegen Ende ihrer Pflichtschulzeit. Nach den Schwerpunkten Lesen bei PISA 2000 und Mathematik bei PISA 2003 wurden bei PISA 2006 vor allem Fähigkeiten in Naturwissenschaften erkundet.
Direkter Vergleich unmöglich
Die OECD wies darauf hin, dass im Bereich Naturwissenschaften ein direkter Vergleich mit früheren Ergebnissen nicht möglich sei, da sich durch die Schwerpunktsetzung Umfang und Struktur des Tests stark verändert hätten. Dennoch zeige sich, dass einige Länder, darunter auch Deutschland und Österreich, deutlich besser abschnitten als bei früheren Studien.
OECD-Generalsekretär Angel Gurría betonte die Bedeutung der PISA-Studie als Orientierungspunkt für die Entscheidungen der Regierungen in der Bildungspolitik. "Im Wettbewerb der globalen Wirtschaft ist eine gute Bildung ein Schlüsselfaktor für alle Gesellschaften", sagte Gurría. PISA sei weit mehr als ein bloßes Länder-Ranking. Es gehe bei der Studie vielmehr darum, inwieweit die einzelnen Bildungssysteme Jugendliche auf die Welt von morgen vorbereiten. Die Studie zeige den Ländern, wo ihre Stärken und Schwächen seien.
"Die größten Probleme noch ungelöst"
Die deutsche Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte die Kultusminister vor "zu viel Euphorie". Die großen Probleme des Schulsystems seien bei weitem nicht gelöst, sagte GEW-Vizevorsitzende Marianne Demmer. Nach wie vor sei in keinem anderen vergleichbaren Industriestaat die Abhängigkeit zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg so groß wie in Deutschland. Dies habe erneut auch die so genannte IGLU-Studie über die Leseleistung von Grundschülern bestätigt. Auch bei den PISA-Ergebnissen dürften jetzt nicht "Äpfel mit Birnen" verglichen werden. Nach der am Mittwoch veröffentlichten IGLU-Studie verbesserten sich die Leseleistungen von Deutschlands Grundschülern in den vergangenen Jahren deutlich, noch immer werden jedoch Arbeiterkinder in den Schulen massiv benachteiligt.
Köhler kritisiert mangelnde Chancengleichheit
Bundespräsident Horst Köhler hat die fehlende Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem als "unentschuldbare Ungerechtigkeit" bezeichnet. Dies schade nicht nur den Betroffenen, sondern sei auch "eine Vergeudung von umanvermögen", sagte Köhler am Donnerstag in Berlin. Die Vernachlässigung von Talenten zum Beispiel aus Zuwandererfamilien werde die Gesellschaft "in Zukunft empfindlich spüren". Bei der Bildung dürfe niemand zurückgelassen werden. Jeder müsse die bestmögliche Förderung erhalten.
Die Naturwissenschaften waren 2006 erstmals PISA-Schwerpunkt. Dazu war das gesamte Aufgabenspektrum überarbeitet und vor allem aktuelle Umweltthemen in den Mittelpunkt gestellt worden. Damit kam man auch deutschen Wünschen entgegen. Nach Finnland folgen bei der PISA-Platzierung Hongkong, Kanada und Taiwan. Österreich erreicht 511 Punkte Platz 18 (vorher 23). Dagegen fällt die Schweiz vom 12. auf den 16. Rang. (mg)