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Flüchtlinge unterwegs nach Westen

6. September 2015

Der Flüchtlingsstrom aus Ungarn reißt nicht ab. In München wurden seit Samstag etwa 8000 Neuankömmlinge registriert. Auch im österreichischen Grenzort Nickelsdorf kamen in der Nacht wieder viele Migranten an.

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Flüchtlinge bei der Ankunft in München (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP

Mehr als 1000 Menschen sind nach Angaben der burgenländischen Polizei in der Nacht zum Sonntag in der Ortschaft an der Grenze zu Ungarn eingetroffen. Wie bereits in der vergangenen Nacht hätten die Menschen die ungarischen Sonderzüge im Grenzbahnhof Hegyeshalom verlassen und die restlichen Kilometer nach Österreich zu Fuß zurücklegen müssen, sagte die stellvertretende Landespolizeidirektorin des Burgenlandes, Christian Stella. Wie die Deutsche Presse-Agentur meldet, sind mehr als 2000 weitere Menschen mit Zügen aus Budapest zur österreichischen Grenze unterwegs. Die meisten Flüchtlinge wollen weiter in die Bundesrepublik Deutschland.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) rechnen in den nächsten Stunden mit Tausenden ankommenden Flüchtlingen. Eine ÖBB-Sprecherin nannte der Deutschen Presse-Agentur die Zahl von 5000 Migranten. Die Menschen müssten zunächst in Österreich bleiben, da sie in der Nacht nicht nach Deutschland weiterreisen können. Dies sei vor allem aus technisch-organisatorischen Gründen nicht anders zu machen, erklärten die österreichischen Behörden.

In der Nacht zu Samstag hatte die ungarische Regierung in mehr als 100 Bussen die Flüchtlinge bis kurz vor die österreichische Grenze gefahren. Von dort wurden sie mit Zügen nach Deutschland gebracht. In München kamen bis Mitternacht etwa 7000 Männer, Frauen und Kinder an, meist völlig erschöpft, aber strahlend vor Glück und Erleichterung. Von den Tausenden von Menschen, die am Samstag tagsüber die österreichisch-ungarische überschritten hatten, kamen in der Nacht auf Sonntag etwa 1000 weitere Flüchtlinge in der bayerischen Landeshauptstadt an. Im Münchner Hauptbahnhof fuhren allein zwischen 1.30 und 2.00 Uhr binnen weniger Minuten gleich drei Züge ein. Viele der Flüchtlinge gaben an, aus Syrien zu kommen, aber auch aus Afghanistan und dem Irak.

Um Wartezeiten zu vermeiden, wurde die Registrierung der Neuankömmlinge vom Hauptbahnhof auf die Aufnahmeeinrichtungen verschoben. Rund 1.700 Flüchtlinge wurden bereits in andere Bundesländer weiter geleitet, darunter Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Ungarn hatte am Freitagabend entschieden, die tagelang am Bahnhof von Budapest und in Aufnahmelagern festsitzenden Flüchtlinge mit Bussen an die österreichische Grenze zu bringen. Die deutsche und die österreichische Regierung beschlossen daraufhin, angesichts chaotischer Zustände in Ungarn die Einreise freizugeben. Der Münchner Hauptbahnhof entwickelte sich zur Drehscheibe, von der aus die Menschen auf Aufnahmeeinrichtungen und Notunterkünfte verteilt wurden.

Große Koalition berät Umgang mit Flüchtlingen

Die Spitzen der großen Koalition beraten an diesem Sonntag im Bundeskanzleramt das weitere Vorgehen in der Flüchtlingskrise. Basis des Gespräches ist ein Maßnahmenkatalog von Innenminister Thomas de Maizière, durch den die Aufnahme der Hilfesuchenden beschleunigt werden soll: Dabei geht es beispielsweise um die Absenkung von Standards etwa zur Wärmedämmung, um langwierige Umbauten von Flüchtlingsunterkünften zu vermeiden. Zudem muss geklärt werden, mit wie viel Geld sich der Bund an den Ausgaben für die Flüchtlinge beteiligt. Die Schätzung für die zusätzlichen Kosten in diesem Jahr reichen bis zu zehn Milliarden Euro. Thema dürfte auch sein, wie lange Flüchtlinge über Ungarn unbegrenzt einreisen dürfen.

qu/chr (dpa, rtr)